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Priaulx & Farfus top, Muller Tabellenführer

Die beiden Rennen zum WTCC-Saisonauftakt in Monza verliefen turbulent, am Ende lagen Andy Priaulx (BMW) und Augusto Farfus (Alfa) vorne.

Johannes Gauglica

Hochkonzentrierter Rennsport: nach einer Stunde waren die Läufe 1 und 2 der Tourenwagen-Weltmeisterschaft in Monza auch schon wieder vorbei. Die Fans würden sich über drei Rennen pro Wochenende oder vielleicht ein längeres „feature race“ freuen.

Der Vorteil der jetzigen Regelung: zum Taktieren ist während der knappen fünfundzwanzig Minuten, oder in Monza neun Runden, keinerlei Zeit. Es geht zur Sache, wie man sich das von einem Tourenwagenrennen wünscht.

Lauf 1: Serien-Champion Andy Priaulx (Europameister 2004, Weltmeister 2005) setzte dort fort, wo er voriges Jahr in Macau aufgehört hat, und stellte sich trotz eines lästigen Zwischenfalles mit dem Bordfeuerlöscher im neuen BMW 320si auf die Pole Position für die Saisoneröffnung am Autodromo Nazionale.

Um es vorwegzunehmen: am Schluss war er noch immer an der Spitze und holte sich in recht souveräner Manier den ersten Sieg des Jahres 2006. BMW-Festspiele wurden es trotzdem keine.

Hinter Priaulx, der auch beim Restart nach einer Safety-Car-Phase das 36-Auto-Feld unter Kontrolle hatte, flogen die Fetzen – zuerst rote, dann weiße.

Rot waren die Fetzen von Salvatore Tavanos Alfa Romeo; gleich in der ersten Schikane, der Variante Rettifilo knallte der italienische Neuzugang im „Spar-Werksteam“ von Alfa seinem Teamkollegen Augusto Farfus jr. ins Heck. Während Farfus weiterfuhr und in der Spitzengruppe hinter Priaulx herhetzte, war Tavanos erster Auftritt als Werksfahrer gleich wieder vorbei.

Ebenfalls gleich in der ersten Kurve im Staub war Jörg Müller mit dem Schnitzer-BMW, erste Anzeichen eines dunkelgrauen Wochenendes für das BMW Team Deutschland. Die Nr. 42 verbrachte einen guten Teil des ersten Rennens in der Box.

Sein Teamkollege Dirk Müller raufte mit einer spanischen Armada herum: die Seat Leon zeigten auf dem schnellen Kurs in Monza, der ihnen eigentlich laut Drehbuch nicht hätte liegen sollen, mächtig auf. Vor allem die vom französischen Superteam ORECA eingesetzten Rickard Rydell, James Thompson und Neuzugang Yvan Muller gingen die Pace der Konkurrenz aus Deutschland und Frankreich (und alsbald Korea) locker mit.

Am Schluss hatte Muller über Müller die Oberhand, in seinem WM-Debut belegte der französische Tourenwagenveteran Rang 2 vor Seat-Teamkollegen Thompson und Dirk Müller. Vor gut gefüllten Tribünen (niemand beschwerte sich über den Lärm) wurde gerauft und gerangelt, dass die Trümmer flogen.

Farfus war anfangs im Kampf um den Sieg dabei; die Karosserietrümmer, die er nach dem Tavano-Crash hinter sich herschleifte, ließen ihn allerdings hinter die Seat-Flotte und in die Fänge des beim Restart blitzschnellen Alex Zanardi fallen. Die beiden haben voriges Jahr in Imola bereits Bekanntschaft gemacht und blieben sich auch in Monza nichts schuldig.

Am anderen Ende des Feldes holte der Deutsche im Seat-Team, Peter Terting, nach einem Start aus der Boxengasse dreiundzwanzig (!) Plätze auf. Und bei den Independents stellte sich Alessandro Balzan im drei Jahre alten 156er-Alfa als unbezwingbar heraus und kurvte unbeirrt auf Platz 9, mitten unter die Werksfahrer.

