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Vorschlag für mehr Spannung Wie an der Perlenschnur: Das Feld staut sich hinter George Russell in Suzuka
LAT Images

Vorschlag für mehr Spannung: Fahrer müssen alle drei Mischungen einsetzen

Die Diskussionen um den niedrigen Reifenverschleiß und die "Dirty Air" gehen weiter: George Russell hat eine Idee, Routinier Fernando Alonso winkt hingegen ab

Suzuka und seine Nachwehen: Der statische Große Preis von Japan - erst zum vierten Mal in der Formel-1-Historie kamen die Top-6 der Startaufstellung auch genau in dieser Reihung ins Ziel, erstmals passierte das auf einer permanenten Rennstrecke! - ist im Fahrerlager von Bahrain auch unter den Formel-1-Stars ein allgegenwärtiges Thema.

George Russell, nicht nur Mercedes-Pilot, sondern seines Zeichens auch Direktor der Fahrervereinigung GPDA, hat dabei eine zündende Idee, wie die Königsklasse die Rennen taktisch noch spannender gestalten könnte: "Ich denke, es gibt durchaus eine Lösung: Auf glatten und kühleren Strecken könnten wir mit weicheren Mischungen für spannendere Rennen und strategische Vielfalt sorgen. Ich habe das schon einmal angesprochen: Sollten wir nicht alle drei Reifentypen im Rennen einsetzen müssen?"

Mit diesem Ansatz könnte man laut Russell auch den Bedenken der FIA hinsichtlich zu weicher Reifenmischungen entgegenwirken: "Aus ihrer Sicht besteht natürlich die Sorge, dass wir bei weicheren Mischungen trotzdem bei Ein-Stopp-Rennen bleiben - dann aber mit der Gefahr, dass der Reifen komplett verschleißt und es zu Reifenschäden kommt, was Pirelli verständlicherweise vermeiden möchte", verrät der Brite, warum Behörde und Hersteller eher konservativ agieren.

Russell über Reifen: "So etwas sagen wir selten, aber ..."

"Die aktuelle Reifenverteilung ist stark auf das Qualifying ausgelegt - mit acht weichen Mischungen. Wenn wir alle drei Mischungen etwas weicher wählen und vorschreiben, dass alle drei eingesetzt werden müssen, könnte das interessant werden", glaubt Russel, wenngleich er anfügt: "Das ist jetzt nichts, wofür ich leidenschaftlich kämpfen würde, und ich bin sicher klügere Köpfe im Fahrerlager haben noch eine bessere Lösung. Aber ich denke, die F1 und Pirelli sind sich der Problematik nach den letzten beiden Rennen durchaus bewusst."

Denn Russell gibt zu bedenken: "Auch wenn die letzten drei Strecken im Layout unterschiedlich waren, so hatten sie doch gemeinsam, dass der Asphalt relativ glatt war." Der Mercedes-Pilot glaubt sogar: "Melbourne, wäre es trocken gewesen, wäre vermutlich auch ein recht eintöniges Ein-Stopp-Rennen geworden. So etwas sagen wir selten, aber in diesen Rennen war der Reifen vielleicht zu gut." Deswegen plädiert der Brite dafür, auf solchen Streckentypen in Zukunft weichere Mischungen einzusetzen.

Mit Blick auf Bahrain gibt Russell aber ohnehin Entwarnung: "Ich erwarte hier in dieser Hinsicht keine Probleme - es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Zwei-Stopp-Rennen geben", sagt der Mercedes-Pilot, und kürt dementsprechend auch gleich einen Favoriten für Sonntag: "Ich rechne damit, dass McLaren hier besonders stark sein wird - auf Strecken mit hoher Reifenabnutzung und Hitze sehe ich sie besonders schnell."

Norris und Leclerc nehmen Pirelli in Schutz

Auch WM-Leader Norris erwartet am Wochenende laut eigener Aussage "wieder etwas mehr ein normales Rennen, mit unterschiedlichen Strategien und hoffentlich auch mehr Action und Überholmanövern". Mit Blick auf Auftritt und Reifen zuletzt in Japan, stellt er jedoch fest, Suzuka sei "noch nie die beste Strecke gewesen, wenn es ums Überholen geht". Laut Norris gehe es deshalb auch darum, "was man sich wünscht", denn die (neuen) Oberflächen seien "einfach so perfekt, dass die Reifen ewig halten".

Bahrain stelle dazu aber ein Gegenbeispiel dar: "Für uns Fahrer ist eine Strecke wie diese hier, die immer sehr reifenfordernd war, eigentlich super. Sie hat schon oft für gute Rennen gesorgt. Wenn man jetzt aber alle Strecken neu asphaltiert, dann wird man nur noch Ein-Stopp-Rennen sehen", sieht sich Norris durch die Suzuka-Eindrücke bestätigt: "Dann müsste man vielleicht schon vor der Saison überlegen, welche Reifenmischungen man mitbringt."

