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Die Formel 1 in der Globalisierungsfalle?

Mit "Geldfieber statt Rennfieber" ist die heutige Formel 1 schnell auf einen einfachen Nenner gebracht.

Hans Peter Voglhuber

Mit "Geldfieber statt Rennfieber" ist die heutige Formel 1 schnell auf einen einfachen Nenner gebracht. Der Geldwahnsinn grassiert in allen Bereichen der Königsklasse des Automobilsports. Vater dieses Geldwahnsinns ist zweifellos Mister Ecclestone. Was er in den letzten Jahrzehnten aus der Formel 1 gemacht hat, ist einerseits fantastisch, lässt aber andererseits für die Zukunft Schlimmes befürchten, frei nach dem Motto "Der Geldsack schluckt solang Geld, bis er am Ende platzt!"

Selbstverständlich wäre Ecclestone dieses Kunststück nie gelungen, hätten nicht auch die Sponsoren, die Medien, die Autokonzerne und schlussendlich auch das Publikum so brav mitgespielt. Heute gleicht der Rennzirkus Formel 1 einem mit Dopingmitteln vollgestopften Hochleistungssportler, den jeden Moment der Teufel holen kann.

Verlorenes Prinzip:
Heute gewinnt in der Formel 1 schon längst nicht mehr der schnellste Fahrer


Das Urprinzip jedes Rennens, dass nämlich der Schnellste gewinnt, hat längst keine Gültigkeit mehr. Wenngleich auch früher schon geschummelt wurde (jede Stallorder ist im Prinzip schummeln), so wurde diese Art von taktischer Rennfahrerei heute zur Normalität erhoben - Ausnahmen bestätigen die Regel - und im "Ernstfall" nicht einmal dort.

Natürlich wäre es für einen Rennstall wirtschaftlich katastrophal, wenn auf Grund keiner Stallorder die Weltmeisterschaft verloren ginge. Schließlich gibt es Teamtaktik auch in anderen Sportarten, wie etwa beim Rad fahren. Nur für ein derartiges "Rennschach" wären solche riesige Geldsummen, wie sie in der Formel 1 verheizt werden, bei weitem nicht nötig.

Dessen ungeachtet wird der wahre Kampf in der Formel 1 heute ohnehin zwischen den Konstrukteuren und den Regelerfindern ausgetragen. Erstere machen die Renner immer noch schneller, während die "Regler" die Boliden anschließend wieder auf ein für sie halbwegs erträgliches Maß zurückstutzen. Dass bei diesem widersinnigen Wechselspiel jede Menge Geld vernichtet wird, scheint allen Beteiligten egal zu sein. Schließlich zahlen ja am Ende nicht sie, sondern die TV-Anstalten, die Streckenbetreiber, die Sponsoren, die Automobilkonzerne und das Publikum.

Fraglich:
Ob die Umsätze der Automobilkonzerne durch einen Formel 1 Einstieg nach oben gehen, darf bezweifelt werden

Angesichts der eingesetzten Mengen an Hirnschmalz fällt das Produkt Formel 1 deshalb eher mager aus. Dass heute dennoch immer mehr Autokonzerne auf dieses Wahnsinnskarussell aufspringen, liegt wohl daran, dass sie anscheinend weltweit sinkende Verkaufszahlen mit Formel 1 - Prestige bekämpfen wollen. Ob einem Autokonzern die milliardenschwere Teilnahme am Formel 1 - Ringelspiel tatsächlich helfen kann, in der Zukunft die Umsatzzahlen wieder zu steigern, darf selbst bei einem Gewinn der F 1-Weltmeisterschaft bezweifelt werden.

Ausschlag gebend für den neuerlichen Andrang der Automobilkonzerne in der Formel 1 ist sicherlich Mister Ecclestones "Globalisierungsfeldzug", mit dem in den nächsten Jahren noch eine Menge an "weißen Flecken" auf der weltweiten Formel 1- Landkarte getilgt werden sollen. Optionen und Projekte wie etwa in Russland, China usw. lassen die bisherigen Grand Prix Streckenbetreiber, aber auch die diversen TV-Stationen zittern, denn Mister Ecclestone hat wieder einmal sämtliche Trümpfe, sprich Druckmittel in der Hand. Ecclestone dürfte damit in seiner Ära auch noch Erfolg haben, seine Nachfolger werden jedoch wahrscheinlich vor unlösbaren Problemen stehen.

Globalisierungs-Falle:
Schrumpft sich die Formel 1 wieder gesund?

Denn die Geldwirtschaft funktioniert eben nur nach dem Prinzip Angebot und Nachfrage und die Sättigung der Weltmärkte in vielen Konsumbereichen - auch auf dem Automobilsektor - lässt für die nächsten Jahre nichts Gutes erwarten. Voraussichtlich werden dann die Autokonzerne ihre Milliarden wieder für das eigene Überleben brauchen und daher die Lust verlieren, weiter mit Kanonen auf Spatzen zu schießen.

So gesehen befindet sich Mister Ecclestone und sein Rennzirkus nicht wirklich auf einem Globalisierungsfeldzug, sondern schon längst in der Globalisierungsfalle. Und wer sich in die Globalisierungsfalle begibt, der wird ihr nicht entrinnen.

Doch vielleicht bietet gerade eine gesundgeschrumpfte Formel 1 wieder jenen Rennsport, den sich das fachkundige Publikum allein auf Grund der Bezeichnung "Rennsport" erwartet und am grünen Tisch wird wieder schlimmstenfalls Karten gespielt, aber keinesfalls mehr eine Formel 1-Weltmeisterschaft entschieden.

Ihr Hans-Peter Voglhuber

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