Ergebnis Lauf 1

Lauf 2: In der WTCC werden für den zweiten Lauf die ersten Acht in der Startaufstellung umgedreht, Privatier Balzan im Gebraucht-Alfa verpasste also nur knapp die Pole Position!

Die hatte Farfus, der in Lauf 1 noch Zanardi ziehen lassen musste. Der 320er vom BMW Team Italy-Spain stellte sich als der schnellste der bayrischen Fraktion heraus.

Das „drag race“ am Start zu Lauf 2 gewann aber Farfus, Zanardi setzte seinem Lieblingsfeind auf das Heftigste zu. Gebremst wurde am letzten Millimeter; Zanardis spezielle Situation ist bekannt, es ist immer wieder eine Freude, ihn wie in alten ChampCar-Tagen fighten zu sehen.

Dahinter eine Flotte von vier Seat – die Spanier sind heuer fix entschlossen, sich den Titel zu holen. Die Voraussetzungen, sowohl technisch als auch fahrerisch, dürften gegeben sein. Windschattenspiele in bester Monza-Tradition quer durch das ganze Feld, die ersten Zwölf im dichten Pulk.

Zunächst schwindelte sich Rickard Rydell im Leon auf Platz 2, Alex bremste sich mit Ellbogentaktik in der erste Schikane wieder vorbei und riß beinahe Farfus ins Verderben.

Und dann waren es zwei BMW weniger: Die Werksfahrer Priaulx und Dirk Müller sahen sich von Seats regelrecht eingepfercht und räumten sich beim Versuch, in der Biassono an James Thompson vorbeizukommen (einer links, einer rechts), gegenseitig ab und krachten hart in die Reifenstapel.

Die Zusammenarbeit der einzelnen Teams innerhalb der Marke BMW ist verbesserungsfähig. Jörg Müller war weiter ein Schatten seiner selbst und gab nach einem Unfall auf, Zanardis neuer Teamkollege Costa fiel ebenfalls aus. Damit war Zanardi im BMW-Lager alsbald ebenso Einzelkämpfer wie Farfus für Alfa, Gianni Morbidelli im anderen 156er von N-Technology war weit zurück.

Der voriges Jahr nicht fehlerfreie Farfus gab sich dieses Mal keine Blöße, Zanardi wurde allerdings übermütig. Gabriele Tarquini legte sich mit Alex an, Farfus nutzte die Chance und setzte sich zentimeterweise ab. Zanardi knallte „Spiderman“ in der Parabolica die Tür zu, dieser musste hart in die Eisen steigen. Rydell nutzte die Verwirrung (Autos zeitweise in Dreier- und Vierrerreihen) aus und übernahm den Part des „Hitman“ innerhalb der Seat-Truppe.

„Wo geht’s hier zur Siegerehrung?“: Balzan als überragender Privatier war mittlerweile Vierter und klopfte laut an die Tür zum Podium. Zeitweise ließ er die gesamte spanische Werksflotte hinter sich und führte die Stars gnadenlos vor. Und auf einmal tauchte zwischen Rot, Weiß und Gelb auch das Chevrolet-Blau auf.

Bei einer weiteren desperaten Attacke in der Rettifilo übertrieb es Zanardi schließlich und verbog sich an Farfus’ unzerstörbarem Alfa die Aufhängung: Aus in der vorletzten Runde, Totalausfall der Werks-BMW.

Auch Balzan mußte nach Verschaltern und Verbremsern schließlich Muller, Rydell und die Chevies vorbeilassen. Das Ziel der Chevrolet-Crew um Ray Mallock für 2006 war „ein Podium-Resultat“, es wurde gleich am ersten Wochenende erreicht:

In der letzten Runde ging Menu „hopp oder tropp“ in der Variante della Roggia an seinem alten Freund Rydell vorbei („es war am Limit... - aber ich musste es versuchen!“), Huff wollte nachziehen. Der von Menus Manöver verblüffte Rydell drehte sich ein und riß Huff in den Kies mit. Damit war der Seat in der letzten Runde aus dem Rennen, Huff schleppte sich noch ins Ziel, und Super-Privatier Balzan wurde doch noch Vierter und damit Independent-Doppelsieger.

