Motorrad-WM: Donington | 27.07.2009
Spektakuläre Show in Donington
Die Stars wie Rossi, Lorenzo, Stoner oder Pedrosa haben gepatzt – da war der Weg frei für Andrea Dovizioso, dahinter Edwards und de Puniet.
Foto: Honda
Bye, bye Donington! Die britische Strecke erlebte zum Abschied des Grand-Prix-Zirkus noch einmal ein Rennen, welches alle Fans so schnell nicht vergessen werden. Der Landregen sorgte für unberechenbare Verhältnisse. Andrea Dovizioso ließ sich davon nicht beirren. Der italienische Honda-Pilot feierte seinen ersten MotoGP-Sieg und hatte am Ende mit Colin Edwards und Randy de Puniet zwei Überraschungsleute auf dem Podest neben sich. Die Favoriten stürzten oder verzockten sich.
"MotoGP ist total spektakulär. Vor allem das britische Wetter macht die Show besonders spannend. Ich hoffe, dass Valentino Rossi gewinnt", meinte Ex-Formel-1-Weltmeister Nigel Mansell vor dem Start des zehnten MotoGP-Laufs des Jahres. Der Regen hatte pünktlich 15 Minuten vor dem Beginn der Einführungsrunde eingesetzt. Hektisch werkelten die Reifentechniker an den Prototypen, um die Maschinen für ein Regenrennen vorzubereiten.
"Der Glückliche gewinnt", so die Einschätzung von Ex-Champion Wayne Rainey vor dem Aufgalopp, "man kann es bei der Reifenwahl eigentlich nur falsch machen." Genau diese Prognose traf ein. Ducati setzte alles auf eine Karte und schickte Casey Stoner und Nicky Hayden auf Regenreifen auf die fast trockene Piste. Fatal: Die beiden Piloten wurden hoffnungslos durchgereicht und landeten schließlich auf den letzten beiden Plätzen.
Beim Start schoss überraschenderweise auf leicht feuchter Piste nicht Dani Pedrosa, sondern Polemann Valentino Rossi in Front. Der Italiener wurde jedoch schnell von Toni Elias überrumpelt. Der Spanier legte in den ersten drei Runden ein Höllentempo vor. Rossi, Pedrosa, Lorenzo und Dovizioso konnten dem Gresini-Piloten nur mit Mühe folgen. Doch nach fünf Runden hatten sie sich alle wieder an Elias vorbeigeschoben. Der Spanier stürzte bei dem Versuch, sich an den schnellen Zug anzuhängen.
Jorge Lorenzo nutzte zwischenzeitlich eine Lücke und zog unwiderstehlich in Führung. Der Mallorciner lag in Runde neun bereits gut eine Sekunde vor dem Rest der Welt, als er bei immer stärker werdendem Nieselregen auf einen Curb kam und spektakulär abflog. Kopfschüttelnd musste Lorenzo einsehen, dass seine Yamaha keinen Meter mehr schaffen würde. Rossi lag in Führung, aber dessen weiche Pneus lösten sich nach und nach auf.
Andrea Dovizioso hatte sich derweil am Hinterrad des Champions festgebissen. Das Duo setzte sich rasant vom bärenstarken Randy de Puniet und von Dani Pedrosa ab, der immer mehr abbaute. Bereits zwei Runden vor Rennhalbzeit konnte Casey Stoner nur noch mit dem Kopf schütteln. Er und sein Kollege Hayden wurden von den beiden Führenden nach nur 13 Umläufen überrundet!
Rossi kämpfte, seine Yamaha rutschte in jeder zweiten Ecke beim Beschleunigen. Dovizioso fuhr gleichzeitig eine saubere und ruhige Linie und machte dem Italiener richtig Beine. In Runde 20 die Sensation: Rossi kam ähnlich wie Teamkollege Lorenzo auf einen Randstein und legte sich ab. Der Yamaha-Superstar stand jedoch schnell wieder auf und reihte sich auf Platz elf wieder ein. Mit Wut im Bauch kämpfte sich Rossi schließlich noch bis auf Rang fünf nach vorne.
Dovizioso war plötzlich allein ganz vorne. Der Italiener verlor bei stärker einsetzendem Regen ein wenig das Gespür für das Limit. Hinter ihm holten Randy de Puniet und der in der Endphase extrem starke Colin Edwards mit Riesenschritten auf. Während unter anderem Marco Melandri, Loris Capirossi und Mika Kallio das Bike wechselten, fuhren die drei Spitzenleute das Rennen auf Slicks ins Ziel. Dovizioso rettete sich letztlich hauchdünn zum Sieg, Edwards schnappte sich noch Platz zwei von de Puniet.
Hinter den Podestbesuchern feierte Alex de Angelis ein weiteres Topergebnis. Hinter Rossi machte James Toseland aus den schwierigen Verhältnissen beim Heimspiel noch das Beste. Marco Melandri rang auf den letzten Metern mit seinen Regenreifen den fulminant auftrumpfenden Niccolò Canepa nieder. Fazit am Ende: Valentino Rossi hat sicherlich eine große Chance vertan, hat aber dennoch Glück gehabt. Der Italiener baute seine Gesamtführung weiter aus, weil Stoner nur zwei Zähler kassierte und Lorenzo leer ausging.
125 ccm: Ranseder nicht im Ziel
Michael Ranseder sah nach einem Sturz leider keine Zielflagge. Auf seiner Website schreibt der Oberösterreicher: „Die Enttäuschung ist riesengroß. Heute wäre einiges möglich gewesen. Nach dem Re-Start war ich zweimal in einen Zwischenfall mit einem anderen Fahrer verwickelt. In der ersten Runde musste ich wegen Olive durchs Gras und in der zweiten Runde ist Masbou direkt vor mir gestürzt. Zum Glück konnte ich ausweichen und habe ihn nicht berührt. Ich selbst bin aber dabei geradeaus in einen Reifenstapel gedonnert. Ärgerlich ist vor allem, dass ich im Nassen ein gutes Gefühl für das Motorrad hatte. Nach dem ersten Zwischenfall konnte ich vier oder fünf Konkurrenten wieder überholen. Auch im ersten Teil des Rennens habe ich einen guten Rhythmus gefunden. Es war extrem schwierig, aber ich habe in meiner Gruppe verbissen gekämpft. Schade, letztendlich haben alle Anstrengungen nichts eingebracht. Eines steht aber fest, das Team leistet wirklich gute Arbeit.“
Ergebnis
1. Andrea Dovizioso Honda 48:26.267 2. Colin Edwards Tech 3 Yamaha + 1.360 3. Randy de Puniet LCR Honda + 1.600 4. Alex de Angelis Gresini Honda + 8.958 5. Valentino Rossi Yamaha + 21.622 6. James Toseland Tech 3 Yamaha + 22.465 7. Marco Melandri Hayate Kawasaki + 35.284 8. Niccolo Canepa Pramac Ducati + 38.769 9. Dani Pedrosa Honda + 42.112 10. Mika Kallio Pramac Ducati + 45.845 11. Loris Capirossi Suzuki + 53.190 12. Gabor Talmacsi Scot Honda +1:12.315 13. Chris Vermeulen Suzuki + 1 Runde 14. Casey Stoner Ducati + 1 Runde 15. Nicky Hayden Ducati + 1 Runde
WM-Stand
1. ROSSI Valentino 187 Punkte 2. LORENZO Jorge 162 Punkte 3. STONER Casey 150 Punkte 4. PEDROSA Dani 115 Punkte 5. EDWARDS Colin 103 Punkte 6. DOVIZIOSO Andrea 94 Punkte