MOTORSPORT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Die Bullen sind los

Hans-Peter Voglhuber widmet sich dieses Mal dem neuen Red Bull Racing Team, hofft auf mehr Kreativität bei den Ingenieuren und wirft einen Blick auf 2005.

Hans-Peter Voglhuber

Jetzt hat auch die Formel1 ihre erste Genmanipulation; - aus dem Erbmaterial von nicht besonders bissigen Raubkatzen werden nun Racing Bulls gezüchtet. Mister „Red Bull“ Dietrich Mateschitz hat neben seinen „Flying Bulls“ jetzt auch noch „Racing Bulls“.

Die Chancen, dass bei diesem Zuchtakt was Vernünftiges herauskommt, scheinen mir gut; - allein schon wegen Big Boss Mateschitz. Selbstverständlich ist mir klar, dass auch ein „Macher“ wie Mateschitz es ist, mit seinem Formel1-Projekt Schiffbruch erleiden kann.

Dennoch bin ich überzeugt, dass der Red Bull-Guru alles bis ins kleinste Detail überlegt und geplant hat, ehe er bei diesem Deal zugeschlagen hat. Ich denke aber auch, dass Herr Mateschitz genau weiß, dass ein beachtlicher Teil der „Erbmasse“ von Jaguar zu vergessen ist. Es heißt ja „never change a winning team“ und nicht „never change a losing team“. Und Jaguar war diesbezüglich die ganzen Jahre über alles andere als ein „winning team“.

Auch wenn Mateschitz gleich am Anfang betont hat, dass es vorderhand keine großen Veränderungen im Team geben wird, weil dieses ohnehin ganz gut gearbeitet hat, dürfen solche Ansagen als diplomatische Phrasen abgetan werden. Denn selbstverständlich wird es große Veränderungen geben müssen, um aus den ehemals lahmenden Raubkatzen rasende Bullen zu machen.

Wobei Reformmaßnahmen nicht unbedingt den Betrieb verteuern müssten, denn schließlich wurde bis jetzt von den Teams das Geld ohnehin beinahe schon fahrlässig vernichtet. Da geben sich Heere von Windkanal- und Computerspezialisten dem Glaubensbekenntnis der elektronischen Unfehlbarkeit hin, machen sich bestenfalls noch die Mühe, hie und da voneinander etwas abzukupfern und verheizen dabei Unsummen von Geld.

Keine Kreativität: Neue Ideen brauch die Formel 1

Dazu kommt, dass offensichtlich jede noch so kleine Schraube unbedingt von einem Ingenieur am Computer gezeichnet werden muss – frei nach dem Motto „einem Herrn Inschenör ist nichts zu schwör“! Es bleibt zu hoffen, dass es bei den „Racing Bulls“ diesbezüglich ein Umdenken hin zur Kreativität gibt, denn bei praktisch allen aktuellen Formel1-Teams vermisse ich eine solche Kreativabteilung.

Unter Kreativabteilung verstehe ich nicht diese abgehobenen Geheimbünde von "Eierköpfen", welche für eine schier außerirdische Entlohnung Jahr für Jahr die beinahe gleichen Renner auf die Räder stellen, sondern Leute, welche statt einer Vielzahl von Elektronengehirnen ein einziges Gehirn, nämlich ihr eigenes, benutzen.

Kreativität bedingt keinen akademischen Grad und hat nichts mit detailliertem Fachwissen zu tun. Kreativität ist die Fähigkeit, die unmöglichsten Kreationen, Konzepte und Konstruktionen an- und auszudenken. Ein Teil der Formel1-Eierköpfe ist inzwischen so betriebsblind, dass man sie beinahe schon am Stock zu ihren Arbeitsplätzen führen müsste.

Hier wäre Mister Red Bull gut beraten, nicht sündteure Ingenieure von anderen Teams abzuwerben, sondern frisches Blut, von außerhalb der Formel1-Inzucht, zuzuführen. Egal ob die Leute aus der Luftfahrt oder aus anderen Bereichen kommen; - allein ihre Kreativität und ihr Ideenreichtum zählt. Was die Bullenreiter für 2005 betrifft, so sollten die erfolgreichsten „Racing-kids“ von 2004 nach einem fairen Ausscheidungsprocedere in den Cockpits der - hoffentlich rasenden - Bullen Platz nehmen dürfen.

