MotoGP: LeMans | 23.05.2010
Der Yamaha-Thriller
Valentino Rossi gewinnt den Qualifying-Thriller gegen seinen Yamaha-Teamkollegen Jorge Lorenzo knapp, Dani Pedrosa sichert sich Startplatz drei.
Weltmeister Valentino Rossi hat sich in einem spannenden Qualifying am Samstagnachmittag die Pole-Position für den Grand Prix von Frankreich gesichert. Bei besten äußeren Bedinungen in Le Mans - Sonnenschein und 28 Grad Celsius Lufttemperatur - setzte sich der Yamaha-Pilot am Ende hauchdünn gegen seinen Teamkollegen Jorge Lorenzo durch (1:33.408 Minuten). Dem Mallorquiner fehlten schlussendlich nur 0,054 Sekunden auf seinen Rivalen.
Die Trainingssitzung war von zahlreichen Führungswechseln geprägt. So lagen neben Rossi und Lorenzo unter anderem auch Colin Edwards, Casey Stoner und Dani Pedrosa zwischenzeitlich an der Spitze des Zeitenklassements. Während Edwards am Ende auf Platz acht durchgereicht wurde (1:34.304), schnappte sich Pedrosa den letzten verbliebenen Platz in der ersten Startreihe (1:33.573).
Für Stoner blieb somit nur der vierte Startplatz (1:33.824). Der Australier ließ zwar nach rund der Hälfte der einstündigen Session zahlreiche Änderungen am Setup seiner Ducati vornehmen. Für einen Platz in der ersten Reihe sollte es für Stoner dennoch nicht reichen. Hinter ihm in Reihe zwei starten sein Teamkollege Nicky Hayden (1:33.834) und Lokalmatador Randy de Puniet (1:34.074). Der LCR-Honda-Pilot war damit erneut bester Fahrer eines Privatteams in der MotoGP.
Ben Spies nahm trotz großer Schmerzen an der Qualifikation teil. Der US-Amerikaner hatte sich bei einem Sturz im zweiten Freien Training am Samstagvormittag am linken Fuß verletzt. Zwar scheint entgegen erster Befürchtungen nichts gebrochen zu sein, allerdings beeinträchtigten die Schmerzen den Tech-3-Piloten. Am Ende sprang für ihn Startplatz zwölf heraus (1:34.920).
Das Teilnehmerfeld wurde kurz vor dem Start des Qualifyings um 13:55 Uhr Ortszeit auf 16 Fahrer reduziert. Álvaro Bautista musste nach seinem Sturz im zweiten Freien Training auf eine Teilnahme an der Qualifikation und am Rennen verzichten. Der Suzuki-Pilot hatte sich erst in der vergangenen Woche einer Operation an seinem gebrochenen Schlüsselbein unterzogen und litt am Freitag unter teils heftigen Schmerzen.
Qualifying Moto2
In der Startaufstellung zum Moto2-Rennen am Sonntagmittag könnte es zu einem Promi-Auflauf kommen. Mit Jules Cluzel steht ein Lokalmatador auf Startplatz vier, der viele heimische VIPs an den Bugatti-Circuit locken wird. Und der Teambesitzer von Pole-Setter Kenny Noyes ist niemand geringerer als Antonio Banderas. Ob dieser aber kurzfristig nach Le Mans reisen wird, ist zu bezweifeln. Jedenfalls zeigte der 31-jährige Kalifornier Kenny Noyes im Qualifikationstraining eine beeindruckende Leistung. Die Freien Trainings zuvor waren alles andere als vielversprechend verlaufen.
"Dieses Wochenende ist zuvor noch recht mühselig für uns verlaufen", so der Promoharris-Pilot auf der offiziellen Pressekonferenz am Samstagnachmittag."Das erste Freie Training am Freitag beendeten wir gar nur auf dem 28. Platz. Das Gefühl für das Motorrad war wirklich schlecht. Wir waren zu einem gewissen Maß darauf eingestellt, denn Le Mans ist für uns Neuland. Zum Glück waren wir aber in der Lage, diese Rennstrecke schnell kennenzulernen."
"Über diese Pole-Position freuen wir uns riesig", so Noyes weiter. "Ich denke, wir können auch im Rennen ein gutes Tempo fahren. Dieses Ergebnis konnten wir wirklich nicht erwarten. Auch nicht nach dem guten Rennen in Jerez. Denn ab jetzt folgen etliche Rennstrecken, die mir fremd sind. Ich kenne nur die Rennstrecken in Spanien. Meiner Meinung nach kommen solche Ergebnisse aufgrund der ausgeglichenen Leistungsdichte zustande. Man muss jederzeit alles geben, man darf nie locker lassen."
