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Buchtip: "Sleeping Beauties"

Memento mori

Geschenktip rechtzeitig vor Weihnachten: "Sleeping Beauties", ein 160 Seiten starker Bildband nur für die nervenstärksten Autoliebhaber!

Es wird Sie, liebe Leserschaft, nicht erstaunen, dass wir Autos ganz gern mögen. Ansonsten wären wir, da wir ja buchstäblich Tag und Nacht mit Autos zu tun haben, im falschen Beruf. Die Reaktion auf den Bildband „Sleeping Beauties“ von Herbert W. Hesselmann und Halwart Schrader war deshalb sehr zwiespältig – zwischen Faszination uns Grauen.

Tag und Nacht von Autos umgeben war auch „Pierre“. Die hier gezeigten Bilder von der Sammlung des anonym gebliebenen Franzosen sind an sich nichts Neues mehr: Vor mehr als einem Vierteljahrhundert gingen die Fotos der „verwunschenen“ Autos im Dornröschenschlaf um die Welt.

Hesselmann meint im Begleittext zu den Abbildungen, er habe sich auf die technische Herausforderung konzentriert, damit der Autoliebhaber in ihm gar nicht erst zu sehr revoltiert. Und für den Fotografen war die Reise in diesen Zaubergarten zweifelsohne eine einzigartige Gelegenheit.

Einige der edelsten Wagen ihrer Zeit vom Bugatti bis zum Rolls-Royce, Exoten wie Graham, Cord und Panhard-Dyna trug Weinkenner und Hühnerzüchter „Pierre“ im Lauf der Zeit zusammen, um sie dann unrestauriert im Garten seines verfallenden Anwesens von besseren Zeiten träumen zu lassen.

Der exzentrische Franzose bot sich völlige Diskretion aus, letzten Endes wurde er aber doch ausgeforscht und löste seinen Wohnsitz auf. Das war das Ende dieses einzigartigen Ensembles. Die Bilder dieser, für einige der Edel-Wracks wohl letzten, Reise sind die bislang noch am wenigsten bekannten, und die vielleicht am verstörendsten.

Blind an Lichtern und Scheiben, entstellt durch zentimeterdicke Dreckkrusten, mit grauenhaften Rostnarben – Zombies am Abschleppseil.

Gegen diese starken Eindrücke tut sich der Text natürlich schwer. Fotograf Hesselmann schildert die Geschichte seiner Besuche bei "Pierre", der renommierte Fachautors Schrader beschränkt sich auf Erläuterungen zu den den abgebildeten Modellen; dazu gibt es Vergleichsfotos der Fahrzeuge bzw. baugleicher Modelle aus besseren Tagen.

Charme der Morbidität: Bei mehr als einem Foto auf den insgesamt 160 Seiten in diesem Autobuch der ganz anderen Art ist uns das Herz gebrochen, aber wir sind doch immer wieder ins Blättern verfallen. Memento mori, am Autofriedhof ist für alle Platz!



Herbert W. Hesselmann, Halwart Schrader: „“Sleeping Beauties“
Edition Olms
160 Seiten
ISBN 978-3-283-00549-8
39,95 Euro

Erhältlich zum Beispiel bei Amazon.

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