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Manfred Stohl im motorline.cc-Talk

Im Gespräch mit motorline.cc blickt Manfred Stohl unter anderem auf die Nennliste 2007 und schätzt seine Chancen bei der Monte ein.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Christoph Aschauer, motorline.cc

Manfred Stohl bei der Planai Classic. Für den Wiener eine neue Erfahrung. Nach zwei Tagen Gleichmäßigkeitsfahren im Schnee und auf Eis sprach "Stohlito" im Kellerstübchen des Gasthofs "Onkel Willis Hütte" im motorline.cc-Interview über die nahe Zukunft und andere Dinge.

Auf der WRC-Website gibt es einen Bericht, wonach du als einziger Spitzenpilot die neuen alten Streckenteile der Monte Carlo Rallye kennen würdest - was ist da dran?

Ich weiß nicht, warum die das geschrieben haben - ich weiß davon jedenfalls nichts. Ich kann mich nicht daran erinnern, dort gefahren zu sein. Wir sind 1997 dort in der Gegend gefahren, aber ich kenne die neuen Prüfungen überhaupt nicht.

Überhaupt nicht - sehr arg, warum schreiben die so was?

Du weißt ja wie das ist - jetzt versuchen sie natürlich, mich mental unter Druck zu setzen. In der Rallye-WM wird mit allen Waffen gekämpft.

Stört dich das?

Nein, eigentlich nicht.

Man könnte es ja auch als Kompliment auffassen, oder?

Ja, schon. Wenn sie so daherkommen, dann muss man offensichtlich gut sein. Aber es passt schon, es ist okay für mich.

Dein früheres Team Bozian Racing hat zwei Peugeot 307 WRC genannt - am Steuer sitzen zwei Paydriver.

Wir sagen Gentleman Driver dazu.

Das ist natürlich ein schönerer Begriff. Was sagst du zu diesem Abstieg?

Du, das ist Teil dieses Geschäfts. Das eine Werk, Peugeot, macht nichts mehr, das andere, Citroen, macht sehr viel. Da muss man natürlich zu dem Werk gehen, das sehr viel macht. Aber im Prinzip bleibe ich im gleichen Konzern. Das ist kein sehr großer Unterschied.

Kann das theoretisch auch Kronos passieren, dass es plötzlich vorbei ist mit der Werksunterstützung und dass man sich mit Gentlemanfahrern über Wasser halten muss?

Das kann immer und jedem passieren. Das ist ganz normal. Das kommt natürlich auch auf das Verhandlungsgeschick an. Wenn der Jacky Bozian mit mir einen Zweijahresvertrag gemacht hätte, mit Top-Konditionen, dann wäre ich bei Peugeot geblieben, das ist ganz klar. Wenn aber von Citroen die Angebote besser sind, wenn das ganze Paket besser ist, dann ist es ganz klar, was man zu tun hat. Der Fahrer sucht sich jenes Team aus, welches das bessere Paket vorlegen kann. In technischer, aber auch finanzieller Hinsicht.

War für dich das technische oder das finanzielle wichtiger?

Da ergibt das eine das andere - weil du dir keinen Ferrari kaufen kannst, wenn du nur das Geld für einen Lada hast.

Stimmt. Aber es gibt ja auch noch jene Möglichkeit, wo du zwar ein gutes technisches Paket erhältst, aber, weil das eben teuer ist, du finanziell Abstriche machen musst.

Es geht immer um ein gutes Mittelmaß. Zum Beispiel ist Skoda für mich nie ein Thema gewesen, weil deren Auto nie konkurrenzfähig war. Das war mit Sicherheit die finanziell interessantere Lösung, aber halt ohne einem konkurrenzfähigen Auto.

Womit du dir den Namen ruinieren würdest.

Ja, du musst ein gutes Paket aus allen möglichen Komponenten schnüren.

Und das hast du bei Kronos gefunden.

Ich glaube zumindest, das es das beste Paket war, dass ich bekommen habe können. Weil sonst hätte ich es ja auch nicht gemacht. Und ich bin sehr optimistisch gestimmt.

Was sagst du zur Nennliste für die Monte? Sehr viele Werksteams sind da nicht zu finden...

Mitsubishi fährt nun doch nicht als Manufacturer. Das Team gab eine Nennung ab, aber die Japaner wollten gar nicht - das ist eine politische Angelegenheit. Aber Suzuki kommt zur Mitte des Jahres - in Finnland wollen sie zum ersten Mal fahren.

Hat sich Suzuki bei dir gemeldet? Hat man sich für dich interessiert?

Schon, aber das ist für mich uninteressant. Da kann ich nur drei oder vier Rallyes fahren. Und so viel Zeit habe ich nicht mehr, dass ich quasi eine ganze Saison opfere, um ein Auto zu entwickeln. Du weißt: Im Rallyesport zähle ich auch nicht mehr zu den Jüngsten.

Naja. Gerade im Rallyesport kann man doch länger fahren als beispielsweise im Formelrennsport.

Ja, schon - aber ich musste einfach dieses Angebot nutzen - 16 Läufe bestreiten zu dürfen, ein solches Angebot bekommt man nicht so einfach.

Aber das wird dann ja auch die nächsten Jahre so weiter gehen, oder?

Ich hoffe schon.

Aber du meinst, du sitzt auf einem Schleudersessel?

