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Big Bang Theory

Der BMW X6M setzt dem wilden SUV-Coupé-Konzept X6 die Leistungskrone auf. Wir testen das 575 PS starke Ungetüm in seinem neuen Gewand.

Georg Koman

"Big Bang Theory" ist nicht nur eine beliebte US-Sitcom um den verhaltensoriginellen Nerd Dr. Sheldon Cooper, sondern auch eine höchst erfolgreiche BMW-Theorie: Setze einem mächtigen SUV einen coupé-artigen Überbau auf und versehe es mit reichlich Leistung.

Dem X6 genannten SUV wird damit sein einziges Vernunft-Argument (das riesige Raumangebot) genommen, dafür sieht es umso begehrenswerter aus - jedenfalls für die Macho-Fraktion.

Die Theorie hält in Europa den zahlreichen bösen Gutmenschen-Blicken zwar nicht wirklich stand, aber in Oasen wie USA, naher Osten, China und Russland erwies und erweist sie sich als hundertprozentig treffsicher.

Für Europa hat BMW inzwischen den kompakteren und damit politisch korrekteren X4 nachgeschoben, ehe die geschockte Konkurrenz überhaupt reagieren konnte. Als erster löste sich jetzt Mercedes mit dem GLE Coupé aus der siebenjährigen Angststarre, den satten Gewinn kann BMW aber niemand mehr nehmen.

Gleichzeitig wurde der X6 aktualisiert. Die neue Version wirkt etwas eleganter und weniger bösartig. Das Heck ist immer noch das höchste weit und breit, sieht aber jetzt mehr nach moderner Kunst als nach Eiger-Nordwand aus.

Gleichzeitig verbaute BMW alles, was gut und teuer ist in das Topmodell X6M, damit es beim Kurvenräubern auch hält, was es optisch verspricht - und seine 2,3 Tonnen Lebengewicht vergessen lässt.

Natürlich den 4,4 Liter großen Biturbo-V8, der nicht nur geil (aber keineswegs rotzig-pubertär) klingt, sondern mit 575 PS und 750 Nm Drehoment ab 2.200 Touren auch gewaltig anschiebt. Die Achtgang-Automatik gibt sich souverän, man kann aber auch selbst übernehmen und zu den Schaltwippen greifen.

4,2 Sekunden reichen nun für den Sprint auf 100 km/h, Schluss ist wie gehabt bei 250 km/h. Damit die Geschwindigkeit auch schnell wieder abgebaut wird, verbergen sich hinter den 20-Zoll-Felgen (gegen Aufpreis gibt es auch 21er) riesige, gelochte Compound-Bremsscheiben. Funktioniert hervorragend, Fading oder sonstige Schwächen leistete sich die Bremsanlage im Test keine.

Das Hightech-Fahrwerk bietet unter anderem Luftfederung mit Niveauausgleich an der Hinterachse, adaptive Dämpfer, aktive Wankstabilisierung oder die (sehr empfehlenswerte) Aktivlenkung, die den Giganten lenkungstechnisch zum Zwerg schrumpfen lässt.

Vieles davon ist bayerntypisch nicht serienmäßig, nicht einmal im Topmodell. Wie auch immer, will man primär posen, braucht man die Gimmicks sowieso nicht. Will man es aber wissen, und den einen oder anderen Sportwagenfahrer nicht nur auf gerader Strecke ärgern, erfüllen die Fahrwerksfeatures definitiv ihren Dienst.

Der X6M zeigt überhaupt keine Wankneigung, ähnlich wie bei Bud Spencer hat man sofort das Gefühl: "Dem Dicken kann man blind vertrauen".

Schaltet man das Antischleuderprogramm DSC komplett aus, kann man aber auch viel Spaß haben: Der Allradantrieb ist hecklastig ausgelegt, gemeinsam mit Torque Vectoring (verteilt das Antriebsmoment zum kurvenäußeren Rad) geht es dann auf Wunsch ganz schön quer dahin.

Aber auch hier ohne Angst: Die 325er-Hinterreifen fangen sich sehr schnell wieder, wenn man vom Gas geht. Präzision und gute Beherrschbarkeit sind so etwas wie das Leitthema des X6M.

Obwohl das Raumangebot, wie eingangs erwähnt, nicht primär seine Sache ist, erstaunt, was alles hinter die automatisch öffnende Heckklappe passt.

Drei Personen sitzen dank satter Fahrzeugbreite bequem im Fond, der Laderaum kann im Verhältnis von 2:1:2 erweitert werden. Das schafft Platz für 580 bis 1.525 Liter Gepäck - nachdem man es über die hohe Ladekante gewuchtet hat.

Zwei Themen, die echte X6M-Fahrer bestenfalls am Rande interessieren, seien der Vollständigkeit halber auch noch erwähnt: Verbrauch und Preis.

Als Durchschnittsverbrauch gibt BMW 11,1 Liter Super Plus an. Wer so wenig verbraucht, braucht keinen X6M. Im Alltag sollte man mit 12-14 Litern durchkommen, was bei Zwischensprints passiert, kann man sich denken.

Auch der Preis hat es in sich, vor allem aufgrund Österreichs "Bolidensteuer" NoVA, die lässt den X6M-Tarif auf beachtliche 154.400 Euro anschwellen. Die gute, aber keineswegs komplette Serienausstattung erlaubt da natürlich noch beträchtlich Spiel nach oben.

Plus
+ mächtige Motorisierung, über alle Zweifel erhaben
+ trotz Coupéform gute Platzverhältnisse
+ hervorragendes Fahrwerk
+ souveräner Allradantrieb
+ sehr dominante Erscheinung

Minus
- hoher Preis
- hoher Verbrauch
- sehr dominante Erscheinung

Resümee
Der BMW X6M ist auch im neuen Gewand ein Showcar. Aber eines, das alle Erwartungen erfüllen kann: Power total und ein Fahrwerk am obersten Ende des für ein SUV Machbaren. Verbrauch und Preis sind die logische Kehrseite.

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