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Fahrer verärgert über FIA-"Moral" Franco Colapinto hat klare Vorstellungen, um Hass in Netz zu mindern
Sutton Images

Fahrern platzen die Kragen: FIA soll Hetze bestrafen statt Schimpfworte

Helmut Marko entschuldigt sich für Aussagen über Kimi Antonelli - Franco Colapinto fordert FIA zum Handeln auf und kritisiert Strafen fürs Fluchen

Die Formel 1 kommt auch beim Saisonfinale in Abu Dhabi nicht zur Ruhe: Nach dem Rennen in Katar sah sich Mercedes-Junior Kimi Antonelli massiven Anfeindungen und sogar Morddrohungen im Internet ausgesetzt.

Auslöser waren Kommentare von Red-Bull-Seite, namentlich Motorsportkonsulent Helmut Marko und Renningenieur Gianpiero Lambiase, die Antonelli beschuldigten, die McLaren-Fahrer im Kampf um Positionen einfach durchgelassen zu haben.

Während Red Bull inzwischen zurückgerudert ist, hat der Vorfall eine neue Debatte über die Verantwortung der Protagonisten und den Umgang mit Hass im Netz entfacht.

"Eins noch, das ist das Letzte", konfrontierte Sky Helmut Marko in Abu Dhabi mit den Folgen seiner Aussagen aus Katar. Der Österreicher zeigte sich einsichtig und bestätigte, dass die ursprüngliche Kritik an Antonelli ungerechtfertigt war.

Marko gibt Fehler zu

"Ja, es war eine Fehleinschätzung", räumt Marko ein. "Im Zuge des Gefechts und der Phasen, oder sagen wir mal dem Speed, den wir zuerst bekommen haben, war das natürlich etwas anderes, als wenn man sich das im Detail angeschaut hat."

Marko zeigt sich von der Wucht der Reaktionen, die seine Aussagen ausgelöst haben, betroffen: "Ich war also entsetzt über diese Reaktionen im Netz. Das war nicht gerecht und wir haben uns auch dafür entschuldigt."

Hinter den Kulissen, so bestätigte Sky, habe es klärende Gespräche zwischen Marko, Lambiase und den Verantwortlichen von Mercedes gegeben.

Doch für viele Fahrer reicht eine bloße Entschuldigung nicht mehr aus, um das Grundproblem zu lösen. Franco Colapinto, der selbst in diesem Jahr zur Zielscheibe in den sozialen Medien wurde, sieht die Verantwortung klar bei denen, die das Feuer erst entfachen.

Colapinto fordert: Hetze bestrafen statt Fluchen

Der Williams-Pilot weist darauf hin, dass die Fahrer vom Automobil-Weltverband FIA für das Benutzen von Schimpfworten bestraft werden, während Aussagen, die Hasswellen auslösen, oft konsequenzlos bleiben.

"Wir müssen viel vorsichtiger sein mit dem, was wir nach oder während der Rennen sagen", mahnt Colapinto. "Wenn ich mir die Interviews nach dem Rennen anschaue, verstehe ich, woher der Hass gegen Kimi kam. Das ist etwas, das vermieden werden sollte, bevor der Hass überhaupt entsteht. Es ist jemand dahinter, der das erschafft."

Der Argentinier zieht einen direkten Vergleich zur aktuellen Strafen-Politik der FIA: "Wir bekommen Strafen, wenn wir böse Wörter in den Medien sagen. Aber Leute, die etwas sagen, das völlig falsch ist oder Hass erzeugt, bekommen gar nichts." Das fühle sich "nicht super fair" an.

Colapinto fordert umdenken

Es sei schlimmer, durch unbedachte Aussagen ohne das volle Bild eine Hasswelle auszulösen, als "Scheiße oder was auch immer" zu sagen, so Colapinto. "Vielleicht sollte man sich das mal anschauen."

Auch die Fahrergewerkschaft GPDA bezieht klar Stellung. George Russell nennt die Vorfälle "ziemlich inakzeptabel". Zwar hätten die Red-Bull-Leute einen Fehler gemacht und sich entschuldigt, was passieren könne, wenn man nicht alle Fakten habe. Aber: "Diese Tausenden von Leuten hinter ihren Tastaturen haben keine Entschuldigung."

"Sie müssen wirklich einen harten Blick in den Spiegel werfen und sich überlegen, warum das akzeptabel ist - nicht nur für die Formel 1, sondern für die Gesellschaft insgesamt", sagt der Mercedes-Pilot.

Noch deutlicher wird Isack Hadjar, der 2025 für die Racing Bulls fahren wird: "Die Leute hinter ihren Tastaturen sind, wie George sagte, einfach Idioten. Sie wissen alle nichts über Rennsport, sind nie in ihrem Leben gefahren, das ist der einzige Grund, warum sie kommentieren."

Fahrer stellen sich gegen den Hass im Netz

Charles Leclerc fügt hinzu, dass der Hass im Fall Antonelli "für absolut nichts" gewesen sei. "Es ist eine große Schande. Wir tun alle unser Bestes, um am Limit zu sein. Und manchmal passieren Fehler."

Dass das Thema nicht nur die Fans betrifft, zeigt ein Vorfall bei den Racing Bulls. Geschäftsführer Peter Bayer bestätigte bei Sky, dass man intern gegen einen Mitarbeiter vorgehen musste.

"Wir hatten ja auch selber so einen Fall, wo einer unserer Mitarbeiter bei dem Podium quasi gebuht hat, als Lando Norris [dort stand]", so Bayer. "Da haben wir sofort klargestellt, dass wir das intern nicht wollen. Wir kämpfen hart auf der Strecke, aber wir müssen auch Vorbilder sein für die Jugend."

Harter, aber fairer Sport

Die Konsequenz aus der vergifteten Atmosphäre zieht Liam Lawson. Laut Bayer hat der Neuseeländer seinen Social-Media-Konsum eingestellt: "Liam hat mir gestern gesagt, er hat das abgestellt jetzt, er macht das nicht mehr, weil das zu belastend ist." Wenn man anfange, die Kommentare zu lesen, treffe man auf "viele traurige Menschen", so Bayer.

Die FIA hat inzwischen eine Kampagne gegen Online-Hass gestartet, doch die Ereignisse von Katar zeigen, dass der Weg zu einem sauberen Umgangston noch weit ist.

Motorsport-Total.com

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