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Rallye-WM 2009

Schwieriges Jahr für die WRC

Die FIA-Nennliste für die Marken-WM 2009 spricht Bände – nur 8 Startnummern wurden bislang vergeben. Die Rallye-WM steht vor einer schwierigen Saison.

Michael Noir Trawniczek

Als man vor Jahren begann, die alte Garde der gestandenen WM-Piloten sukzessive durch pflegeleichte, formbare und vor allem kostengünstige, in den meisten Fällen sogar zahlungswillige Youngsters zu ersetzen, wurde der Nährboden für die heutige Situation ausgelegt: Die Rallye-Weltmeisterschaft leidet an einem Schwund von Charakterköpfen in den wenigen Cockpits – die Hersteller verließen in Wellen das sinkende und zugleich immer mehr Geld verschlingende WM-Schiff: Schon Ende 2005 reduzierte sich die Anzahl der Werke dramatisch - Ende 2008 kam eine neuerliche Reduktion um 50 Prozent hinzu.

Nach dem Abgang von Subaru und Suzuki verbleiben mit Citroen und Ford nur zwei Automobilhersteller in der obersten Spielklasse der Rallye-Weltmeisterschaft, der WRC (World Rally Championship). Es gibt eine schmale Spitze bestehend aus Citroen-Werkspilot Sébastien Loeb - dessen Gegner sind sein Stallkollege Dani Sordo und die beiden Ford-Werkspiloten Mikko Hirvonen und Jari Matti Latvala.

Zahlen statt kassieren

Alle anderen müssen sich mit einer Statistenrolle abfinden, vor allem aber müssen sie für ihr Cockpit bezahlen oder einen Sponsor an Bord bringen. Einstige Superstars wie Petter Solberg müssen Türklinken putzen, um vielleicht doch noch die eine oder andere Rallye bestreiten zu können – der Norweger hat vorsorglich für seine Heimrallye (Rallye Norwegen 13. bis 15. Februar) genannt. „Notfalls muss ich meinen alten Celica aus der Garage holen“, scherzte der Norweger in einem Interview mit Autosport. Mit Subaru hat sich die Rallye-Marke schlechthin aus der Königsklasse verabschiedet, Solberg eroberte für die Japaner 2003 den WM-Titel, er fuhr dort acht Jahre lang. „Wir alle hoffen, dass Subaru zurückkehren wird“, spielte Solberg auf das neue Reglement an, welches ab 2010 für eine Heimkehr der abtrünnigen Hersteller sorgen soll.

Mit der Einführung von kostengünstigeren Super 2000+-Boliden als Nachfolger für die Geldvernichtungsmaschinen WRC (World Rally Car) würde die Entwicklung in die richtige Richtung gehen, sagte Solberg – zugleich räumte er ein: „Wir brauchen dringend eine bessere Promotion. Das geht zu langsam voran, sie müssen schneller reagieren. Derzeit gibt es zu viele Leute, zu viele Entscheidungen, zu viele Bosse. Man muss vorwärts gehen und an die Hersteller, an das TV und an die Fans denken – und eine Lösung finden, die allen gerecht wird.“

Nur 8 Startnummern

Die Saison 2009 gestaltet sich jedenfalls, zumindest quantitativ, zum absoluten Tiefpunkt der jüngsten WM-Geschichte – nur zwei Hersteller gab es zuletzt in den Siebzigerjahren. Die Oberste Sportbehörde FIA hat eine Nennliste für die Hersteller-WM veröffentlicht, es mussten lediglich 8 Startnummern vergeben werden: je 2 für die Werksteams Citroen und Ford, je 2 für deren Satellitenteams Stobart Ford und Citroen Junior Team. Noch nicht genannt haben Munchi’s Ford und das Adapata Subaru Team, welches mit Mads Östberg zumindest einen Subaru Impreza WRC2008 zum Einsatz bringen möchte, für Irland jedoch nicht auf der Nennliste aufscheint - Adapta wird auch mit Petter Solberg in Verbindung gebracht. Später hinzukommen könnten noch die geplanten Ford-Kundenteams von Steinar Mikkelsen (ein Cockpit für Sohn Andreas) und Peter van Merksteijn – die Einschreibefrist endet per 1. März.

