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Rallye-WM: Exklusiv

Stohl: „Eine Königsklasse braucht starke Autos!“

FIA-Mosley will die heutigen Sauger-Super 2000 als WRC-Nachfolger. Manfred Stohl erklärt motorline.cc, warum er wie auch Loeb dagegen ist.

Michael Noir Trawniczek

Ursprünglich war geplant, dass die World Rally Cars von einer Generation von Super 2000-Autos abgelöst werden, welche mit einem Aufbau-Kit inklusive Turboaufsatz als S2000+ in der WM antreten und zugleich jedoch jederzeit als herkömmliches S2000-Auto in der PWRC oder in den nationalen Bewerben eingesetzt werden kann. Auf diese Weise könnte viel Geld eingespart werden, weil dann mit ein und demselben Auto beide Einsatzmöglichkeiten gegeben wären.

Letzte Woche hat sich die auf die WRC spezialisierte Technische Arbeitsgruppe der FIA für eine solche, also für die ursprünglich geplante Lösung ausgesprochen – also mit Aufbaukit respektive Turboaufsatz. Damit wäre zudem gewährleistet, dass die WRC mit dem Turbokit weiterhin die Spitze des Rallyesports darstellt.

“Heutige S2000 nicht ohne weiteres Turbo-tauglich“

Allerdings hat die Sache einen Haken: Die heutige Generation der Super 2000-Autos ist für die einfache Aufrüstung mit einem Turbokit nicht geeignet. Manfred Stohl beschäftigt sich als Besitzer von Stohl Racing intensiv mit diesen Fragen – im Gespräch mit motorline.cc erklärt er: „Du kannst ein heutiges Super 2000-Auto nicht einfach mit einem Turbo ausrüsten – dazu musst du den Antriebsstrang ändern beziehungsweise verstärken, du benötigst eine ganz andere Luftzufuhr, die Ladeluft muss gekühlt werden, schließlich sieht der Kabelstrang von so einem Auto ganz anders aus. Es müssen also entweder neue S2000-Autos gebaut werden, die für eine Aufrüstung mit einem Turbokit kompatibel sind - oder man baut ein aktuelles S2000-Auto um, sodass es mit dem Kit versehen werden kann, was dann aber den Preis für diese Aufrüstung empfindlich in die Höhe treibt.“

Eine neue, Turbo-taugliche Generation von S2000-Autos zu bauen, wäre jedoch weitaus günstiger als eine komplette Neukonstruktion, fügt Stohl hinzu: „Das Chassis und die Radaufhängungen kannst du ja beibehalten. Du musst nur die vorhin erwähnten Dinge ändern – dadurch wird der Bau des Autos nicht unbedingt um so viel teurer.“

Eher ist das Ganze eine Zeitfrage – denn die S2000-Autos sollen schon 2010 für die WRC zugelassen werden, ab 2011 soll das heutige World Rally Car dann endgültig Geschichte sein – so lautete zumindest der ursprüngliche Plan.

Mosley will herkömmliche S2000 in der WRC

Doch jetzt hat FIA-Präsident Max Mosley dafür plädiert, anstatt der geplanten und mit Turbo versehenen S2000+-Boliden gleich die aktuellen, herkömmlichen Super2000-Autos mit Saugermotor zum Nachfolger der World Rally Cars zu machen. Geht es nach Mosley, soll die Ablöse bereits 2010 stattfinden. Mosley erklärte, der FIA-Weltrat habe zwar im Dezember gegen eine solche Lösung entschieden – doch nach dem Ausstieg von Subaru und Suzuki würde man diese Entscheidung womöglich überdenken.

Gegenüber dem Autosport Magazine erklärte Mosley dazu: „Diese Frage könnte noch einmal zur Diskussion gebracht werden. Wenn ein solches Aufbaukit hinzukommen sollte, dann würde es Mehrkosten verursachen – sowohl für die Hersteller, als auch für Private. Andererseits – wenn das ein Kit ist, das man einfach auf- und abbauen kann, dann wäre das ja wiederum nicht schlecht.“

Loeb & Stohl: „S2000 zu wenig spektakulär!“

Sébastien Loeb hat vor nicht allzu langer Zeit erklärt, er wolle keinesfalls mit einem herkömmlichen Super 2000-Auto fahren – sollten die World Rally Cars von der aktuellen S2000-Generation abgelöst werden, überlege er sogar, aus der WM auszusteigen. Die gegenwärtigen S2000-Autos seien ihm im Vergleich zu den WRC zu wenig spektakulär, sie hätten zu wenig Drehmoment und seien vor allem in Haarnadelkurven zu langsam. Erst mit dem aufgerüsteten S2000+ konnte sich der fünffache Weltmeister anfreunden…

Manfred Stohl kann die Aussagen des Franzosen nur unterstreichen – der WM-Vierte des Jahres 2006 hatte bereits das Vergnügen, mit verschiedenen World Rally Cars und auch mit einem aktuellen Super 2000-Auto zu fahren. Stohl schildert: „Als ich zum ersten Mal mit dem Super 2000 gefahren bin, war ich schockiert. Der Unterschied zum WRC ist so, als würdest du von einem Gruppe N-Mitsubishi auf einen Suzuki Swift Sport umsteigen. Das herkömmliche Super 2000-Auto hat einfach zu wenig Drehmoment – und meiner Meinung nach muss die WRC einfach mit einem Turbomotor fahren, wenn sie weiterhin die oberste Spielklasse bleiben will. Du kannst auch nicht mit einem Formel 1-Auto an irgendeinem Rennen teilnehmen. Und so muss es auch im Rallyesport einen Unterschied geben zwischen WRC und dem Rest.“

Mosley argumentiert: „Was ein Auto spektakulär macht, ist erstens der Fahrer und zweitens sind es die Konditionen.“ Damit kann sich Stohl nicht anfreunden: „Was willst du ohne einem ordentlichen Drehmoment ausrichten? Ein WRC muss einfach ein starkes Auto sein. Wenn heute ein Journalist mit jeweils einem Gruppe N-Mitsubishi und einem Super 2000-Auto mitfahren würde, dann wäre er subjektiv vom S2000 enttäuscht. Denn du spürst im Mitsubishi das Drehmoment mehr als im S2000 – der S2000 hat weniger Gewicht, er ist wendiger, das macht ein heutiges S2000-Auto schnell.“

Die Zeit wird knapp

Ob nun das geplante Super 2000+ mit Turboaufsatz oder doch nur ein herkömmliches Super 2000-Auto mit Saugermotor das World Rally Car ablösen wird, soll im Rahmen der nächsten Sitzung des FIA-Motorsportweltrats im März entschieden werden. Diese Autos sollen laut Plan schon ab 2010 zum Einsatz kommen – daher hätte die Entscheidung eigentlich längst fallen müssen. Manfred Stohl sagt: „Für den Neubau eines Super+-tauglichen S2000 musst du zirka 1,5 Jahre Entwicklungszeit rechnen. Mir wäre lieber, wenn es jetzt schon ein Musterauto des geplanten S2000 oder Super2000+ geben würde…“

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