"Es ist aber nicht Pirellis Schuld", stellt sich der WM-Spitzenreiter trotzdem vor den Reifenlieferanten: "Man weiß im Voraus ja nicht genau, wie sich alles entwickelt, man kommt einfach an die Strecke und muss mit den Gegebenheiten umgehen. Pirelli allein die Schuld zu geben, wäre in dem Fall unfair." Vielmehr sei es "eine Summe aus vielen Dingen", die die jüngst aufgetretene Problematik begünstigt habe. Norris erklärt das auch mit der DNA der Formel 1 und dahingehend einer natürlichen Entwicklung:

"Am Ende des Tages wünscht man sich leichtere Autos, Autos, die sich besser folgen können. Das Feld rückt immer näher zusammen, was ironischerweise auch dazu führen kann, dass weniger überholt wird", sagt der Brite. Auch Sauber-Pilot Nico Hülkenberg fügt hinzu: "Durch die Weiterentwicklungen der Teams und Aerodynamikexperten, ist es immer schwieriger den Autos zu folgen. Das hat enorme Auswirkungen auf die Reifen und die Strategie."

Ferrari-Star Charles Leclerc findet indes im Zuge der Eindrücke aus Japan: "Wir müssen vorsichtig sein mit dem, was wir sagen, denn an einem Tag beschweren wir uns, dass der Reifenverschleiß zu hoch ist und das Rennen wegen der Hitze extrem schwierig wird. Am nächsten Tag heißt es dann, wir sind zu konservativ unterwegs", nimmt er Pirelli ebenfalls in Schutz.

Zwar hätte auch er sich aus spannungstechnischer Sicht im Nachhinein weichere Reifen gewünscht, dennoch gibt Leclerc zu bedenken: "Das Rennen am Sonntag war für mich das erste Mal in Suzuka, dass ich wirklich von der ersten bis zur letzten Runde voll pushen konnte. Das fühlt sich im Auto großartig an. Aber es wird dann halt langweilig", sagt Leclerc, der laut eigener Aussage zwar "eine Qualifying-Runde nach der anderen" drehen, aber eben niemals den Vordermann angreifen konnte.

Alonso: "Man schaue sich ein Rennen von 1986 an ..."

Allein: Für einen Piloten im Feld ist das Phänomen im Umkehrschluss natürlich vorteilhaft, nämlich für den Führenden. Deshalb scherzt Japan-Sieger Max Verstappen auf die Frage nach der mangelnden Spannung für die Fans auch: "Ich fand es großartig!" Selbstverständlich ist sich aber auch der Niederländer der Problematik bewusst: "Ja, die 'Dirty Air' wird tatsächlich ein bisschen schlimmer", räumt der Red-Bull-Pilot ein.

Er schlägt diesbezüglich aber in dieselbe Kerbe wie Hülkenberg - der Sauber-Pilot hatte darauf verwiesen, dass nun mal nicht jeder Grand Prix spektakulär sei: "Auch nicht jedes Fußballspiel ist ein Highlight", zog der Deutsche einen treffenden Vergleich. Verstappen sieht es ähnlich: "Manchmal gibt es eben spannendere Rennen, manchmal eher langweilige. Das ist in jedem Sport so - manchmal ist es ein spektakuläres Spiel, manchmal ein zähes. Und dann geht es eben weiter zum nächsten Rennen."

Sieht auch Fernando Alonso so: "Wartet mal den Sonntag ab", gibt sich der Aston-Martin-Pilot mit Blick auf die Kurscharakteristik in Bahrain tiefenentspannt. Dass die Formel 1 aktuell ein deutlich größeres Problem mit der viel zitierten "Dirty Air" hätte als in der Vergangenheit, hält er für ein Ammenmärchen: Davon sei man schlichtweg "sehr weit entfernt", so Alonso, der vielmehr meint, 2021 sei diesbezüglich das schlimmste Jahr gewesen: "Das letzte Jahr dieses Reglements war damals ziemlich schlecht."

Rennen wie in Suzuka habe es indes schon immer gegeben, erklärt der erfahrenste Pilot der Grand-Prix-Geschichte: "Man schaue sich ein Rennen von 1986 an, das war ein Ein-Stopp-Rennen - und trotzdem schön anzusehen. Vielleicht sind die ersten beiden Autos 45 Sekunden vom Dritten entfernt, trotzdem ist es sehenswert", kritisiert Alonso, dass heutzutage "ständig nach mehr Überholmanövern, mehr Boxenstopps, engerem Feld" gerufen werde: "Die Formel 1 ist, wie sie ist - und wir sollten sie genau dafür lieben."

Motorsport-Total.com

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