Letzteres spiegelt sich in der Ergebnisliste des Qualifyings wider. Noyes und Héctor Faubel als 27. sind nur durch eine Sekunde voneinander getrennt. Noyes erwartet sich infolgedessen erneut ein enges Rennen an der Spitze. "Die knappen Zeitabstände sind unglaublich. Jeder kann mehr oder weniger das gleiche Tempo fahren. Daher bin ich mir sicher, dass es im Rennen wieder ganz eng zu gehen wird. Unser Setup sollte aber gut genug sein, um in der Spitzengruppe mitmischen zu können."
Qualifying 125er
Unterschiedlicher hätten für das Aspar-Team die Trainings zum Grand Prix von Frankreich nicht verlaufen können. Am Freitagnachmittag mussten beide Fahrer ihre Aprilia mit technischen Defekten abstellen. Zuerst riss ein Kolbenklemmer Bradley Smith aus dem Geschehen und fünf Minuten vor Trainingsende brach an Nicolás Terols Motorrad der Zylinder. Am Samstag hatte die spanische Weltmeister-Crew die Technik wieder im Griff. Terol und Smith beendeten das zweite Freie Training am Vormittag auf den Plätzen zwei und drei. Im Qualifying flog der WM-Führende Terol förmlich zur Bestzeit, während sein Teamkollege als Fünfter eine Reihe hinter ihm steht.
"Schon seit geraumer Zeit wollte ich auch einmal vom besten Startplatz in einen Grand Prix gehen", so der 21-jährige Terol. "Das ist etwas, das ich schon lange erreichen wollte. Ein paar Mal war ich schon knapp dran, aber es letztendlich doch geschafft zu haben, steigert mein Vertrauen immens." Der WM-Führende untermalte in der 40-minütigen Session seine momentane Hochform mit einer Serie von Bestzeiten.
"Ich bin gleich mit vollem Elan in das Qualifikationstraining gestartet", so Terol weiter. "Ich hatte dabei auch ein paar haarige Momente, aber trotzdem habe ich nicht locker gelassen. Ich wollte unbedingt diese Pole-Position. Ich bin mit unserer Arbeit soweit an diesem Wochenende zufrieden, auch wenn uns im ersten Training der Defektteufel etwas Zeit geraubt hat. Wie auch immer, ich fühle mich für das Rennen gut vorbereitet."
Nach seiner ersten Pole-Position fasst Terol verständlicherweise auch den Sieg ins Auge. "Mein Ziel ist es, das Rennen zu gewinnen. Ich fühle mich mental stark genug und werde für dieses Ziel von der ersten bis zur letzten Runde 100 Prozent geben." Als härteste Widersacher sieht er seine Landsleute. "Wir Spanier machen auch hier einen starken Eindruck. Ich denke, es wird wiederum ein schönes Rennen zwischen uns werden. Es wird allemal sehr eng, den die ersten fünf oder sechs nach dem Qualifying sind sehr stark."
Für Bradley Smith war das erste Training am Freitag bereits nach neun Runden zu Ende. Der 18. Platz schmeckte ihm gar nicht. Umso mehr freut er sich, mit Startplatz fünf wieder in Schlagdistanz zu den Top-Leuten zu sein. "Im Allgemeinen bin ich ganz zufrieden", so der 19-jährige Engländer. "Obwohl wir am Vormittag mit dem Setting noch nicht ganz aufgestellt waren. Trotzdem ist es ein wohltuendes Gefühl, endlich wieder in der Lage zu sein um Top-Platzierungen kämpfen zu können. Die erste Startreihe haben wir erst im allerletzten Augenblick verloren."
Abgesehen von dem Motorschaden am Freitag kann Smith auch von weiteren Zwischenfällen am Samstag berichten. "Am Ende der Gegengeraden hat der Motor geklemmt. Zum Glück konnte ich rechtzeitig die Kupplung ziehen und verhinderte gerade noch einen Sturz. Heute am Vormittag passierte ein harmloser Sturz. Aber im Vergleich zu Katar und Jerez geht es an diesem Wochenende viel besser. Wir sind dorthin zurückgekehrt, wo wir auch hingehören. Unsere Aprilia funktioniert bestens, und mein Renntempo stimmt mich zuversichtlich. Es wartet aber eine schwere Aufgabe auf uns, denn einige der Jungs vor uns sind in der Lage einige echt starke Rundenzeiten fahren zu können."