Während die junge Intercontinental Rally Challenge (IRC) ihrem Saisonauftakt mit einer an ihre Wurzeln zurückgeführten Monte Carlo-Rallye entgegenfiebert, wird die Rallye-WM erstmals auf zwölf Läufe pro Jahr reduziert, wonach die Veranstalter nach einem Rotationsprinzip jeweils ein Jahr aussetzen sollen. So wird die WM 2009 erstmals in Irland eröffnet – dort steigt ab 30. Jänner der Saisonauftakt. Immerhin sind im hohen Norden 20 World Rally Cars am Start – für Stobart Ford wurden Urmo Aava und Henning Solberg nominiert, das Citroen Junior Team wartet mit Chris Atkinson (arbeitsloser Subaru-Werkspilot) und Conrad Rautenbach auf. Matthew Wilson wird einen dritten Stobart Ford pilotieren, PH Sport setzt zudem noch einen Citroen C4 für Junioren-Weltmeister Sébastien Ogier ein. Subaru ist durch private Einsätze der Iren Eamonn Boland, Tim McNulty und Stephen Murphy sowie des Briten Gareth Jones vertreten. Vier Subaru, fünf Citroen und elf Ford Focus werden in Irland am Start sein – eine „Markenvielfalt“ der bescheidenen Art also.

Aigner kämpft um ein Cockpit

Dass der regierende PWRC-Weltmeister, der Steirer Andreas Aigner nach dem vorläufigen Kooperationsstopp mit seinem Entdecker Red Bull bislang kein Cockpit ergattern konnte, ist leider keine Ausnahme. Die Weltmeister der seriennahen Produktions-WM hatten bislang keine wirklichen Aufstiege erlebt – Toshihiro Arai beispielsweise fuhr auch nach seinem Titelgewinn weiterhin lediglich sporadische PWRC-Einsätze. Die aktuelle Wirtschaftskrise erschwert die Ausgangslage für Aigner und Co. Der Steirer möchte dennoch – wenn geht für 2009, noch vor der Einschreibfrist - ein vernünftiges Paket schnüren. Erschwerend ist die Tatsache, dass sich die WM in einer Umbruchphase befindet und sie derzeit eher von ihrer Zukunft als von ihrer Gegenwart zehren kann…

Richards: Probleme sind hausgemacht

Für Prodrive-Boss David Richards ist das Problem der Weltmeisterschaft hausgemacht – gegenüber Crashnet erklärte der Brite: „Wir befinden uns in einer schwierigen Zeit des Wandels – doch diese Instabilität wurde meiner Meinung nach von der WRC selbst ausgelöst. Die letzten Jahre über hatten wir andauernd Diskussionen über die künftigen Autos, es gab Unsicherheit in Bezug auf den Rennkalender – es gab einfach zu viele Fragezeichen. Und das lieferte vielen die Gründe, auszusteigen. Das ist das Schlimmste, das eine Meisterschaft gebrauchen kann. Die Dinge müssen in einer Meisterschaft verbindlich sein. Es muss klare, definitive Regeln und einen verbindlichen Rennkalender geben – sodass man in punkto Marketing die nötige Arbeit erledigen kann.“

Startnummern 2009:

1 Citroën Total World Rally Team - Sébastien Loeb
2 Citroën Total World Rally Team – TBA (Daniel Sordo)
3 BP Ford Abu Dhabi World Rally Team - Mikko Hirvonen
4 BP Ford Abu Dhabi World Rally Team – TBA (Jari Matti Latvala)
5 Stobart VK M-Sport Ford Rally Team - TBA
6 Stobart VK M-Sport Ford Rally Team - TBA
7 Citroën Junior-Team - TBA
8 Citroën Junior-Team - TBA

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