Im Motorsport sitzt du immer auf einem Schleudersessel.

Wobei Leute wie Marcus Grönholm...

Hast du gedacht, dass der Francois Duval so schnell vom Fenster weg sein kann?

Nein, eigentlich nicht.

Eben, so schnell kann es gehen.

Aber ein Sébastien Loeb muss keine Angst haben, oder?

Niemand ist davor gefeit, niemand.

Ein schlechtes Zeichen für den Rallyesport der Gegenwart?

Nein, es sagt nur aus, dass der Druck immer größer wird, dass es immer härter wird. Es sind einfach ausreichend gute Leute vorhanden und wenn du nicht gut genug bist, dann...

Aber wenn man es jetzt mit dem Formelsport vergleicht, zählt im Rallyesport die fahrerische Leistung schon noch viel, viel mehr...

Ja, das stimmt, das ist der große Vorteil des Rallyesports.

Das Fahrkönnen als Versicherung, quasi...

Klar, so kann man das schon sehen.

Und wie schauen deine Ziele für die Monte aus?

Im vorigen Jahr war ich Vierter - was soll ich mir dann also für die heurige Ausgabe vornehmen?

Das Stockerl.

Das muss ich mir vornehmen - auch wenn es ein hochgestecktes Ziel ist.

Und wer wird neben dir auf dem Stockerl stehen?

Naja, Loeb ist eine Garantie. Sordo ist sehr gut auf Asphalt. Citroen wird meines Erachtens nach sehr, sehr gut vorbereitet sein.

Das neue Citroen C4 WRC wird bei der Monte deiner Meinung nach keine Kinderkrankheiten vorweisen?

Die arbeiten mit einem derartigen Fokus. Das Schöne am Rallyesport ist, dass du nichts auf einem Prüfstand oder bei einer Simulation errechnen kannst - man kann es einfach nur in der Praxis ausprobieren. Sicher, passieren kann immer etwas. Aber ich glaube, Citroen wird das mit dem C4 schaffen.

Du meinst, sie setzen den C4 nur dann ein, wenn sie auch komplett sicher sind, dass alles passt.

Dieses Auto hat es bereits vor zwei Jahren gegeben. Vor zwei Jahren habe ich das erste mal einen C4 fahren gesehen. Die haben diesen Wagen zwei Jahre lang immer wieder getestet, die haben zwei Jahre lang herumprobiert.

Und kann der C4 den Ford Focus WRC 2006 schlagen?

Das wird sicher schwer, aber ich halte es für möglich.

Man spürt, du bist auch selbst gespannt, wie sich der C4 schlagen wird?

Ja, genau. Da bin ich wirklich sehr gespannt.

Du hast ja einmal von diesen zwei Philosophien in der Bauweise erzählt. Von den Briten, wie Ford, die alles sehr leicht dimensionieren. Und den Franzosen, wie Citroen, die eher klobiger und dafür standfest bauen.

Klobiger ist das falsche Wort. Es geht eher darum, ein Auto mit weniger heiklem Hightech zu bauen.

So wie die NASA mit den alten Commodore-Computern?

Ja, genau.

In deinem Citroen Xsara verfügst du jedoch auch über eine verlässliche, bereits ausreichend getestete Technologie?

Das ist es, wo ich für uns einen großen Vorteil sehe. Weil wir auf verlässliche Elemente zurückgreifen. Weil wir wissen, dass dieses Auto schon so oft durchgehalten hat.

Und für Mitte der Saison ist ein Update geplant?

Es wird laufend upgedatet.

Und wie schätzt du die Chancen des Andreas Aigner ein - bei der Monte?

Bei der Monte gewinnt er sicher.

Gut, dort haben ja auch noch nicht alle Größen der PWRC genannt, es ist ja auch kein PWRC-Lauf.

Die Monte fährt er ja nur als Test, aber da gewinnt er sicher. Außer es passiert etwas, und es kann immer etwas passieren.

Im Vorjahr gab es ein ziemliches Verkehrschaos bei der Monte, wo sogar Teilnehmer im Stau stecken blieben. Muss man so etwas auch 2007 befürchten?

Nein, das sollte mit der neuen Streckenführung nicht mehr passieren. Das kommt sicher nicht mehr vor.

Bei der Planai Classic bist du mit einem 280 PS starken heckangetriebenen Porsche 911 gefahren - wie ging es dir dabei?

Das war gar nicht so einfach, mit diesem Auto die eisigen Bergstraßen zu befahren. Bei den Speedprüfungen habe ich kräftig Gas gegeben - das Gleichmäßigfahren müssen wir aber noch lernen. Mit so einem Porsche 911 ist auch mein Vater Rudi gefahren.

Man ist früher mit solchen Autos die WM gefahren. Kannst du dir das vorstellen?

Das kann und will ich mir lieber gar nicht vorstellen. Damals fuhr man auch fünf Tage und fünf Nächte - nicht so wie heute, wo man zweieinhalb tage fährt, aber in der Nacht schläft.

Aber irgendwann wird man früher auch geschlafen haben - man kann ja kaum fünf Tage und fünf Nächte durchfahren? Man wird wohl immer wieder ein paar Stunden geschlafen haben, oder?

Ja, sicher. Ein bisschen Schlaf war auch damals nötig.

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