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Kurze Zeit standen sogar zwei Williams vorn! Max Verstappen lief am Ende des Qualifyings in Zandvoort zu Höchstform auf
Motorsport Images

Auf den letzten Drücker: Hammer-Pole von Verstappen in Zandvoort!

Zoff am Ferrari-Boxenfunk, ein heftiger Williams-Crash, strömender Regen - und am Ende steht doch wieder Max Verstappen auf Poleposition ...

Max Verstappen hat sich in einem turbulenten Heim-Qualifying in Zandvoort an der Nordseeküste die Poleposition für den Grand Prix der Niederlande 2023 gesichert. Bei anfangs nassen und am Ende fast komplett trockenen Bedingungen verwies der Red-Bull-Pilot Lando Norris (McLaren) und George Russell (Mercedes) auf die Positionen 2 und 3.

Nach dem ersten Q3-Run lagen zunächst die beiden McLaren-Fahrer vor Verstappen in Führung. Es roch also schon nach einer orangefarbenen Pole - allerdings in falscher Reihenfolge, zumindest in der Wahrnehmung der niederländischen Fans, die das Qualifying wieder einmal zu einer stimmungsvollen Formel-1-Party mit Discomusik werden ließen.

Doch hinten raus lieferte Verstappen ab, legte eine Bestzeit von 1:10.567 Minuten vor - eine Nuss, die für McLaren nicht zu knacken war: Norris fehlten trotz schnellstem ersten Sektor 0,537 Sekunden, und Oscar Piastri verpatzte den letzten Sektor und wurde Achter (+1,371). Jetzt stand Zandvoort Kopf!

"Sechs Zehntel, wow", staunte selbst Verstappens Renningenieur Gianpiero Lambiase, und Helmut Marko schwärmt im Interview mit ServusTV: "Sechs Zehntel auf dieser Strecke, das ist eine unglaubliche Machtdemonstration. Er hat die Übersicht bewahrt, hat klare Ansagen gemacht - und dann diese unfassbare Zeit hingelegt."

Alexander Albon (Williams) bestätigte seine starken Trainingsleistungen und wurde mit 0,852 Sekunden Rückstand Vierter, gefolgt von Fernando Alonso (Aston Martin/+0,939), Carlos Sainz (Ferrari/+1,187) und Sergio Perez (Red Bull/+1,313).

Q3 wurde gleich zweimal unterbrochen. Der zweite Williams-Pilot, Logan Sargeant, hatte erstmals in seiner Karriere den Einzug ins Q3 geschafft. Doch auf seiner ersten schnellen Runde war er um eine Sekunde langsamer als Albon, und noch bevor er zurück an die Box fahren konnte, setzte er sein Auto in die Barrieren.

Der heftige Crash beschert den Williams-Mechanikern mutmaßlich eine Nachtschicht, damit er das Rennen am Sonntag bestreiten kann. Und auch die Sportwarte hatten zu tun: Die Reparatur der Barrieren dauerte zehn Minuten, sodass am Ende noch acht Minuten auf nahezu trockener Strecke zu fahren waren.

Sargeant steht somit in der Startaufstellung auf Platz 10.

Vier Minuten vor Ende gab es die nächste rote Flagge. Diesmal untersteuerte Charles Leclerc (Ferrari) ausgangs Kurve 9 in die Barrieren. Ausgerechnet, denn der Monegasse hatte sein Team am Boxenfunk in Q1 noch scharf attackiert. Nach seinem Abflug meldete er ganz kleinlaut: "Sorry, Jungs."

Leclerc lag zum Zeitpunkt seines Unfalls an fünfter Position. Bis zum Ende wurde er noch auf Rang 9 durchgereicht.

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F1-Liveticker: Der Samstag in Zandvoort
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Infos: Live-Übertragung im TV bei Sky (ANZEIGE)

Warum war Norris mit Platz 2 nicht zufrieden?

Der McLaren-Pilot glaubt, dass mehr drin gewesen wäre. Nach dem ersten Q3-Run lag er auch noch in Führung. Doch sein zweiter Versuch war nicht ideal: "Die erste Hälfte der Runde war mega", sagt Norris. "Die zweite Hälfte war wahrscheinlich eine der schlechtesten, die ich je gefahren bin. Trotzdem: Platz 2 kann man nehmen."

Woran es lag, dass die Runde nicht besser war, ist für Norris klar: "Am Fahrer. Die Reifen haben bis zum Ende durchgehalten. Der Fahrer nicht."

Wie waren die Wetterbedingungen?

