Formel 3: Macau | 16.11.2001
Wirdheim überraschend auf Pole
Beim Abschlusstraining zum Formel 3 Klassiker in den Straßen von Macau sorgt der Schwede Björn Wirdheim für eine überraschende Pole-Position.
Björn Wirdheim:
Der schwedische Formel 3 Pilot gibt der starken Konkurrenz in Macau Rätsel auf und schnappt sich die Pole
Der 48. Macau Grand Prix - das ist der Fight der Formel-3-Champions aus Deutschland (Toshihiro Kaneishi/JPN), England (Takuma Sato/JPN), Frankreich (Ryo Fukuda/JPN) und Japan (Benoit Treluyer/FRA). Aber es ist auch der Kampf der Motorenhersteller Honda, Nissan, Opel, Renault und Toyota. Welches Prestige vor allem die Japaner dem Formel-3-Weltfinale auf dem 6,12 Kilometer langen Stadtkurs beimessen, zeigt die enorme Anstrengung von Honda: für Benoit Treluyer lieferte Honda spezielle Werksmotoren direkt aus Japan in die ehemalige portugiesische Kolonie Macau. Erzfeind Toyota versucht mit dem erfahrenen Formel-3000-Piloten Paulo Montin/FRA gegenzuhalten.
Keine leichte Aufgabe also, die auf die Vertreter aus der Int. Deutschen Formel-3-Meisterschaft wartet, zumal der Macau Grand Prix jederzeit für Überraschungen gut ist. Gewiefte Beobachter der Szene sprechen in diesem Jahr mindestens einem Dutzend Fahrern reelle Siegchancen zu.
Für eine faustdicke Überraschung sorgte dann tatsächlich ein Pilot und ein Team aus der höchsten deutschen Formel-Rennserie.
Ausgerechnet der Schwede Björn Wirdheim, Sieger bei den deutschen Meisterschaftsläufen auf dem Nürburgring und auf dem A1-Ring, deklassierte in seinem Dallara Opel-Spiess das Feld. Irre 2:11.983 Minuten legte er im Monoposto des Prema-Powerteams im Abschlusstraining vor - rund eine Sekunde schneller als die letztjährige Bestzeit. "Ich hatte von Beginn an ein gutes Gefühl. Die Strecke hier ist der Hammer. Ich mag Stadtkurse, die viel Mut verlangen; so konnte ich auch beim internationalen Rennen in Pau auf den dritten Platz fahren. Diese Pole Position hier bedeutet eine Menge, schließlich trete ich gegen eine unglaubliche Konkurrenz an. Ich glaube, dass mir die Leistungsdichte in der Deutschen Formel-3-Meisterschaft nun zugute kommt", schwärmte ein überglücklicher Björn Wirdheim.
Alle Versuche, dem Schweden in den letzten zehn Trainingsminuten die Pole Position noch zu entreißen schlugen fehl. Vor allem der künftige Jordan Formel-1-Pilot Takuma Sato (Dallara Mugen-Honda) fuhr energische Angriffe. Obwohl sich Sato von Runde zu Runde steigerte, musste er sich am Ende mit Platz zwei und einer Rundenzeit von 2:12.062 Minuten begnügen. Auf den dritten Platz kam der Franzose Jonathan Cochet im Dallara Renault-Sodemo. Platz vier ging an den Italiener Paolo Montin (Dallara Tom's-Toyota). Vier verschiedene Motorenhersteller auf den ersten vier Plätzen - die Ernsthaftigkeit des eingangs erwähnten Fights wurde deutlich unterstrichen. "Es ist wirklich das gesamte Paket, das stimmen muss - eine optimale Teamleistung, ein guter Motor und das Fahrergefühl für die Bestzeit", resümierte der 21-jährige Wirdheim.
Zweitbester aus der Deutschen Formel-3-Meisterschaft war der Japaner Kousuke Matsuura auf Platz sieben: Ich bin das erste Mal hier und recht zufrieden, dennoch fehlt mir knapp eine Sekunde auf meinen Teamkollegen Wirdheim - dies ärgert mich schon etwas."
Natürlich konnte auch Pierre Kaffer mit dem zehnten Platz nicht glücklich sein, obwohl der einzige Deutsche im 30-köpfigen Starterfeld im Rennen "alles für möglich hält". Kaffer hatte gegen Ende der 45-minütigen Trainingssitzung Pech, als er mit frischen Reifen durch einen Trainingsabbruch gebremst wurde: "Es wäre viel mehr drin gewesen. Leider hatten wir bislang mit einigen kleinen Problemen zu kämpfen, die wir jetzt aber im Griff haben." Probleme gab es auch beim frisch gebackenen Deutschen Meister. Toshihiro Kaneishi kam über Platz elf nicht hinaus. "Kaum habe ich neue Reifen drauf, untersteuert mein Auto stark. Schon nach zwei drei Runden fahre ich dann chancenlos", so der Japaner.
Ein weitere Vertreter aus der Deutschen Formel-3-Meisterschaft brachte sich selbst um eine gute Chance: Joao Paulo de Oliveira crashte schon in der ersten schnellen Runde, die er mit neuen Reifen in Angriff nahm. "Wer hier schnell sein will, muss ein großes Risiko eingehen. Ich habe einfach Pech gehabt und die Mauer berührt. Ohne den Unfall wäre ein Platz in den ersten beiden Startreihen drin gewesen", ärgerte sich der Brasilianer. De Oliveira hatte vorher mehrmals aufhorchen lassen, als er kurzzeitig auf der Pole Position auftauchten konnte. Am Ende blieb für den 20-Jährigen der 17. Platz. Vom 24. Startplatz wird Raffaele Giammaria seine Macau-Premiere starten. Auch der Italiener war in einen Unfall verwickelt, der ihm wichtige Trainingsrunden kostete.
Viel schlimmer erwischte es den Briten Anthony Davidson, der nach seinem Einschlag in die Leitplanken nach dem ersten Qualifying die Veranstaltung für sich als beendet sehen musste. Mit einer Nackenstauchung befindet sich der diesjährige Sieger des Formel-3-Grand Prix in Pau bereits auf dem Heimweg. Nicht nur Björn Wirdheim hofft derweil auf das nötige Glück im Spielerparadies Macau, sondern auch Opel und Haustuner Spiess. Im vergangenen Jahr konnte man mit dem Einheimischen André Couto den Sieg einfahren, doch in diesem Jahr ist die Konkurrenz - sowohl auf der Fahrer- wie auch auf der Herstellerseite - ungleich größer. Umso bedeutender ist die Pole Position beim 48. Macau Grand Prix zu werten.