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„Das Hauptproblem ist die Unsicherheit!“

Walter Kovar tut seine Meinung kund, Reglements-Kontinuität und Zweirad-Meisterschaft sind zwei der interessantesten Forderungen.

Manfred Wolf

Manfred Stohl hat in unserer Serie „Quo Vadis Rallye-ÖM?“ den Anfang gemacht. Er plädierte für eine Meisterschaft, in der sowohl A6- als auch N4-Piloten einen Titel holen können, die Klassen A8 und A7 sollten nicht mehr punktberechtigt sein.

Unser nächster Interviewpartner ist ein Pilot, der bis dato in der N4-Meisterschaft um Punkte und Platzierungen kämpft: Walter Kovar. Was sagt er zum Vorstoß, die Klassen A8 und A7 nicht mehr um den Meistertitel fahren zu lassen? Welche Form der Meisterschaft wäre für ihn am attraktivsten?

Walter, Du bist nun schon längere Zeit in der Gruppe N4 unterwegs. Im letzten Jahr musstest Du befürchten, dass der Meistertitel für „Deine“ Gruppe abgeschafft wird, heuer könnte es die Kollegen mit den A8- und A7-Autos treffen. Wärst Du damit einverstanden?

Nein, soviel gleich vorneweg. Aber ich möchte dazu sagen: Es ist für einen Aktiven schon schwierig, das Beste für alle vorzuschlagen oder die beste Lösung zu finden. Da sieht natürlich jeder seinen Bereich vorrangig und ist quasi „betriebsblind“…

Ich würde da eher auf die Meinung der Fans Wert legen. Ich glaube, dass sich die österreichischen Rallyefans großteils schon sehr gut mit der Materie auskennen. Und ich glaube, die Fans wollen möglichst viele Autos in möglichst vielen verschiedenen Klassen sehen.

Dass ein Großteil der Autos Mitsubishis sind, ist kein so großes Problem. Erstens gibt es immer einige „Exoten“ und selbst wenn die Klasse A8 verboten wird, werden es ja nicht weniger Mitsubishis. Die müssten dann halt einfach in die Gruppe N wechseln.

Wäre aber nicht genau das wünschenswert? Dann hätten wir alle Fahrer in einer Klasse, Stichwort „Übersichtlichkeit“ und auch die „Kostenfalle“ A8 wäre nicht mehr vorhanden.

Eine Kostenreduktion kann ich in diesem Falle nicht erkennen, da die Fahrer in der Gruppe A8 das Geld für den Umbau sowieso schon ausgegeben haben. Wenn jetzt alle in die N4 wechseln müssten, könnten Sie Ihr Gruppe A Material – zum Beispiel. 18“ Felgen und Reifen, Gruppe A-Elektronik, um nur einige Dinge zu nennen – nicht mehr weiter verwenden. Ganz im Gegenteil, die Fahrer müssten Ihre Autos wieder auf den Stand der Gruppe N zurückbauen und das, so meine ich, ist nicht einmal bei allen Fahrzeugen möglich – das ist daher nicht gerade eine Kosteneinsparung.

Und so „günstig“ wie man glauben möchte, ist die Gruppe N auch nicht. Es gibt zwar nicht diese Möglichkeiten wie in der Gruppe A, aber ein topp aufgebauter Gruppe N Evo VII ist auch nicht gerade günstig – wenn ich da alleine an die ganzen Kevlar-Teile denke. Und wer ganz vorne mitfahren will, tauscht halt bei jedem Service sämtliche Verschleißteile, Reifen sowieso. Also eine Kostensenkung durch Abschaffung der Gruppe A8 kann ich nicht erkennen.

Mehr Übersichtlichkeit bei Wegfall der Klasse A8 oder der Klasse N4 ist zwar prinzipiell gegeben, da es nur mehr eine Klasse gibt, die um Meisterehren kämpft, aber die Spannung reduziert sich damit auch auf eine Klasse. Ich denke, dass auch die Rallyesportfangemeinde mehr Freude an mehreren spannenden Klassen hat, vor allem, da die Fans den Unterschied in den verschiedenen Kategorien sowieso kennen.

Als oberste Maxime gilt für dich also: Man darf kein Auto ausschließen.

So ist es. Und Meistertitel muss es für diejenigen geben, die die größten Investitionen zu tätigen haben. Das ist jetzt nicht als Affront gegen die kleineren Klassen gemeint, ich weiß schon, dass jemand, der N2 fährt, auch Geld und Zeit in sein Hobby steckt und auch gerne einen Meistertitel holen würde. Aber man muss trotzdem auf die Wertigkeit schauen. Wer sehr viel investiert, der muss am Ende auch am meisten gewinnen können. In unserem Fall gibt’s eh kein Geld, also ist das, was ich meinem Sponsor bieten kann, die Chance auf den Meistertitel.

