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Kolumne: Alles beim Alten, völlig neu

BMW gewinnt zum vierten Mal hintereinander den wichtigsten FIA-Tourenwagen-Titel. Das klingt nach drückender Dominanz der Bayern, aber…

Johannes.Gauglica@motorline.cc

Aber jeder, der der WTCC heuer auch nur flüchtig Beachtung geschenkt hat, oder das Finale in Macao verfolgt hat, weiß: Es war ganz anders.

Einige Experten meinten am Anfang des Jahres, ein dritter Titel für BMW sei das Schlechteste, was der Tourenwagen-WM passieren könne. Jetzt ist die Saison vorbei, und BMW hat alle Pokale abgeräumt. Der Marken-Titel geht ebenso nach München wie die Independents-WM (mit Stefano d’Aste und dem Proteam aus Italien), und natürlich die Weltmeisterschaft mit dem seit vier Jahren ungeschlagenen Andy Priaulx.

„Wir waren drei Minuten vom Weltmeistertitel entfernt“, meinte Hughues du Chaunac mit hörbarer Enttäuschung nach dem Wochenende in China. Der Franzose mit dem eindrucksvollen Silberhaar ist mit seiner Firma ORECA für den Einsatz einiger Werksautos von SEAT verantwortlich. Zwei Runden vor Schluss des ersten Rennens in Macao sah sein Fahrer Yvan Muller aus wie der kommende Champion. Priaulx war bestenfalls noch Außenseiter.

In diesen letzten zwei Runden, oder drei Minuten, änderte sich das Bild noch einmal völlig. Man hat es heuer wieder gesehen: Die WTCC produziert verlässlich jedes Jahr Spannung.

Jeder Punkt zählt!

„Wir haben die WM in Brands Hatch gewonnen“, war Priaulx’ eigene Einschätzung zu diesem knappen Finale. Dort holte sich der Brite den zweiten von letztlich drei Siegen. Das zeigt, dass es in der WTCC auf jeden einzelnen Punkt ankommt.

Ein weiteres Beispiel: Die meisten Siege gehen nicht an den Weltmeister, sondern an Chevy-Fahrer Alain Menu. Er war fünf Mal erfolgreich und hatte daneben die meisten Pole Positions (ebenfalls fünf); mit Methode „Sieg oder Ausfall“ verschenkte er aber zu viele Punkte.

Stefano d’Aste als schnellster Privatier hatte am Schluss zwei knappe Zähler Vorsprung auf seinen „Vize“ Luca Rangoni. Auch bei den Herstellern geht es knapp zu. Nur sechs Punkte Vorsprung hat BMW am Schluss auf SEAT. Auch hier fiel die Entscheidung im allerletzten Rennen.

Krieg der Konzepte

Die zur Begleitmusik einiger skeptischer Wortmeldungen 2005 aus der Taufe gehobene Weltmeisterschaft hat bewiesen, dass sie in eine Serie von Weltformat wachsen kann. Dabei sind die Voraussetzungen nicht ideal, das Reglement kontroversiell.

Das Regelwerk ist schon auf Grund der unterschiedlichen Technik der Autos eine politische Zeitbombe. Front- und Heckantrieb, Benzin- und Dieselmotoren, Stufenheck und Hatchback müssen mit all ihren Unterschieden, Vor- und Nachteilen gegeneinander ausbalanciert werden.

Sowie auch nur der Hauch eines Vorteiles für ein bestimmtes Konzept aufkommt, brüllen die jeweils andere Hersteller auf. Den Weg, den zum Beispiel in der DTM gewählt hat – vereinheitlichte Technik mit unterschiedlichen Silhouetten – wollen die WTCC-Verantwortlichen (noch?) nicht gehen. Somit läuft der Balanceakt weiter.

2008

Bei den Autos ist einiges im Gange: Nach dem Erfolg der Diesel-SEAT will das Rumoren um ein ähnliches Diesel-Projekt im Hause BMW nicht verstummen. Und wer ersetzt Alfa Romeo als vierter Hersteller?

Honda (mit dem Accord Euro-R) und Volvo (mit einem Ethanol-getriebenen C30) werden ins Starterfeld 2008 hineingemunkelt. Das ehemalige Alfa-Werksteam N.Technology trennt sich nach 18 Jahren von den Roten; den Fahrer James Thompson hat das italienische Team aber weiterverpflichtet, obwohl man für nächstes Jahr noch kein WTCC-Programm hat – zumindest offiziell.

Zwei neue Strecken stehen auf dem Programm: Auf ein weiteres Debakel mit dem lächerlichen Puebla-Oval in Mexiko wird verzichtet. Estoril übernimmt für ein Jahr die portugiesische WM-Runde, und in Okayama machen die Tourenwagen ihre erste Visite auf japanischem Boden. Als Finale gibt es wieder den bewährten „Battle Royal“ in Macao.

Dass es wieder eine knappe Entscheidung gibt wie in den vergangenen Jahren, ist anzunehmen,

meint Ihr

Johannes Gauglica

Der Kalender der WTCC 2008:

2.3. Curitiba, Brasilien
18.5. Valencia, Spanien
1.6. Pau, Frankreich
15.6. Brno, Tschechien
13.7. Estoril, Portugal
27.7. Anderstorp, Schweden
31.8. Oschersleben, Germany
21.9. Brands Hatch, Großbritannien
5.10. Monza, Italien
26.10. Okayama, Japan
16.11. Macao, China

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