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"Burschen, da fahr’ ich nimmer um’s Eck für euch"

Im zweiten Teil spricht Raphael Sperrer über das große Ziel "Werksteam", das Risiko im Motorsport und die Beweggründe für das Ende in der Rallye-ÖM.

Stefan Schmudermaier & Manfred Wolf

Hier lesen Sie den zweiten Teil des großen Interviews mit Raphael Sperrer, weitere Teile finden Sie in der rechten Navigation!

Also „Endziel“ Werksteam?

Natürlich. Das war DAS große Ziel, MEIN großes Ziel in meiner Karriere. Ich war immer gut dabei, ich war sechs, sieben Jahre Importeurs-Fahrer, aber nicht Werksfahrer. Und das ist mein Endziel.

Du hast vorher gesagt, Du hättest Dir unlängst Videos angeschaut, wie Du mit dem Peugeot 206 WRC mit 180 durch den Wald gefahren bist und dabei ist Dir erst bewusst geworden, an welchem Limit ihr damals unterwegs gewesen seid. Ungefährlich ist eine Wüstenrallye ja auch nicht, oder?

Ja, das ist sogar unberechenbarer, also du musst dort mit mehr Reserven fahren. Aber was mich so beeindruckt hat, war, mit welcher Präzision ich dieses Seat bzw. Peugeot WRC und auch den Renault bewegt habe. Ich hab’ mir da ein paar Videos angeschaut, da siehst du, wie das Auto am trockenen Asphalt in der Kurve von außen nach innen und wieder nach außen rutscht, über alle vier Räder, aber auf den Zentimeter genau.

Und wenn ich mir dann im Vergleich die Anderen angeschaut habe und das ganze in Teilabschnitte zerlegst, dann sieht man, wo ich mir die Zeit geholt habe. Das ist wie beim Skifahren. Es zählt die Linie. Und in Kombination mit meinem weichen Fahrstil war das sicherlich der Grund, warum ich soviel erreicht habe, das hat mich ausgezeichnet.

Darauf wollte ich eigentlich nicht hinaus: Ich habe mich darauf bezogen, dass Du gesagt hast, dass Du dein Leben nicht mehr riskieren willst. Aber das tust Du ja dann im Rallye-Raid-Sport auch, nicht vorsätzlich natürlich, aber grundsätzlich…

Nein, da hast du mich falsch verstanden. Ich habe gern mein Leben riskiert, für die Zeit, wo es mir das wert war. Zum Schluss war es mir das nicht mehr wert.

Gut, aber wir brauchen jetzt nicht um den heißen Brei herumreden – Rallye-Raid-Sport ist auch gefährlich.

Das ist kein Problem.

Da steht’s dafür?

Ja. Ich denke, dass es jetzt für diese Zeit, für diesen Sport wert ist, das Leben zu riskieren. Natürlich mach’ ich kein russisches Roulette. Weißt du, das ist zum Beispiel der Unterschied zum Achim (Mörtl, Anm.). Ich meine, ich habe immer versucht, 100 Prozent zu geben. Oder 100 Prozent zu fahren. Diese ganzen Gerüchte „120 Prozent“, das kann eh keiner fahren. Die Physik kann keiner bescheißen. Du kannst 100 Prozent fahren.

Nur: Bei einer Rallye kommen halt einmal ein, zwei, drei Ecken, bei 5.000 Ecken, wo halt nicht alles 100prozentig passt. Und wenn du dann mit 99,5 Prozent gefahren bist, dann hast du noch immer 0,5 Prozent Reserve, wenn ich das einmal so ausdrücken darf. Und das hab’ ich wirklich versucht, optimal zu machen und deswegen hab’ ich auch wenig kaputt gemacht. Und habe aber zugleich Erfolg gehabt. Weil mit 98 Prozent hast du keinen Erfolg. So eng ist die Welt.

Und dann gibt es Momente in deinem Leben, wo du denkst, heute ist der Tag, das spürst du, wo du über dieses Limit gehen kannst. Das sind ganz wenige Momente in deinem Leben, wo du die Fähigkeit dazu hast. Nur: Die musst du richtig nützen. Davon gibt’s nur eine gewisse Anzahl, ein gewisses Paket sozusagen. Das musst du richtig einsetzen. Und nachdem ich dann eh schon alles erreicht hatte, war es für mich zum Schluss schon schwierig, wohin geh’ ich?

Werksteam habe ich keines in Aussicht gehabt, ich habe leider keinen Sponsor gehabt so wie der Manfred (Stohl, Anm.), der mir halt so etwas ermöglicht hätte. Dafür habe ich andere Vorteile gehabt. Und zum Schluss sind dann Dinge vorgefallen – da braucht ihr ja auch nur in euer Forum schauen – auf tiefster Ebene, von Leuten, die überhaupt keine Berechtigung dazu hatten, sogar von Zuschauern teilweise.

Wo ich mir dann denke: Burschen, ihr steht’s da, ohne Eintritt zu bezahlen, und beschimpft’s mich auch noch. Ich meine, da fahr’ ich nimmer um’s Eck für euch. Und das waren Dinge, die sich dann kumuliert haben. Für mich war das so: Den Vertrag mit Peugeot hab’ ich gehabt, den hab’ ich erfüllt, auch erfolgreich. Für das, das wir 2001 nicht Meister geworden sind, obwohl wir punktegleich waren, so war das Reglement.

Dass der Franz (Wittmann, Anm.) – mit mehr Ergebnissen bevorzugt worden ist, gegenüber mir, mit weniger Ergebnissen, weil einmal ist der Motor bei uns stehen geblieben, ist für mich ungerecht gewesen. In der Presse nie kommuniziert worden, weil da einfach – ich sag’ einmal die – nicht bös gemeint - „Wittmann-Mafia“ dahinter gestanden ist. Das zeichnet auch den Franz aus, dass er da halt mit allen Wassern gewaschen ist.

Ich meine, er war sicherlich in seiner Laufbahn auch einmal in der anderen Situation, da hat er das gelernt. Und da habe ich wiederum viel gelernt. So gesehen bin ich froh, dass alles, was in meinem Leben passiert ist, so gekommen ist. Auch wenn ich einiges gerne ändern möchte – was aber im Nachhinein nicht geht.

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