Aber zurück zu dem Thema „Auto ausschließen“. Man hat zum Beispiel in Österreich die Gruppe H beschnitten. Ich glaube nicht, dass das der richtige Weg ist. Ich muss einfach alle Autos fahren lassen, die unsere Sicherheitsbestimmungen erfüllen. So bekomme ich viele verschiedene Autos, und da sind dann sicherlich auch einige attraktive Geräte dabei. Warum müssen die Lancia-Piloten ihre Autos plötzlich umbauen, wenn sie bei einem Meisterschaftslauf mitfahren wollen? Es hat noch nie ein Gruppe H-Auto einen ÖM-Lauf gewonnen, also wovor hat man da Angst? Und selbst wenn ein H-Auto gewinnen würde – wäre doch toll, oder? Das wäre gut für die Show, eine willkommene Abwechslung. Und die Meisterschaft würde es trotzdem nicht beeinflussen.

Aber da muss halt einfach ein Reglement geschaffen werden, das so etwas erlaubt. Ein weiterer Punkt, der mir gerade einfällt, ist diese unselige 98 Dezibel Grenze. Rallyeautos sollten laut sein. Erstens ist das auch eine Sicherheitsfrage und zweitens wird die Show einfach besser, wenn die Autos wieder richtig Sound haben.

Da werden Dir wohl alle Rallyefans beipflichten. Wie soll jetzt unser Reglement in Zukunft aussehen?

Das Wichtigste wäre, dass sich die OSK zu einem Reglement – wie auch immer es am Ende aussieht – bekennt und sagt: Das gilt für mindestens drei Jahre. Das ist nämlich das Hauptproblem. Diese Unsicherheit, dass du als Fahrer nicht weißt, was im nächsten Jahr passiert. Niemand wird in ein Auto investieren, wenn er sich nicht darauf verlassen kann, dass er im nächsten Jahr noch damit fahren kann.

Also: Das Reglement mindestens für die nächsten drei Jahre festlegen. Der schnellste Gruppe A- und der schnellste Gruppe N-Pilot wird Meister. Mit diesem Reglement hat es in der Geschichte der Rallye-ÖM noch nie einen unwürdigen Meister gegeben – das hat sich bewährt.

Da wird jetzt vielen etwas fehlen. Was ist mit den Vorstößen in Richtung Super1600, in Richtung Klasse A6? Wäre es nicht sinnvoll, eine Meisterschaft auszuschreiben, um vielleicht den einen oder anderen Importeur wieder an Bord zu bekommen?

Da ist der Hund ja schon in der Frage begraben. Wenn wir extra eine Meisterschaft ausschreiben, um „vielleicht“ einen oder zwei Importeure dazu zu bewegen, ein solches Auto einzusetzen, dann sehe ich wenig Sinn darin.

Wenn sich die Importeure bereit erklären, insgesamt sechs Autos einzusetzen, dann bin ich der Erste, der für die Ausschreibung einer Meisterschaft ist. Aber wenn „vielleicht“ zwei solcher Autos fahren, dann kann ich ja dafür keinen eigenen Meistertitel ausschreiben! Da würde ein wenig die Wertigkeit im Vergleich mit den anderen Klassen fehlen.

Das wäre übrigens ein wichtiger Punkt: Einschreibung in die Meisterschaft. Das Geld könnte für ein professionelles Management der Rallye-ÖM verwendet, oder als Preisgeld an die Teilnehmer retourniert werden. Zusätzlich kann ich daraus schon lange vor der nächsten Saison ableiten, wer sich für welche Klasse interessiert und gegebenenfalls reagieren.

Anstelle einer eigenen Super1600-Meisterschaft würde ich diese Autos – sofern es überhaupt welche gibt, abgesehen von den sporadischen Benedict-Einsätzen – über einen Zweirad-Meistertitel integrieren.

Wichtig: Dieser Zweirad-Meister muss nach einem Punkteschlüssel ermittelt werden, der jene Klassen bevorzugt behandelt, in denen mehr Konkurrenz herrscht. Dann haben beispielsweise auch N2- oder A5-Piloten die Chance, einen offiziellen Titel zu holen.

Und die Junioren?

Das ist ein eigenes Kapitel. Ich sehe keinen Sinn darin, einen Junioren-Meistertitel auszuschreiben, und dann fahren über das Jahr gesehen zwei Leute um dieses Prädikat. Solange so wenig junge Fahrer in eine eigene Junior-Meisterschaft finden, würde ich sie in diese angedachte Zweirad-Meisterschaft integrieren. Dort ist die Konkurrenz groß und ein gutes Abschneiden eines jungen Piloten lässt sich dann sicher auch gut verkaufen. Eine eigene Meisterschaft sollte es erst ab sechs oder mehr Teilnehmern geben, die dann aber auch permanent fahren – Stichwort Einschreibung…

Das ist ein guter Punkt für die Schlussfrage: Du hast vorher gesagt: Einschreibung und das Geld dann für ein professionelles Management verwenden. Was genau meinst Du damit?

Den viel zitierten „Ecclestone“ für den Rallyesport. Das Problem ist nur: Ich sehe niemanden, der diese Aufgabe übernehmen könnte. Aber es bräuchte dringend jemanden, der sich – unabhängig von Fahrern, Veranstaltern und der OSK – den Belangen unseres Sports widmet, der mit potentiellen Seriensponsoren ebenso verhandelt wie mit dem ORF. Was der Hannes Jagerhofer beispielsweise mit Beachvolleyball geschafft hat, müsste dieser „Jemand“ mit dem Rallyesport schaffen – nämlich ihn professionell vermarkten und neue Fans gewinnen.

Wir danken für das Gespräch!

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