Als Q1 um 15:00 Uhr Ortszeit freigegeben wurde, regnete es nicht. Die Strecke war aber noch nass, sodass alle Fahrer zunächst mit Intermediates rausfuhren. Kein Wunder: Kurz zuvor hatte das Formel-2-Rennen aufgrund des strömenden Regens sogar abgebrochen werden müssen.

Obwohl nur 17 Grad Luft- und 22 Grad Asphalttemperatur: Es dauerte nicht lang, bis die Strecke trocken gefahren wurde. Zumal auch die Sonne rausblinzelte, als es losging. Dementsprechend wichtig war es, zum richtigen Zeitpunkt die Reifentemperaturen im optimalen Temperaturfenster zu haben.

Das war speziell zu Beginn des Qualifyings kein Selbstläufer. Selbst routinierte Regenfahrer wie Verstappen und Hülkenberg rutschten auf ihrer ersten schnellen Runde von der Strecke. Verstappen regte sich auf: "Was zum Teufel ist mit dem Auto los? Ich habe null Grip, nirgends, und schwimme nur herum."

ServusTV-Experte Philipp Eng zeigt Verständnis für solche Fehler: "Solche Bedingungen sind für die Fahrer extrem herausfordernd. Du musst dich jede Runde neu auf den Grip einstellen."

Erschwerend kam hinzu, dass es am Ende von Q1 erneut zu regnen begann. Allerdings nur kurz. Schon während Q2 trocknete es wieder ab. Sieben Minuten vor Schluss meldete Sainz: "Die Strecke trocknet superschnell ab. Wir brauchen einen frischen Satz Intermediates für die allerletzte Runde."

Wie schlug sich Rookie Liam Lawson?

Der 21-jährige Neuseeländer ersetzt in Zandvoort Daniel Ricciardo bei AlphaTauri. Ricciardo hatte sich bei einem Crash in Kurve 3 am Freitag den Mittelhandknochen gebrochen, wird dieser Tage in Barcelona operiert und wird voraussichtlich auch in Monza in einer Woche noch ausfallen.

Der AlphaTauri-Debütant Lawson lieferte im dritten Freien Training, seiner ersten Session als Grand-Prix-Pilot, eine weitgehend fehlerfreie Vorstellung ab. Von einem Dreher, der aber ohne Folgen blieb, einmal abgesehen.

Das Qualifying unter derart schwierigen Bedingungen war für ihn dann aber doch eine Nummer zu groß. Lawson schaffte es zwar, seinen AlphaTauri heil zurück an die Box zu bringen. Am Ende hatte er aber als 20. und Letzter 2,481 Sekunden Rückstand auf die Q1-Bestzeit von Albon, 1,639 Sekunden auf Yuki Tsunoda (9.) und 1,160 Sekunden auf den Vorletzten, Valtteri Bottas (Alfa Romeo).

Neben Bottas und Lawson mussten in Q1 auch Guanyu Zhou (Alfa Romeo), Esteban Ocon (Alpine) und Kevin Magnussen (Haas) die Segel streichen. Magnussen übrigens mit einem alten Frontflügel. Den neuen hatte er bei einem Abflug im Abschlusstraining kaputtgemacht.

Zoff am Funk: Was war in Q1 bei Leclerc los?

Die Zeit war schon abgelaufen, als sich Leclerc bei wieder zunehmendem Regen vom 19. gerade noch auf den 14. Platz verbesserte. Bei der zweiten Zwischenzeit hatte er nur 0,004 Sekunden Vorsprung auf die P15-Zwischenzeit von Zhou (am Ende 16.), und die TV-Kommentatoren hatten ihn angesichts des stärker werdenden Regens bereits abgeschrieben. Doch Leclerc legte trotz eines Rutschers einen phänomenalen dritten Sektor hin und schaffte es in Q2.

Danach war er aber fuchsteufelswild und schimpfte am Boxenfunk auf sein Team: "Verdammt nochmal! Kommt schon, lasst uns das hinkriegen! Der Verkehr ist das Allerwichtigste. Das Aufwärmen der Reifen, all das. Das ist wichtig. Das ist die einzige Priorität, die wir haben. Lasst uns darauf konzentrieren, dann wird es passen. Sonst scheiden wir in Q2 aus. Wir hatten jetzt richtig Glück."

Übrigens gab es auch beim zweiten Ferrari-Fahrer ein Kommunikationsproblem in Q1. Denn Sainz hat beim Rausfahren aus der Box Piastri in die Wiese gedrängt. "Ich konnte nichts sehen", funkte er. Sein Renningenieur hätte ihn eigentlich warnen sollen, entschuldigte sich aber: Der McLaren-Pilot sei ohnehin nur auf einer Abkühlrunde gewesen.

