AUTOWELT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
So entsteht der Pagani Zonda R

P wie Perfektion

Bernhard Reichel wirft einen Blick hinter die Kulissen von Pagani Automobili: Auf kleinem Raum entsteht hier große Technik-Kunst, wie zum Beispiel der Zonda R.

Bernhard Reichel

Hier sehen Sie Bilder von der Fertigung des Pagani Zonda R!

Bereits im September 2007 verließ der High-End-Hersteller Pagani Automobili die Nordschleife mit dem absoluten Rundenrekord. Rekordwagen war der straßenzugelassene Zonda F. Die Erwartungen an einen reinen Rennwagen waren dementsprechend hoch.

Besonders edles Tier: Zonda R

Schon ein halbes Jahr davor präsentierte Pagani in Genf ein 1:4- Modell, bis Anfang 2009 endlich der erste Zonda R überraschend in Wien Weltpremiere feierte. Auch wenn die Optik es vermuten lässt, der R ist nicht die Rennversion des F, sondern ein komplett neues Auto.

Nur 5 bis 10 Prozent der Teile sind noch mit dem Zonda F identisch. Schon die Abmessungen unterscheiden sich deutlich. Die Länge wuchs auf stolze 4,88 Meter, der Radstand auf 2,78 Meter.

Die Breite ist mit 2,01 Meter gewaltig, der tiefe Frontspoiler steht weit vor der spitzen Nase. Das ohnehin massive Heck wurde abgeflacht und mit einem gewaltigen verstellbaren Heckflügel bestückt.

Ein neuer Diffusor und ein komplett flacher Unterboden erhöhen den Anpressdruck auf bis zu 1.500 Kilo. Die Höhe wurde auf 1,14 Meter reduziert.

Auf dem Dach thront nun ein Lufteinlass, welcher für zusätzliche Motorkühlung sorgt. Auf der Front- und Motorhaube sowie auf den Kotflügeln finden sich nun weitere Öffnungen zur besseren Kühlung.

Leichtgewicht

Die Leichtbauzauberer aus Horacios Paganis Team haben auch beim Zonda R ganze Arbeit geleistet. Die Entfernung aller Luxus- und Komfortextras war hier nur die leichteste Übung.

Eine Menge an exotischen Materialien fand Einzug: Die Aufhängung für Motor und Getriebe sind aus Ergan, das Getriebegehäuse ist aus Magnesium gefertigt. Räder sowie Radaufhängung sind ebenfalls aus Leichtmetall.

Das besonders sichere Monocoque besteht aus einem Karbon-Titan-Mix. Sogar jede einzelne Schraube besteht nun aus dem besonders festen und leichten Titan.

Auch die Sitze sind aus Karbon und sogar der Motor musste auf Hubraum verzichten. Ingesamt speckt der Zonda durch diese Diät 160 Kilogramm auf ein Gewicht von nunmehr 1070 Kilo ab.

Beeindruckende Leistungsdaten

Trotz des Motordownsizing stieg die Leistung durch die höheren Drehzahlen um 148 PS auf brachiale 750 Pferdestärken.

Ausgangsbasis ist der bekannte Zwölfzylinder-Motor von AMG. Er bringt nun ein maximales Drehmoment von 760 Newtonmeter.

Neben Gewichtssenkung, Leistungssteigerung und Aerodynamikmaßnahmen sattelt der Zonda auch auf Pirelli P Zero Zonda R Slicks um. Hinten machen sich 20-Zöller mit 335/30-Reifen breit, vorne reichen 255/35er-19 Zöller.

Bei Pagani ist es wahrscheinlich nur noch eine Frage der Zeit bis superleichte Karbonfelgen die Leichtmetallräder ablösen werden.

Das Ergebnis sind überirdische Fahrleistungen. Auf 100km/h benötigt der Zonda R 2,7 Sekunden. Der Topspeed liegt bei rasanten 375 km/h. Diese Fahrleistungen auf Formel 1-Niveau müssen auch sicher kontrolliert werden: Der Fahrer kann ABS und Traktionskontrolle selbst in 12 Stufen regulieren.

Um bei diesen Geschwindigkeiten die Hand nicht vom Steuer nehmen zu müssen, sortiert der Pilot die sechs Gänge per Schaltwippen hinter dem Lenkrad. Ein Sperrdifferenzial befindet sich ebenfalls an Bord. Um den Zonda am Abheben zu hindern, lässt sich der Heckspoiler ebenfalls verstellen.

