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Gastkommentar Achim Mörtl: Talente – Förderung – Spitzensport

Kann es österreichische Top-Stars geben?

Achim Mörtl versucht die Frage zu beantworten, ob es österreichische Top-Stars im Rallyesport geben kann und was es abseits des Talents dazu braucht, um ein solcher zu werden.

Achim Mörtl

Nachdem es zuletzt immer wieder regen Austausch zum Thema gab, hier noch einige Punkte, wenn auch persönlich, sowie Zahlen – Daten – Fakten dazu! Grundsätzlich glaube ich persönlich einmal, dass wir genauso in Österreich Rallye-Superstars haben könnten, genetisch gesehen haben wir die gleichen Voraussetzungen wie Finnen, Italiener, Franzosen oder Spanier, siehe Formel 1!

Was wir vielleicht nicht haben, sind derart starke Verbände wie in manchen Ländern, nicht den Stellenwert des Sports wie anderswo. Und trotzdem glaube ich nicht, dass es in erster Linie daran liegt! Wir haben in Tennis, Segeln und vielen anderen Sportarten ebenso Weltklasseathleten – und dies schon über Jahre – und auch in diesen Sportarten haben wir nicht die besten Verbände, es geht ebenso um sehr viel Einsatz bevor es zu einem "Return of Investment" kommen kann!

Nehmen wir die Talentsuche und vor mir aus auch die Verbandsarbeit mal außen vor, und vergleichen den Rallyesport mit Prinzipien aus anderen Sportarten bzw. Spitzensport!

Wo will ich hin – Erwartungshaltung
Im Grunde muss man sich einmal selbst fragen, wo ich hin möchte und was ich dafür bereit bin zu opfern. Und ehrlicherweise müsste ich das dann auch so kommunizieren! Will ich international erfolgreich sein, dann muss ich mich zwangsläufig auch internationaler Konkurrenz stellen!

Reflexionsfähigkeit – Mit wem Vergleiche ich mich?
Hier habe ich oft den Eindruck "lieber der Held im Dorf" als den Weg über die Grenze zu suchen! Und stelle ich mich der Konkurrenz muss ich mich reflektieren! Fehlen mir 3,5 Sekunden am Kilometer gegen die Zweier-Garnitur im Ausland, kann ich nicht sagen, dass der Speed OK war! Und ich muss den Vergleich suchen, desto früher, desto besser und auch in Klassen antreten wo ich zumindest Leistungsauffälligkeiten zeigen kann!

Environment – Umfeld
Hierzu fallen mir schnell zwei Punkte ein. Oft habe ich den Eindruck, dass in diesem Fall solange kritische Personen aus dem Team entfernt oder nicht geholt werden, bis man nur noch Schönredner um sich hat, und dann in dieser Blase eh der Beste ist, außer wenn die anderen schuld sind!

Und nachdem Coaching zurzeit so modern ist, hier zwei Punkte dazu. Coaching ist kein Kopieren von irgendeinem Fahrer! Beraten ohne Ratschläge zu Geben, Achtsamkeitstraining, Visualisierung, Zielfilmprogrammierung, Reflexionsfähigkeit, Restrospektive, Stellenwert- und Perspektivenbildung, Umfeldmanagment–Erwartungshaltung, Strategieentwicklung, Reframing etc. sind da nur einige Punkte, welcher ein guter Coach BEHERRSCHEN muss und den meisten ein Fremdbegriff ist!

Persönlichkeitsentwicklung
Ist natürlich ein Produkt aus obigen Punkten, dazu kommt dann noch Auftreten, Eigen-PR und Marketing, nicht zu vergessen Intelligenz (Rennintelligenz, emotionale…) !

Konditionelle, koordinative und mentale Fähigkeiten
Motorsport ist Spitzensport und unter diesen Aspekt muss auch die körperliche Entwicklung erfolgen! Ausdauer-, Kraft- und Koordinationstraining müssen der tägliche Begleiter sein! Dazu gehören Trainingseinheiten, die neben dem Fahren selber die Augen- Handkoordination, als auch die Handlungsschnelligkeit fördern: MTB-Downhill, Skifahren..
Mentale Fähigkeiten müssen und können ebenso trainiert werden!

Langfristiger Aufbau, Methodik und Perspektivenbildung
Es bedarf 10 Jahre oder 10.000 Stunden, um in irgendeiner Sache besonders gut zu sein! Will man heute also mit 19 bis 20 Jahren für einen Hersteller attraktiv sein, kann man hier nun zurückrechnen. Methodischer Aufbau wäre somit ab dem Kindheitsalter notwendig. Und das ist, sieht man sich Kalle Rovanperä oder Oliver Solberg an, usus. Natürlich kann der Quereinstieg aus einer anderen Sportart erfolgen, was jedoch vor allem koordinativ in Kindesalter nicht erlernt wird, ist kaum mehr aufholbar!

Und ist man nun in Anlehnung an obige Punkte nicht ehrlich und reflexionsfähig, wird es selbst schwierig sein, nicht ein Leben lang für den Sport selbst die finanziellen Mittel aufbringen zu müssen! Denn seien wir uns ehrlich: Es ist doch schon ein Erfolg, wenn man für das Fahren nicht selber zahlen muss, vielleicht sogar dabei was verdient, und so sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Aber selbst das ist in Österreich nur sehr wenigen gelungen!

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