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F1-Auftakt in Melbourne - Ein Lichtblick

Hans-Peter Voglhuber wirft einen Blick auf das Kräfteverhältnis der Teams sowie die neuen Regeln und sieht durchaus Raum für Überraschungen.

Hans-Peter Voglhuber

Der F1-Auftakt in Australien darf als gelungen bezeichnet werden. Das neue Trainingsreglement ist ein innovativer Schritt, der dem F1-Rennsport nur gut tun kann. Dass deswegen die „Langsamen“ nicht schneller werden und die „Schnellen“ nicht langsamer ist schon klar.

Aber die Einschränkung auf jeweils 1 schnelle Runde, dafür ohne „Verkehr“, war zumindest in Melbourne nicht jedes Fahrers Sache. Der neue Modus, nur eine einzige Qualifikationsrunde pro Session zur Verfügung zu haben, brachte manchen Fahrer im Qualifying etwas außer Tritt.

Die Mätzchen, die sich Minardi dazu einfallen ließ, nämlich die Qualifikationsrunde nicht fertig zu fahren, um bis zum Start ungehindert weiterarbeiten zu können, sollten raschest abgestellt werden. Das neue Punktereglement ist ebenfalls ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn alles halbwegs normal abläuft, wird es ganz sicher dazu beitragen, dass die Weltmeisterschaft spannender wird, als mit der bisherigen Punktewertung.

Auch wenn das Rennergebnis berechtigte Hoffnungen auf eine wesentlich spannendere WM-Saison wie im Vorjahr hoffen lässt, so entspricht der Ausgang dieses Rennens realistisch betrachtet doch nicht ganz den derzeit in der F1 herrschenden Kräfteverhältnissen.

Rubens Barrichello:
Nullnummer statt Glanznummer...

Schumacher und Barrichello sind nicht zufällig wieder von der ersten Startreihe ins Rennen gegangen. Und dass es diesmal nicht hieß, „wenn Schumi nicht gewinnt, gewinnt halt die Nummer 2“, dafür schien ein gewisser Druck gesorgt zu haben, den sich beide Ferrari-Piloten selbst auferlegt haben dürften.

Es hatte für mich den Anschein, als wollte Schumachers Teamkollege mit einer fulminanten Leistung, möglicherweise sogar mit einem Sieg, die Teamführung von Ferrari gleich beim ersten Rennen der Saison unter Druck setzen, um damit zu verhindern, dass er auch heuer wieder vorzeitig zum Wasserträger für Schumacher degradiert wird.

Leider wurde aus der angestrebten Glanznummer des Brasilianers schon wenige Runden nach dem Start eine Nullnummer. Nicht zuletzt wohl deshalb, weil Schumacher von Anfang an die Rollenverteilung klar machte und ein dementsprechendes Tempo anschlug.

Dass Schumacher nach dem Rennen trotz des vierten Platzes relativ locker war, liegt wohl daran, dass er sich nach wie vor sicher sein kann, noch immer im besten Auto zu sitzen. Der 2003 GA wird sicher noch besser sein, sonst würde Ferrari dieses Auto sicher nicht einsetzen wollen, aber eine allzu große Leistungssteigerung dürfte es nicht mehr geben, schließlich handelt es sich, neues Auto hin und her, bestenfalls um eine Verbesserung des Ferrari 2002.

Williams, McLaren, Renault & Sauber:
Der Abstand zu Ferrari wurde verringert, Überraschungen sind möglich

Das Team BMW-Williams hat entweder die ganze Zeit geblufft oder es ist in Melbourne ein Wunder geschehen. Obwohl ihnen noch einiges auf die roten Renner aus Italien fehlt, haben sie zu Ferrari deutlich aufgeholt.

Dies fiel insofern leichter, als die derzeitigen Formel1-Konstruktionen rein technisch keine großen Leistungssteigerungen mehr zulassen. So wie sich BMW-Williams in Australien präsentiert hat, dürften sie heuer noch das eine oder andere Rennen gewinnen.

McLaren-Mercedes hat das schon getan. Auch wenn ohne der Fehler von Barrichello und Schumacher ein Sieg nur schwer einzufahren gewesen wäre, haben auch die Silberpfeile gezeigt, dass die Ära der roten Seriensiege zu Ende gehen dürfte. Für McLaren-Mercedes gilt dasselbe wie für BMW. Auch sie werden im Laufe der Saison Ferrari noch näher kommen.

Bei Renault wäre heuer sicher einiges mehr drin, als im Vorjahr. Ich fürchte aber, die Entscheidung, Trulli zu behalten, war falsch. Ein Team wie Renault bräuchte in jedem Fall zwei echte Spitzenfahrer, wenn es das beachtliche Potential, das zweifellos in diesem Team steckt, voll ausschöpfen will.

Sauber scheint ein weiterer Schritt nach vorn gelungen zu sein, was nicht zuletzt auch auf die beiden Fahrer Frentzen und Heidfeld zurückzuführen sein dürfte. Grundsätzlich sollte Sauber eine gute Saison haben und vielleicht den einen oder anderen Platz unter den ersten fünf erreichen.

BAR-Schicksalsjahr:
Honda dürfte innerhalb der nächsten beiden Jahre mit einem eigenen Auto kommen

Für das BAR-Team dürfte sich ein Schicksalsjahr anbahnen, welches mit dem Abschied von Honda enden dürfte. Angesichts des Konkurrenten aus dem eigenen Land, nämlich Toyota, wird Honda wohl innerhalb der nächsten beiden Jahre mit einem eigenen „reinrassigen“ Honda in die Formel1-Szene zurückkehren. Die alles andere als gute Performance von BAR und Jordan dürfte den Japanern diese Entscheidung noch erleichtern.

Für Jordan wird es immer enger. Das Team befindet sich seit Jahren im Sinkflug. In letzter Zeit scheint aber aus dem Sinkflug ein Crashkurs zu werden.

Dasselbe gilt für Jaguar. Wenn Jaguar nicht bald kontinuierlich im vorderen Mittelfeld mitfährt, wird Ford die Formel1-Katze wohl oder übel einschläfern.

Mein Vorschlag: Ford sperrt die Raubkatzenschau zu und beliefert künftig Minardi mit Motoren. Wenn man die im Vergleich zu den anderen Teams geradezu winzigen Mittel berücksichtigt, die diesem Mini-Team zur Verfügung stehen, dann gehört diesem Rennstall der „Formel1-Oscar“. Und auch in der Fahrerwahl könnten sich manche Teamchefs einiges abschauen.

2003 - Alles ist möglich
Überraschungs-Weltmeister Montoya?

Das erste Rennen ist zwar nach dem Geschmack der Formel1-Fans verlaufen, aber nicht nach den noch vorherrschenden realen Stärkeverhältnissen. Denn eigentlich hätte doch ein Ferrari gewinnen müssen. Für die Saison 2003 kann ich mir aber jetzt schon durchaus vorstellen, dass es einen „Überraschungsweltmeister“ geben kann, wobei ich stark zu Montoya tendiere.

Für Coulthard wäre das bitter, denn ich befürchte, wenn er heuer nicht Weltmeister wird, dann ereilt ihn das Schicksal eines Gerhard Berger, eines Jean Alesi, eines Stirling Moss usw. Sie alle waren Spitzenfahrer, fuhren in Spitzenteams und wurden dennoch niemals Weltmeister.

Auf alle Fälle machte der GP von Australien wieder Gusto auf mehr.

Ihr Hans Peter Voglhuber

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