RALLYE

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Die Bilanz des Serien-Staatsmeisters

Die Saison 2006 war für Raimund Baumschlager eine wahre Berg- und Talfahrt, am Ende hatte der Oberösterreicher zum 4. Mal in Serie die Nase vorne.

Eine Fahrt mit der Hochschaubahn war die 4. Meisterschaftssaison von Rallyemeister Raimund Baumschlager nach seinem Comeback im Jahre 2003. Der Oberösterreicher , der nach der Gründung seiner Firma BRR 2002 als Testpilot für seine Kunden mit einem Mitsubishi Evo V wieder eingestiegen war, prägte in der heurigen Saison, wie schon in den Jahren zuvor, die österreichische Meisterschaft nachhaltend.

2003 holte Baumschlager mit Copilot Stefan Eichhorner im BRR Mitsubishi Evo V, mit dem schon Ernst Haneder bei der OMV Rallye 2000 einen Klassensieg errungen hatte, seinen 2. Meistertitel - genau 10 Jahre nach seinem ersten Championat.

2004 hatte Baumschlager bereits nach fünf Läufen, diesmal mit Klaus Wicha als Beifahrer und in einem neuen Mitsubishi Evo VIII, seinen Titel erfolgreich verteidigt. 2005 fixierte er in Admont mit Thomas Zeltner als Copilot den Meisterschafts-Hattrick, mit Bestzeiten auf allen 14 Sonderprüfungen. 2006 folgte der vierte Streich.

Trotz des souveränen Auftaktsieges bei der IQ Jänner Rallye lief die Titelverteidigung für Baumschlager, der mit dem jungen Kopiloten Bernhard Ettel in die Saison startete, nicht optimal. Schon bei der Mogul Sumava Rallye Klattovy kam die Ernüchterung.

Obwohl Baumschlager/Ettel mit zwei Tagessiegen die Rallye gewonnen hatten, gab es keine Meisterschaftspunkte. Man hatte einfach die Abgasmessungen an den mehr als 30 Gruppe-A-Autos der tschechischen Teilnehmer „vergessen“. Für Baumschlager gab es dennoch ein Trostpflaster: Der Sieg im FIA Zonen Wintercup brachte ein sattes Preisgeld.

Die nächste Enttäuschung folgte auf dem Fuß: Bei der Lavanttal Rallye in Kärnten streikte auf SP 3 das Getriebe des Evo VIII. Da sprang die die Mechaniker-Crew von BRR in die Presche und rettete dem Chef die Rallye.

Car-Chief Gerhard Schmidberger mit seiner neuen Truppe schaffte den Wechsel in sagenhaften 24 Minuten - ein Jahr zuvor, bei der Castrol, hatte man noch 31 Minuten gebraucht. Baumschlager dankte es ihnen damit, dass er sich vom 9. Platz noch auf den 2. Gesamtrang hinter Krisztian Hideg vorarbeitete.

Bei der Bosch-Rallye in der Steiermark waren Baumschlager/Ettel, die mit einem neuen Gruppe-N-Fahrwerk experimentierten, der Konkurrenz davongefahren, führten mit einem Vorsprung von 2:14 Minuten, als auf der letzten Sonderprüfung das hintere Differential brach und sich Baumschlager mit allen Tricks über die Ziellinie „durchkämpfen“ konnte.

„Da hat es gar nicht nach erfolgreicher Titelverteidigung ausgeschaut“, meinte Baumschlager, noch dazu weil er ja den nächsten Meisterschaftslauf, die Ostarrichi-Rallye, wegen seines WM-Einsatzes mit dem Red Bull Skoda Team in Griechenland, sausen lassen musste.

Auch beim 5. Meisterschaftslauf, der Castrol-Rallye, standen die Zeichen auf „Zero“. Kopilot Bernhard Ettel ging mit einer Gesichts-Nervenentzündung ins Rennen und niemand wusste, wie das ausgehen wird.

„Es war sensationell, was Bernhard im Auto geleistet hat. Ich hatte ihm immer wieder angeboten, aufzuhören, er stemmte sich aber dagegen und beim Fahren habe ich von seinen Krämpfen und Schmerzen nichts mitbekommen. Eine unglaubliche Willensleistung. Bernhard hat den Sieg erst möglich gemacht“, zollt Baumschlager seinem Kopiloten großen Respekt.