Wie ging's in Q2 weiter?

Mit einer Bestzeit von Verstappen. Der Red-Bull-Pilot war um eine halbe Sekunde schneller als seine ersten Verfolger, Piastri, Albon und Alonso. Und mit gemischten Bedingungen: Nach dem Regen am Ende von Q1 trocknete die Strecke schnell ab. Trotzdem wagte es keiner, am Ende von Q2 einen Versuch auf den Slicks zu unternehmen.

Doch es gab auch Überraschungen: Lewis Hamilton (Mercedes) etwa timte seinen letzten Versuch nicht ganz so perfekt wie einige seiner Gegner, war eine halbe Minute zu früh dran und fand so nicht ganz optimale Streckenbedingungen vor. Während Russell sicher als Sechster weiterkam, schied der siebenmalige Weltmeister als 13. aus, 0,084 Sekunden hinter Sargeants P10-Zeit.

Hamilton erklärt: "Ich bin am Ende zwei schnelle Runden gefahren, und der Reifen hat einfach überhitzt. Ich konnte mich in meiner letzten Runde nicht mehr verbessern." Teamchef Toto Wolff ist überzeugt: "Lewis hatte die Pace, aber die Session ist einfach nicht gut gelaufen. Er wurde auch behindert. Ich bin mir sicher, wäre er in Q3 gewesen, hätten wir beide Autos in den Top 5 gehabt."

Nach dem Qualifying musste Hamilton übrigens zur Anhörung bei den Rennkommissaren. Denn jene Situation, in der ihn Yuki Tsunoda (AlphaTauri) behindert haben soll, wird von der Rennleitung erst nach Ende der Session bewertet.

Neben Hamilton erwischte es in Q2 auch Lance Stroll (11./Aston Martin), Pierre Gasly (12./Alpine), Tsunoda (14.) und Nico Hülkenberg (15./Haas). Letzterer fuhr mit seiner letzten Runde kurzzeitig auf P10, wurde dann aber noch nach hinten durchgereicht. Am Ende fehlten 0,183 Sekunden auf den Q3-Cut.

Warum war für Regenspezialist Hülkenberg nicht mehr drin?

"Das Auto fühlt sich nicht wohl, und dadurch fühle ich mich nicht wohl. Es gibt mir kein Vertrauen. Es fehlt das Selbstvertrauen, um einer solchen Strecke wirklich zu attackieren", sagt Hülkenberg. "Es fehlt einfach an Performance. Selbst unsere direkte Konkurrenz im Mittelfeld hat einfach deutlich mehr Performance gefunden in den jüngsten Monaten. Wir sind ein Stück weit durchgereicht worden. Das zeichnet sich leider immer deutlicher ab."

"War knapp. 15. in Q2 ist natürlich nicht so cool, hört sich nicht so gut an, und der Elfte war glaube ich ein oder zwei Zehntel vor mir. Die sind bei solchen Bedingungen immer irgendwo zu finden, aber leider habe ich sie heute nicht rausholen können", analysiert er.

Wo kann man den Grand Prix der Niederlande im TV sehen?

Für Hardcore-Fans endet der Formel-1-Tag auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de. Dort gibt's nämlich von Freitag bis Samstag jeden Abend um 20:00 Uhr die tägliche F1-Show mit Host Kevin Scheuren vor Ort in Zandvoort und Chefredakteur Christian Nimmervoll. Die beiden analysieren das, was tagsüber passiert ist, und liefern Stimmen und Hintergründe von den Medienterminen nach dem Live-Ausstieg der TV-Sender nach.

Wer alle Sessions live sehen möchte, der kann das bei Sky tun. Sky zeigt neben Qualifying und Rennen auch alle Freien Trainings in voller Länge. Das Rennen am Sonntag startet um 15:00 Uhr (Vorberichte bereits ab 13:30 Uhr).

Sky zu schauen lohnt sich aber nicht nur wegen der Live-Übertragungen der Sessions, sondern auch wegen des Expertenteams rund um den sechsmaligen Grand-Prix-Sieger Ralf Schumacher, der bei seinen Einschätzungen selten ein Blatt vor den Mund nimmt und die Dinge so ausspricht, wie er sie denkt.

Wer Favorit ist, ist übrigens klar: "Wenn der Start gelingt, sollte das ein Sieg werden", sagt Helmut Marko und tippt auf Verstappen.

Motorsport-Total.com

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