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Das süße kleine Geheimnis der FIA

Max & Bernie zum Trotz: Außerhalb des Rampenlichts wird ja doch noch abwechslungsreicher Rennsport betrieben, zum Beispiel in der FIA-GT4.

Johannes.Gauglica@motorline.cc; Fotos: FIA-GT/DPPI

Irgendwo ganz hinten im FIA-Hauptquartier ist eine Tür mit der Aufschrift "FIA-GT Marketing & PR". Hinter dieser Tür sitzt niemand. Und das ist schade, denn so bleibt die FIA-GT-Meisterschaft weiterhin vom Mainstream der Fans und Medien unbeachtet.

Seit 1996 gibt es diese Serie, die ab 2010 zur Weltmeisterschaft avancieren soll – ein Herzenswunsch des Promoters. Statt eines hochfliegenden Titels wäre eine bessere Vermarktung und Medienarbeit aber allemal wichtiger.

(Wie das mit Herzenswünschen so ist, haben sie nicht immer viel mit Vernunft zu tun.)

GT1, GT2, GT3, GT4 – nur Insider kennen sich beim Klassengefüge der zweisitzigen Gran Turismo mittlerweile noch aus. Dieser "Wildwuchs" könnte aber für die Zukunft Früchte tragen.

GT-was??

Im Gefolge der großen GT1 (wo zum Beispiel Karl Wendlinger und Philipp Peter um den Titel kämpfen) & GT2 haben sich mit wachsendem Erfolg "kleinere", seriennahere, aber keinesfalls weniger spektakuläre Serien etabliert.

Neben der Europameisterschaft für GT3-Autos gibt es im Rahmenprogramm der FIA-GT-Wochenenden auch den GT4 European Cup. Und damit es nicht zu einfach wird, dort wiederum eine Unterkategorie "Sport Lights".

Die Action in der GT4 lässt altgediente Tourenwagen-Fans nostalgisch werden: die drei Rennen pro Meeting (ein "long race" über 50 Minuten und zwei Sprints) sind klassische Fights Türschnalle an Türschnalle mit seriennah gehaltenen Autos, "wie in der guten alten..." - na Sie wissen schon.

Fahrzeuge wie der bullige Ford Mustang, der slicke Aston Martin N24 oder das Z4 Coupé sind hier nicht von aerodynamischen Auswüchsen verunziert.

Die Serien-Karossen dürfen zeigen, wie windschnittig sie wirklich sind. Zumal bei Autos wie dem Pony Car aus Detroit stemmt sich da Einiges an Architektur in den Fahrtwind.

Florett gegen Flammenwerfer

Vom Super-Team zu Weekend-Schraubern hat in dieser Liga alles irgendwie seinen Platz, auch wenn die meisten Herrschaften schon etwas betuchter sind.

Jetalliance Racing aus Niederösterreich hat einen eigenen Sattelschlepper für die drei Aston Martin, die man im Kundenauftrag einsetzt.

JAR-Fahrer Klaus Engelhorn hatte bis vor kurzem Titelchancen, jetzt hat ihm Mustang-Pilot Eric de Doncker die Führung abgeknöpft, man darf wohl bereits zum "Vize" gratulieren.

Die Mannschaft von RJN Motorsport aus Großbritannien reiste, ganz klassisch, mit Sprinter-Bus und Anhänger in Tschechien an.

Alex Buncombe im Nissan 350Z holte sich in Brünn dreimal die Pole Position und war stets am schnellen Ende des Feldes zu sehen. Es kommt nicht auf die Größe an...

Florett gegen Flammenwerfer: während sich in der "Oberliga" die Fahrzeuge immer mehr einander angleichen (jeder Hersteller wählt letztlich die fürs jeweilige Reglement günstigste Package), präsentiert sich das GT4-Bild bunt. Die Autos werden leistungsmäßig angepasst, ansonsten könnten sie von Haus aus nicht fair gegeneinander antreten.