Bei der Marburg Rallye, war es dann umgekehrt. Baumschlager war mit einer abklingenden Virusgrippe erst im letzten Moment nach Slowenien angereist, weil er vom Veranstalter die Sondererlaubnis für ein außertourliches Training erhalten hatte. Ausgelaugt schleppte sich der Staatsmeister über die Sonderprüfungen ehe er auf der vorletzten Sonderprüfung mit einem Turboschaden die Konkurrenz ziehen lassen musste.

Statt des erhofften Sieges gab es nur Platz 5. „Das war ein herber Rückschlag, die ganze Rallye habe ich gelitten wie ein Hund, hab nie attackiert und wollte nur durchfahren, und dann das, das geht an die Substanz“, sagte Baumschlager.

Diesmal zollte Ettel seinem Chauffeur Respekt: „Was der Raimund in diesem Zustand im Auto leistete, war bewundernswert. Wie er der Konkurrenz in den Weinbergen um Leutschach um die Ohren fuhr, fast übernatürlich. Da hat er doch tatsächlich dem späteren Sieger Jereb pro Kilometer fast eine Sekunde abgenommen. Unglaublich!“

Nach der Sommerpause, bei der BP Ultimate Rallye und der darauf folgenden Steiermark-Rallye zeigte Baumschlager der Konkurrenz, wo der Bartl den Most holt. Ohne technische Probleme, das Experimentieren war abgestellt, sicherte sich der Titelverteidiger mit zwei Start-Ziel-Siegen sein viertes österreichisches Rallye-Championat in Serie.

Baumschlager in Zahlen: Von den 92 Sonderprüfungen die in den 6 Meisterschaftslaufen in Österreich 2006 gefahren wurden, war Baumschlager 68 Mal der Schnellste.

Die Bilanz des neuen und alten Staatsmeisters zur Meisterschaft 2006: „Es war irgendwie eine komische Saison. Bei jeder Rallye war ich in Führung, entweder habe ich gewonnen oder wurde von der Technik gebremst. Ich habe es mir und dem Team auch nicht leicht gemacht, weil wir viel experimentiert haben, mit neuen Teilen, neuen Konzepten."

"Die Firmenphilosophie von BRR lautet nämlich: Verkaufe nie einem Kunden Teile, die Baumschlager nicht selber vorher getestet hat und für deren Haltbarkeit er garantieren kann. Damit haben wir uns das Leben selbst schwer gemacht, die ewige Probiererei hat uns ein wenig ins Schleudern gebracht."

"Erst als wir im Finale –BP Ultimate und Admont- auf Altbewährtes zurückgegriffen haben, lief es problemlos. Dass es am Ende zum Titel geführt hat, freut mich ganz besonders, denn wegen meiner Aktivitäten als Teamchef des Red Bull Skoda Teams in der WM, als Firmenchef von BRR und als Fahrervertreter geriet der Rallyepilot Raimund Baumschlager ins Hintertreffen. Daher ist dieser Titel umso wertvoller für mich, vielleicht auch, weil es für längere Zeit der letzte Gruppe-A-Titel sein wird."

"Allein schafft man so was nicht. Darum muss ich mich vor allem bei meiner Mechaniker-Crew bedanken, die Rallye für Rallye sensationelle Arbeit geleistet hat und ebenso bei meinem Kopiloten Bernhard Ettel, der einen Super-Job gemacht hat. Der Meistertitel gehört ihnen allen, weil Rallyesport ein Mannschaftssport ist!“

Eines ist vor dem Saisonfinale bei der OMV Waldviertel Rallye jedenfalls sicher: Raimund Baumschlager und sein BRR Mitsubishi Evo VIII sind Vergangenheit.

Was die neue Saison bringt? Baumschlager ist jedes Jahr für eine Überraschung gut. Denn eines hat der bald 47jährige Staatsmeister aus Rosenau am Hengstpass längst bewiesen: Er fuhr oftmals in einer eigenen Liga, war auf Schnee oder Eis, auf nassem und trockenem Asphalt und auf allen Schotter-Variationen überlegen.

Bleibt zu hoffen, dass Baumschlagers Terminkalender 2007 den Einstieg in die Gruppe N erlaubt, die Konkurrenz ist mit Sicherheit um einiges stärker als in den letzten Jahren.

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