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Livingstone, glutenfrei

Kein Klein- und kein Geländewagen, obwohl er nach beidem ausschaut. Was ist der Fiat 500 Trekking dann? Keine S-Klasse, auch das steht fest.

Text: Hans-Karl Lange, Fotos: Bernhard Reichel

Dreckig macht sich dieser Trekking auch nicht lieber als andere SUV-Simulanten. Seine Optik verspricht Waldbodenfreiheit, der scharfe Hausfrauenverstand sagt aber: 15 Millimeter, nicht viel höher steht er! So geringfügig der Trekking den Fiat 500 Living überragt, so wenig aber doch schrumpfen neben ihm Nissan Qashqai oder Audi Q3.

Außer schwarzen Radlaufschmuck-Schutzleisten fällt ein rein optischer Unterfahrschutz auf, schürfen lassen will man ihn nicht. Wäre auch schade um die auffallend schönen Aluräder: Drei Designs in jeweils zwei oder drei Farbtönen stehen zur Wahl.

Differenziale gibt es genau eines: an der Vorderachse. Jedoch über einen Druckknopf unterm Schalthebel sperrbar, damit das ESP bei Schlupf an jener Bremse seitenselektiv eingreift, deren Rad am stärksten durchgeht. Für Feld- und Schotterwege sollte das reichen. Bei Neuschnee zu Dreikönig kommen drei Könige im Trekking zum glutenfreien Biobauernhof ihrer Power-Mammi. Den langen Rest des Jahres schleppt auch Papi keinen Allrad-Krempel nutzlos mit sich rum.

Design vom Erfolgs-Kleinwagen 500 aufs Maximum gezoomt. Mann stelle sich vor, der Smart hätte ähnlich eingeschlagen wie der kleine Fiat – jeder Mercedes bis hinauf zur S-Klasse müßte heute mit Smart-Gesicht antreten. So haben Nichterfolge auch ihre schönen Seiten.

Der 500 L (wie Lang, Living, Livingstone der Entdecker) ersetzt im Fiat-Panoptikum zwei Vans, den überstylten Multipla und den unterstylten Ulysse. Nicht ganz so geräumig, aber fast. Augenfreundlicher auf jeden Fall. Und automäßiger als die leichten Nutzfahrzeuge Qubo und Doblò.

Mit dem 500 hat dieser Fiat fast nichts mehr gemein. Klein am 427 cm langen Living und 168 cm hohen Trekking ist nicht einmal der Designer-Schriftzug 500 L auf der Popoklappe.

Dieser 500 ist eher ein 600, nein: für uns Österreicher ein 700. Weil es den Steyr-Puch 500 als langen Kombi 700 C gab (Bild links), beliebt als größter Kleinstkombi bei Post und Pannendienst, bei Gendarmerie und Polizei.

Die Zweifarben-Lackierung unseres Living Trekking kommt auch bei unbeteiligten Dritten gut an, die exakt 1.000 Euro Aufpreis einzusparen wäre ein Verlust. Sorrento-Gelb mit Schwarz macht ihn zur Hummel. Alternativ gäbe es die Spiegel und das Dach in Weiß, was der Hausfrauen-Sachverstand zum Sonnenschutz mutterinstinktiv empfiehlt.

Das Paket mit dem Marketing-italienischen Traditionsnamen „Like more tech“ um 1.062,50 Euro ist allein schon wegen der hinteren Parksensoren unverzichtbar; Rückfahrkamera und Navi kriegt man dazu geschenkt, capito? Wo man sie wirklich brauchen könnte, diese allzu leisen Pieps-Sensoren, dort scheint es keine zu geben: am Bug. Oder haben wir sie nur überhört vor lauter lautem Italo-Lifestyle?

Man tröste sich am Espresso-Bereiter für Lavazza-Kapseln mitten auf der Mittelkonsole, einer Art Hochdruck-Designer-Thermosflasche. Zum Preis von 262,50 Euro könnte man etwa 130 Mal in Italien zwei Autostrada-Ristretti tanken. Eine Einliter-Wasserflasche paßt anstelle des Espressokochers leider nicht in die Konsole – wie konnte man darauf vergessen, bei so viel Design-Versessenheit bis ins kleinste Detail?

Der Mehrheits-tauglichste Motor stellt 105 PS bei Autobahn-freundlichen 3700/min bereit und 320 Nm bei Diesel-typischer Drehzahl 1750. Genug, um 1,4 Tonnen plus eine halbe Tonne Nutzlast souverän durch die Masse der silbergrauschwarzen Premium-Schafwagen zu pflügen.

Wer höher drehen mag: 105 PS bei 5500/min gäbe es mit zwei Zündkerzen und vermindertem Drehmoment von 145 Nm bei 2000/min im TwinAir Turbo. Alternative: vier Benzin-Zylinder mit 95 PS und 127 Nm bei 4500/min, wohlfeil ab 16.600 Euro.

Klingt zu angestrengt? Die 200 Nm bei 1500/min des 85 PS-Diesel lesen sich wohl empfehlenswerter. Es fällt jedenfalls nicht leicht, sich einen anderen Motor als den hier erlebten 105 PS-Diesel ab 23.600 Euro in diesem souveränen Raumwagen vorzustellen.

Wer Allrad auch alltags wirklich zu brauchen glaubt, kann ab Jahresende den ernsthaft geländetauglichen Fiat 500 X damit bestellen. Oder dessen Jeep-Kumpanen – prodotto in Italia sotto la direzione di Don Sergio Marchionne.

Fährt der Hummelgelbe wenigstens halb so blendend, wie er ausschaut? Beruhigendes auf der nächsten Seite.

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