Ergebnis Lauf 2

Tabelle

Independents-Wertung

Farfus holt sich nach Macau vorigen Oktober seinen zweiten Laufsieg in der Weltmeisterschaft, Yvan Muller im Seat übernimmt mit zwei zweiten Plätzen die Tabellenführung bei seinem WTCC-Debüt, und Alain Menu gibt Chevrolet den ersten Stockerlplatz.

Die WTCC ist momentan die vielleicht beste der drei FIA-sanktionierten Weltmeisterschaften - wir freuen uns auf die nächsten beiden Rennen am 30. April in Magny-Cours.

Stimmen nach dem Rennen:

Yvan Muller, zweimal Zweiter: “Ich bin erschöpft! Das erste Rennen war gut, aber das zweite was unglaublich! In jeder dieser neun Runden ist irgendwas passiert, es war unglaublich hart. Ich habe mich nur aufs Ankommen konzentriert, der Saisonauftakt ist immer verkrampft und ich wollte so viele Punkte als möglich mitnehmen. Das Auto war perfekt, aber ich habe mein Resultat mit etwas Glück erreicht.“

Augusto Farfus, 8./1.: “Das zweite Rennen war spektakulär, und ich bin wirklich froh, es gewonnen zu haben. Nach dem Crash in der ersten Schikane habe ich den hinteren Stoßfänger verloren und damit eine Menge Speed, und am Schluß ist mir Rydell reingefahren. Ich hatte einen guten Start in Lauf 2 und hatte meinen Spaß und einen guten Kampf mit Alex. Der Unfall war nichts Besonderes: wir haben in der Schikane am selben Punkt gebremst und sind leicht aneinandergeraten, leider hats dabei Alex die Aufhängung gebrochen und sein Rennen beendet.“

Andy Priaulx, 1./Ausfall: “Mein Zusammenstoß mit Dirk ist rasch erzählt: ich war an der Innenseite, und dort ist die Rennlinie. Ich war nur nach vorwärts unterwegs, und das nächste, was ich weiß, ist ein gewaltiger Einschlag links hinten, der mich umgedreht hat, und wir sind beide gradeaus in die Barriere geflogen. Ich war überglücklich mit dem ersten Rennen aber es ist eine herte Sache, im zweiten nicht gepunktet zu haben.“

Alain Menu, 10./3.: “Dass wir dieses Wochenende in den ersten Drei sein würden, war nicht erwartet. Wir waren Neunzehnte im Qualifying und auf dem Podium im zweiten Rennen, drum freue ich mich sehr fürs Team. Das Auto war mit Hilfe des Windschattenfahrens konkurrenzfähig, und es hat sich gut angefühlt."

"In beiden Rennen habe ich mit dne Starts meine Schwierigkeiten gehabt, aber hier ist das Windschattenfahren so wichtig, dass ich mir so einige Positionen habe zurückholen können. Ich erwarte mir für Magny-Cours einen solchen Erfolg nicht, denn wir werden noch ein paar Rennen brauchen, um uns zu verbessern. Dennoch: wenn wir dort genauso gute Windschatten bekommen wie hier, können wir auf ein gutes Resultat hoffen.“

Alessandro Balzan, 9./4. (Doppelsieger Independents): “Wir waren in den Tests letzte Woche richtig schnell, aber ich habe nicht erwartet, daß mein Auto im Rennen so schnell und konkurrenzfähig sein würde. Ich bin von ganz hinten gestartet, aber die Reifen haben gut gehalten und sind mit jeder Runde besser und besser geworden. Mein Ziel war, die Independents-Wertung zu gewinnen. Vor mir waren etliche Unfälle, und ich habe den vierten Platz Gesamt geschafft – ein fantastisches Wochenende für mich.“

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