Von "viel Motor, wenig Fahrwerk" (Ford Mustang) bis "viel Fahrwerk, wenig Motor" reicht die Palette. Die Autos mit dem meisten Fahrwerk und dem wenigsten Motor sind mit die spektakulärsten.

Kampf der Exoten: GT4 Sport Lights

Am untersten Ende des PS-Spektrums fighten erstaunlicherweise wieder Hersteller um Ruhm und Ehre.

Die "Sport Lights", eine Klasse für straßenzugelassene Sportwagen mit 750 Kilo Mindestgewicht, waren anfangs eine Totgeburt - bis eine neue Marke sie als Spielwiese für ihre Fahrzeugentwicklung entdeckte.

Und so thronen die großen Trucks von KTM im GT4-Paddock. Zwei X-Bow werden vom Entwicklungspartner Reiter Engineering aus Bayern eingesetzt, diese Truppe entwickelt auch die Rennversionen aller Lamborghini.

Von wegen Hobby-Liga: In den Cockpits sitzen ausnahmslos hungrige Jung-Profis. (Ein Kunden-Programm wird nach dem Marken-Motto "Ready to race" allerdings bereits aufgebaut.)

Catharina Felser heizt den Herren der Schöpfung heuer ordentlich ein - nicht nur optisch, sondern vor allem (was ihnen weitaus weniger schmeckt) als knallharte Amazone auf der Rennstrecke. Diese Gangart hat sie in der Formel 3 gelernt, wo man nicht zimperlich sein darf.

Ihre Kollegen Dennis Retera und Christopher Haase haben bereits Erfahrung mit PS-stärkeren Autos; Haase ist mit einem Lambo Gallardo der regierende Champion des deutschen GT-Masters.

Denis the Menace...

KTM hat in den GT4-Rennen von Anfang an Entwicklungsarbeit für die Serienversion des X-Bow geleistet, die sich vom Rennauto nur in Details wir dem Auffahrschutz am Heck und den modifizierten Überrollbügeln unterscheidet.

So "im Freien" sitzt man in keinem Auto des GT-Zirkus, nicht einmal im filigranen Donkervoort D8 GT. Die Holländer haben bei den GT4 endlich ein internationales Betätigungsfeld gefunden, wo man die "Klone" des Lotus Super Seven mit ihren freistehenden Rädern akzeptiert.

Genau wie der X-Bow greift auch Donkervoort auf einen Turbomotor aus dem Hause Audi zurück. Mit Denis Donkervoort fährt hier auch ein Hersteller sein eigenes Auto - das sieht man heutzutage selten.

...und Gavan der Barbar

Die Traditionsmarke Lotus hat heuer ebenfalls bereits bei einigen Rennen mitgemischt. Der 2-Eleven ist das Clubsport-Mobil aus Hethel auf Basis der Elise, mit minimalistischem Rennwagen-Appeal.

Der Fahrwerks-Entwickler der Marke, Gavan Kershaw, selbst ein feiner Racer mit "britischer Härte", steuerte ein Werksauto, ebenso Tourenwagen-WM-Pilot Stefano d'Aste. Die Technik macht aber noch nicht immer so recht mit.

Von Feuern & Feiern

Umso toller die Leistung der Girls & Boys von KTM – das Motorfeuer in Brünn war der erste technische Lapsus beim "brand"-neuen Auto.

Aus dem Werk in Graz wurde eilends ein Ersatzwagen beigebracht, und die Nachtschicht wurde mit einem Sieg honoriert. Die halbe Belegschaft der KTM-Autobauer war anwesend, um den Erfolg zu feiern!

Aufstand der Kleinen: Auch weitere Marken wie Ginetta oder Caterham haben passende Sport Lights-Autos im Programm. Bemühungen sind im Gang, mit einem Feld von ca. 15 Autos nächstes Jahr eigene Rennen zu bekommen, wo sich die Pocket Rockets als eigene Show präsentieren können.

Motorsport, der Spaß macht - wenn nur Max & Bernie nichts davon erfahren...

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