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Alles spannend oder was?!
So wird die Formel1 zu Tode reglementiert!

F1-Experte Hans-Peter Voglhuber kritisiert die bevorstehenden Regeländerungen und bringt seinerseits Vorschläge zum Weg aus der Krise.

Hans-Peter Voglhuber

Als ich Max Mosley voriges Jahr eine neue WM-Punktewertung vorgeschlagen habe, antwortete er mir unter anderem, durch die Einführung einer neuen Punktewertung hätte man keinen Vergleich mehr zu früher. Was jedoch “ewige” Punktewertungen und Punkterekorde tatsächlich wert sind, hat Ferrari heuer deutlich vorgeführt, sie sind so gut wie nichts wert.

Abgesehen davon sind auch schon früher Rennen und Weltmeisterschaften durch Teamtaktik, aber auch durch provozierte Karambolagen beeinflusst und entschieden worden. Heuer ist leider die ganze Formel1-WM zu einer einzigen Farce verkommen.

Mit meiner damals vorgeschlagenen Punkteregelung hätte Michael Schumacher zwar auch gewonnen, aber die Punkteabstände wären weit nicht so groß gewesen und deswegen hätten es sich Ferrari und Schumacher wohl sehr genau überlegt, ob sie Barrichello gewinnen lassen würden oder nicht.

Ehrlich währt am Längsten:
Weg mit der Elektronik, Senkung der horrenden Kosten

Was nun die Reformierung der Formel 1 angeht, möchte ich auf ein altbekanntes Sprichwort verweisen: “Ehrlich währt am Längsten!” Wenn man das Publikum wieder stärker für die Formel1 gewinnen will, muss es auch wieder ehrlichen Rennsport pur im besten Sinn des Wortes geben.

Dazu müssten in erster Linie alle elektronischen Systeme verboten werden, die dem Fahrer wichtige fahrerische Funktionen abnehmen, wie etwa die Launch control, Traktionsregelung, usw. Andererseits gehörten auch jegliche Funkverbindungen zwischen Auto und Boxen - wie etwa Boxenfunk und Telemetrie - verboten.

Ein derartiges Verbot würde die Gefahr von Manipulationen zumindest senken und außerdem den Teams enorme Kosten sparen. Sollten außerdem während eines Rennens zwei Fahrer des gleichen Teams in Führung liegen, so dürften diese nicht mehr über die Boxentafeln informiert werden, die einzige Ausnahme sollte die Aufforderung zum Boxenstop sein.

Das würde die Gefahr von Absprachen erheblich einschränken und außerdem verhindern, dass die Fahrer oder die Autos von den Boxen aus „ferngesteuert“ werden.

Back to the roots:
Wiedereinführung der Slicks, Leistungsreglementierung bei den Motoren

Wieder erlaubt werden sollten Slicks, während der Fahrt verstellbare aerodynamische Hilfen, Allradantrieb und verschiedenste Triebwerksarten (Wankel, Turbine, Turbo etc.).

Damit es bei den verschiedenen Triebwerken nicht zu Wettbewerbsverzerrungen kommt, müsste ein oberes PS-Limit eingeführt werden, welches sich an der Leistung des stärksten Kolbenmotors des jeweiligen Vorjahres + 2% Leistung für das nächste Jahr orientiert.

Das hieße zum Beispiel: wenn im Vorjahr das stärkste Triebwerk 850 PS hatte, dürften im darauffolgenden Jahr alle Triebwerke 850 PS + 2% = 17 PS = maximal 867 PS haben. Die Zulassung von anderen Antriebsarten würde die Formel1 in jedem Fall wieder um einiges spannender machen und außerdem könnten mit neuen Triebwerksproduzenten auch neue Geldquellen erschlossen werden.

Turbinen, Wankelmotoren usw. in der Formel1 wären insofern kein Widerspruch, weil es bei der Gründung der Formel1 eben noch keine echten Alternativen zu Otto-Motoren gegeben hatte und daher damals auch nicht zur Debatte gestanden sein dürften.

Es mag ja durchaus möglich sein, dass sich ohnehin keine andere Antriebsart durchsetzen könnte, aber man sollte den Teams zumindest vom Reglement her diese Möglichkeiten einräumen. Allerdings müssten für eine solche modifizierte Formel1 die Rennstrecken sicherheitstechnisch nachgerüstet werden.

Manipulation:
Zusatzgewichte oder ähnliches sollten nicht ins Reglement der Formel 1 aufgenommen werden

Ich denke, dass die Formel 1 nur dann wieder für das Publikum wirklich interessant ist, wenn offensichtliche Manipulationen weitestgehend ausgeschaltet werden können und der Sieg wieder vom Fahrer und nicht von der Elektronik errungen wird. Wenn es um den “technischen Fortschritt” in der Formel 1 geht, sollte man ganz genau zwischen Mechanik/Aerodynamik und Elektronik unterscheiden.

Die Elektronik, wie sie bisher erlaubt war, hat in dieser Sparte von Rennsport nichts verloren. Der nächste (Fort)Schritt hieße dann nämlich Roboter-Formel1. Das wäre sicherlich auch sehr reizvoll, hätte aber mit dem Begriff Motorsport absolut nichts mehr zu tun.

Die Reformvorschläge, über die ich bisher gehört und gelesen habe (Zusatzgewichte etc.) sind für mich nicht nachvollziehbar, weil sie den Rennsport eben wieder nur manipulieren und nicht sinnvoll reglementieren.

Denn bei einem echten Rennen muss jeder Teilnehmer zu gleichen Wettkampfbedingungen starten können, alles andere ist Manipulation und hat mit fairem Wettkampf nichts zu tun. Was soll denn das für ein Triumphgefühl sein, wenn der Sieger weiß, dass der Besiegte mit einem Handicap ins Rennen gehen musste?

Und Vorschläge wie Wagenwechsel oder die besten Piloten starten von den hinteren Startreihen sind sowieso nur Schnapsideen, die hoffentlich keiner ernst nimmt. Da wird ständig am Reglement der Formel1 herumgedoktert, dabei wäre es so einfach, zu definieren, was die echten Rennsportfans wollen: technisch interessante Wagen, mit denen sich die Fahrer und nur die Fahrer spannende Rennen liefern.

Ihr Hans Peter Voglhuber

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