F1 2005: Aufgrund der Fakten müsste eine spannende Saison bevorstehen

Auf diverse „Formel1-Altspatzen“ sollte jedenfalls von vornherein verzichtet werden, da sie ein Team nicht wirklich vorwärts bringen können, wie die letzten Jahre gezeigt haben. So bin ich guter Hoffnung, bereits in der kommenden Formel1-Saison halbwegs passable Racing Bulls vorwärts stürmen zu sehen, anstatt apathisch hinterher rennender Ochsen.

Womit ich bei der allgemeinen Formel1-Vorausschau für 2005 wäre. Dass eine wirklich spannende Formel1-WM 2005 zu erwarten ist, hat sich schon in den letzten Rennen der heurigen Saison abzuzeichnen begonnen.

Ich führe das darauf zurück, dass Ferrari allein schon auf Grund des Reglements weder motorisch, noch vom Fahrwerk, noch seitens der Aerodynamik weiter große Fortschritte machen konnte, während sich BAR-Honda, Williams-BMW und McLaren-Mercedes ganz ordentlich an Ferrari heran arbeiten konnten.

Renault hat hingegen, nicht zuletzt wegen ihres egozentrischen Chefs Flavio Briatore, klar an Boden verloren. Briatores Abgang wäre in der jetzigen Situation für Renault sicherlich kein Verlust mehr.

Bei all seinen Erfolgen, die Briattore in der Formel1 feiern konnte; - aber ein Manager, der aus persönlichen Gründen emotional aus dem Bauch heraus handelt, anstatt mit dem Kopf zu entscheiden, ist verzichtbar. Ich denke, dass Renault sicherlich die geeigneten Leute hat, um dieses Team auch ohne Briatore weiter voranzubringen.

Ralf Schumacher: Zur falschen Zeit im falschen Auto?

Mit der Wahl zu Toyota zu gehen, hat sich Ralf Schumacher wieder ein Stück weiter vom angestrebten Formel1-WM-Titel entfernt. Wenn seine Karrierekurve weiter so verläuft, wird er wohl oder übel das Schicksal jener Formel1-Piloten teilen, welche zwar streckenweise durchaus schnell waren, aber immer zur falschen Zeit im falschen Auto saßen und daher nie Weltmeister wurden.

Denn, dass sich Toyota nächstes Jahr um so vieles stärker präsentieren wird, sodass die rot-weißen Renner ganz vorn konstant mitfahren können, wage ich zu bezweifeln.

Von Jordan und Minardi erwarte ich mir auch in der kommenden Saison einen weiteren Abstieg in Richtung Ende und bei Sauber scheint mir noch vieles unklar.

Also darf nächstes Jahr ein Vierkampf zwischen Ferrari, BAR-Honda, Williams-BMW und McLaren-Mercedes erwartet werden, aus dem diesmal Michael Schumacher ganz sicher nicht als der logische Sieger hervorgehen wird.

Ihr Hans-Peter Voglhuber

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

GP von Saudi-Arabien: Freies Training

McLaren gibt Ton an - Crash von Tsunoda

Lando Norris sichert sich die Bestzeit im zweiten Freien Training in Dschidda, Max Verstappen landet auf P3, Yuki Tsunoda kurz vor Ende der Session in der Mauer

Rechbergrennen: Bericht

Der Rechberg lebt…und bebt

Der Rechberg lebt…und bebt…auch bei der 51. Auflage. Kevin Petit und Reto Meisel sind die Dominatoren des Berg-Klassikers. Christoph Lampert bester Österreicher. Neuer Streckenrekord und Höchstleistungen im Almenland.

Gewinne Tickets für die Rennwoche am Nürburgring

Kartenverlosung: 24h Nürburgring 2025

Mit Motorline mittendrin in der Startaufstellung auf der Start-/Ziel-Geraden vor dem Rennen: Wir verlosen Top-Tickets samt Fahrerlager-Zugang für die Rennwoche des Vollgas-Spektakels im Juni 2025

Die Formel-1-Kommission hat erneut über Änderungen am Motorenreglement 2026 diskutiert - Welche Entscheidungen am Donnerstag außerdem getroffen wurden

V10-Gipfel in Bahrain

Erstmal kein V10 Comeback

Was wir über das Powerunit-Meeting wissen: Der V10 wird in der Formel 1 erstmal kein Comeback feiern, weil es dafür nicht die notwendige Mehrheit gibt

Rallycross: Wachauring

Spannung vor dem Saisonstart

Mit Spannung wird das erste Rennen der österreichischen Staatsmeisterschaft am 26. und 27. April am Wachauring in Melk erwartet. Mit den Piloten der FIA Zentraleuropa-Meisterschaft stehen europäische Toppiloten in der Wachau an der Startline.