Aber sicher!

Die Firmenphilosophie verlangt, dass unter der Gewichtsreduktion die Sicherheit nicht leidet. Das ohnehin überaus stabile Monocoque wird zusätzlich durch eine Chrom-Molybdän-Sicherheitszelle verstärkt.

Auch die Rennsitze sind von der FIA homologiert und sind HANS-tauglich. Fünfpunktgurte halten FahrerIn an Ort und Stelle, wenn er/sie die Karbon-Keramikbremsanlange in Aktion setzt, denn 380mm-Bremsscheiben und Sechskolbensättel sorgen jederzeit für brachiale Bremsleistungen.

Während der sich erste je gebaute Zonda R auf dem Heimweg vom Festival of Speed in Goodwood befand, durften wir dabei sein, als das erste Verkaufsexemplar komplettiert wurde.

Pagani Automobili

Die Fabrik, oder vielleicht sollten wir lieber sagen: das Atelier, platzt mittlerweile aus allen Nähten; nächstes Jahr wird ein neues Gebäude in der Nähe entstehen.

Gearbeitet wird zurzeit auf engstem Raum in Teamarbeit. Jedes Team umfasst etwa 10 Techniker, welche einen Zonda R innerhalb von sieben Monaten in reiner Handarbeit zusammenführen.

Auch die enormen Abmessungen der Teile tragen zum Gefühl der Beengung bei. Der quer stehende Diffusor überragt schon jeden Menschen, die Motorabdeckung wartet schlauerweise im Verkaufsraum als Dekoration. Zwischen den zwei derzeit entstehenden R, wartet einer der letzten F auf seine Vollendung.

Endlich: Der Motor des Zonda R wird mit Öl gefüllt und gestartet. Es ist nicht zu beschreiben, wie schön und vor allem in welcher Lautstärke der Zonda "ohne Filter" in der kleinen Halle brüllt. Der Mechaniker dirigiert mit seinen Händen und lässt seiner Freude freien Lauf.

Zeit & Geld

Was kostet also nun diese handgefertigte Garantie auf einen streckenunabhängigen Rundenrekord? Mit Steuer knapp 1,8 Millionen Euro.

Dafür gibt’s eine Unterschrift von Meister Pagani persönlich. Weiters werden nur 16 Exemplare gebaut. Ein Zonda R bleibt allerdings unverkäuflich und in Paganis Besitz.

Der Zonda Cinque nimmt einige R-Designdetails, wie die Lufthutze am Dach, die Luftöffnungen auf den Kotflügeln oder einen neuen Diffusor auf, doch auch diese limitierte Version ist komplett ausverkauft, sogar die noch gar nicht erschiene Roadstervariante.

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Ein Schritt zurück ist zwei voraus

Das ist der neue VW Golf

Pünktlich zum fünfzigjährigen Jubiläum überarbeitet Volkswagen die achte Generation des Golf. Nicht zu viel wurde verändert, dafür aber zahlreiche wichtige Details.

Lexus LBX – schon gefahren

Luxuriöser Einsteiger für Aufsteiger

Ein gewöhnlicher B-Crossover passt nicht mehr zur dienstlichen Position? Dann bietet Lexus mit dem LBX künftig das Passende. Das kleinste Modell der Japaner liefert gewohntes Premium-Flair.

Afra Porsche von der Letzten Generation und Gerhard Lustig vom Volksbegehren "Kosten Runter!" diskutieren bei Wolfgang Schiefer darüber, ob Autofahren günstiger werden muss, wie man alle Menschen mobil machen kann und wer das Ganze zahlen soll.

Diesel um 1,169 Euro? Ein Fehler!

Billigdiesel führt zu Ansturm auf Tankstelle

Am 29. Jänner fuhren zahlreiche Diesellenker nach Horn zum Spritsparen. Eine Tankstelle hatte einen fehlerhaften Preis ausgewiesen – erst am 30. Jänner in der Früh wurde der Lapsus bemerkt. Glück gehabt: Zurückzahlen müssen die Glücklichen die Differenz nicht.

Pro und Contra – Diskussion auf Puls 4

Auf der Straße festkleben: Protest oder Zerstörungswut?

Vertreter aus der Politik, der Autofahrer-Lobby und von der Letzten Generation versuchen – vergeblich – auf einen grünen Zweig zu kommen: Wie kann man gemäßigt aber zielführend auf ein Thema aufmerksam machen, ohne zu (zu) drastischen Mitteln zu greifen?