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Niki Lauda – Master Of Entertainment!

Der Jaguar-Rennsport-Direktor hat mit seiner medienwirksamen Valencia-Testsession den PR-Abteilungen der F1-Teams eine Nachhilfestunde erteilt...

Hans Peter Voglhuber

Was Niki Lauda kürzlich in Valencia mit seinen „Testrunden“ vor versammelten Medien abzog, war ein Lehrbeispiel meisterlicher Öffentlichkeitsarbeit. Natürlich ist es möglich, dass Herr Lauda sogar selbst glaubt, was er vor und nach seiner „Testfahrt“ von sich gab. Ich kann es nicht so recht glauben.

Niki Lauda weiß sehr wohl, dass es wenig bis gar nichts nützt, wenn der Rennsportdirektor am eigenen Leib „erfährt“, wie die Traktionskontrolle funktioniert, die Getriebeautomatik schaltet oder das elektronische Startprogramm (Launch control) arbeitet.

Denn erstens kann davon ausgegangen werden, dass Herr Lauda auch künftig weder Autos konstruiert, noch die Elektronik dazu entwickelt, zweitens sind es die jeweiligen Fahrer, welche mit der eingebauten Hightech zurechtkommen müssen und drittens sehen Fahrer und Team ohnehin anhand unzähliger Daten, wie die Katze läuft oder auch nicht. Und die Fahrer allein müssen zu den jeweiligen Rennstrecken und Witterungsbedingungen das passende Setup finden. Lauda wird ihnen da trotz der „selbst gemachten Erfahrungen“ nicht wirklich helfen können.

"Comeback"-Gründe:
Lauda wollte vermutlich die zuletzt recht lahmen Raubkatzen medial in die Pole-Position bringen

Viel mehr denke ich, dass es den umtriebigen Jaguar-Chefdompteur einfach gejuckt hat, selbst wieder einmal so ein Gerät zu bewegen. Die Lust am „Noch-einmal-probieren-wollen“ und die sich dadurch bietende Gelegenheit, die doch recht zahmen englischen Raubkatzen zumindest medial in Poleposition zu bringen, dürften wohl eher die wahren Beweggründe gewesen sein. Und die Geschichte als PR-Gag hat ja tatsächlich mehr eingeschlagen, als dies ein oberster Stockerlplatz eines der Jaguar-Chauffeure je könnte.

Das Timing dieser PR-Aktion war perfekt. Schon Wochen vorher kam die Ankündigung über alle Kommunikationsschienen: „Niki Lauda will sich nach rund sechzehn Jahren wieder in ein Formel1-Cockpit zwängen.“ Wäre es Lauda lediglich darum gegangen, die heutige Formel1-Technik selbst auszuprobieren, so hätte er sicher schon früher und anderswo – in aller Ruhe und ohne Medien - die Möglichkeit gehabt, dies zu tun.

Die Frage:
hat Lauda vor seiner Ausfahrt nicht doch vielleicht heimlich geübt?

Überhaupt regt sich in mir der leise Verdacht, dass Lauda an besagtem Tag nicht das erste Mal eine Formel1-Katze bewegt hat. Zwei Argumente für diesen, meinen Verdacht: erstens ist Lauda ein sehr professioneller und genau kalkulierender Typ, welcher sich nie die Blöße geben würde, vor aller Welt ein Gerät in Betrieb zu nehmen, dessen Bedienungsmodi und Funktionen er nur theoretisch kennt. Und zweitens wären da noch die Rundenzeiten, welche für einen Mann, der das erste Mal in so einen Hightech-Heuler steigt, bemerkenswert gut sind. Auch wenn dieser Mann Niki Lauda heißt.

Der Effekt, den die weltweite Ankündigung erzielen sollte, übertraf alle Erwartungen. Ich sehe hier Parallelen zum ehemaligen Box-Champion Muhammad Ali. Dessen Kämpfe wurden von allen Menschen gesehen, außer von jenen, die mit Boxen überhaupt nichts am Hut hatten. Die Gegner von Ali wollten diesen stets im Ringstaub liegen sehen, die Fans von Ali ergötzten sich an seinen Siegen und die ganz neutrale Sportgemeinde sah sich ausschließlich wegen Ali die Kämpfe an.

Ziel erreicht:
Niki hatte mit einem Schlag alle Blicke, Objektive und Mikrofone auf sich und den racing-grünen Raubtier-Zirkus gezogen

Ähnlich war es jetzt bei Laudas angekündigter Testfahrt. Lauda-Gegner erwarteten süffisant eine extra-blamable Rundenzeit oder sonst einen kapitalen Ausrutscher des „alten Mannes“. Lauda-Fans hingegen freuten sich auf das neuerliche Gasgeben ihres Niki-Nationale, während der neutrale Rest des motorsportbegeisterten Publikums einfach nur neugierig war auf die neuerliche Ausfahrt des einstigen Im-Kreis-Fahrers war. So hatte Niki mit einem Schlag alle Blicke, Objektive und Mikrofone auf sich und den racing-grünen Raubtier-Zirkus gezogen.

Die Session selbst war nur von kurzer Dauer, wobei Lauda publikums- und medienwirksam zwei Dreher für die Galerie produzierte. Die Nachberichterstattung aber war derart groß, dass sie die restlichen Formel1-Teams für einen Moment komplett in Vergessenheit geraten ließ. Und das war es! Der einstige Formel1-Weltmeister hat damit dem gesamten Formel1-Zirkus etwas vorgelegt, was dieser erst einmal erreichen muss. Diesmal nicht jedoch seine Renningenieure und Fahrer, sondern die PR-Abteilungen!

Ihr Hans-Peter Voglhuber

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