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Nobler Hochsitz

Der BMW X3 geht in die dritte Generation und ist jung wie nie. Wir testen das SUV mit ordentlichem Dreiliter-Dieselmotor und flotten 265 PS.

Text und Fotos: Johannes Toth

Die Erfolgsstory beginnt mit der Präsentation des X3 als kleinem Bruder des X5 im Jahr 2003. Heute befindet sich das Mittelklasse-SUV – oder wie BMW es nennt: SAV (Sports Activity Vehicle) –, in der dritten Generation und ist inzwischen so groß geworden, wie weiland der erste X5. Trotzdem hat er im Vergleich zum Vormodell immerhin 55 kg abgespeckt.

Außen wurde eher an Details gefeilt, um die Kundschaft nicht zu verschrecken und um noch ein bisserl bulliger im Reitstall anzukommen. Vorne größere Nieren, LED-Nebelscheinwerfer, Akustikglas in der Frontscheibe; hinten eine automatische Heckklappe und rechteckige beidseitige Auspuffrohre. Von der Seite gesehen wurden vor allem die nun coupé-artiger verlaufende Dachlinie und die etwas kantigeren Radkästen umgezeichnet.

So dezent die Änderungen am Exterieur ausfielen, so kräftig wurde das Interieur umgekrempelt. Wobei sich eine Frage aufdrängt: Hat sich ein BMW-Lehrling unbeaufsichtigt in die Entwicklungsabteilung geschlichen und die Typenbezeichnung X3 inflationär in sämtliche Metallteile geprägt, die grad herumgelegen sind, oder sollen bloß alle Insassen wissen, dass sie von einem X3 bewegt werden? Macht nix, sieht trotzdem gut aus.

Selbstverständlich ist BMW-typisch noch immer alles dort, wo man es sucht und die Optik passt sich der neuen Linie von 5er und 7er an. Das große Touchdisplay ist frei auf das Armaturenbrett aufgesetzt und das optionale digitale Instrumentendisplay passt sich in Farbe und Funktion dem eingestellten Fahrmodus an. Mitbestellen lässt sich nun auch die variable Ambientebeleuchtung, die die Fahrgäste abends farblich in Stimmung bringt. In weiß oder blau mit Geschäftspartner zum Dinner, in grün oder flieder mit Freunden zur Bar und in orange oder bronze zu zweit durch die Nacht.

Um sich vom Mitbewerb abzuheben, rauchen in den Entwicklungsabteilungen aller Hersteller die Köpfe und es wird erfunden was das Zeug hält. Manches wird – oftmals zum Glück – gleich verworfen, anderes schafft es in die Serienfertigung. Manches halten wir anfangs für unnötig und nach einiger Zeit für unverzichtbar. Aus heutiger Sicht verzichtbar ist die optionale Gestensteuerung, mit der zum Beispiel Lautstärke und der nächste Sender oder das nächste Musikstück per Handbewegung unter dem Innenspiegel angeordnet werden können.

Das muss geübt werden, funktioniert nicht exakt genug und ist recht unnötig, da diese Funktionen am Lenkrad ebenso bedienbar sind, ohne die Hand vom Volant zu nehmen.

Was wir nicht mehr missen wollen, ist das leider immer noch optionale Head-Up Display, das verschiedene Informationen in den unteren Bereich der Windschutzscheibe einblendet. Ohne den Blick von der Straße nehmen zu müssen, werden wir über gefahrene Geschwindigkeit, Geschwindigkeitsbegrenzungen, Navigationshinweise, Assistenzsysteme oder Telefon- und Senderlisten informiert (Bild links).

Das richtige Erkennen und Deuten der relevanten Verkehrszeichen funktioniert einwandfrei. Die Kameras des X3 zeigen Geschwindigkeitsbegrenzungen, Überholverbote, Nachrangtafeln und Stoppschilder an. Wenn das System auf Grund flotter Anfahrt daran zweifelt, ob der Chauffeur das Haltezeichen auch gesehen hat, piepst es laut und blinkt ganz aufgeregt. Klappt wunderbar und macht Sinn.

Fein auch der Schlüssel mit Farbdisplay (Bild links). Klar, kostet auch wieder extra. Zeigt aber verschiedene Befindlichkeiten unseres fahrbaren Freundes an. Wie zum Beispiel die Tank-Reichweite oder ob er eh zugesperrt ist. Per Funk lassen sich Heizung oder Klimaanlage programmieren oder sofort aktivieren. Vielen Dank liebe Entwickler, das ist wunderbar. Nie wieder in ein zu kaltes oder zu heißes Auto einsteigen!

Eine weitere nette Spielerei für BMW-Liebhaber ist zum Beispiel diese: Im Dunkeln, wenn wir die Fernbedienung einschalten, geht die Innenbeleuchtung an und wir wissen – he, der Burli spitzt die Ohren! Dann aktivieren wir zum Beispiel die Heizung, bekommen das am Display bestätigt und die Innenbeleuchtung geht wieder aus. Braver Burli.

Die Sicht nach hinten ist OK, die Rundum-Kameras helfen natürlich beim Manövrieren. Wiewohl der X3 eher ein Cruiser ist und die Lenkradwippen demgemäß selten Verwendung finden, lassen sich seine 1,9 Tonnen mithilfe der 265 PS und 620 Nm auch zügig in 5,8 Sekunden auf 100 km/h bringen.

Dann ruckt die sonst unmerkbare 8-Gang Steptronic allerdings ein bisschen. Bei flottem Autobahntempo macht sich der 1,7 Meter hohe Aufbau bemerkbar und die Fuhre wird seitenwindempfindlich. Laut Hersteller liegt die Höchstgeschwindigkeit bei 240 km/h.

Die Fahrstufen Eco Pro, Comfort, Sport und Adaptiv lassen sich auf der Mittelkonsole mit jeweils eigenen Drückern direkt anwählen. Das geht im Bedarfsfall schneller als die oft üblichen Varianten zum Durchklicken. Damit ändern sich die Grundeinstellungen von Fahrwerk, Lenkung und Getriebe. In „Sport“ geht es spürbar straffer voran und die Kurvendynamik wird verbessert.

Unser Testwagen verfügt über das multifunktionale Instrumentendisplay, das verschiedene Anzeigen je nach Fahrmodus unterschiedlich darstellt. So gibt´s zum Beispiel in „Eco Pro“ (Bild rechts) Infos zum ökonomischen Fahren, während in „Sport“ die Drehzahl angezeigt wird.

Für die Sicherheit der Passagiere sind unzählige Assistenzsysteme an Bord. Das Notbremssystem bremst selbstständig, wenn es einen bevorstehenden Aufprall vermutet – das kann den Lenker aber auch erschrecken: wenn wir in einer Engstelle bewusst auf ein parkendes Auto zufahren, um kurz davor auszuweichen, das System aber abrupt abbremst.

Das aktive Spurhaltesystem wird endlich erwachsen. Sofern der Fahrer nach rund 20 Sekunden die Hände nicht wieder ans Steuer legt, schaltete das System – wie auch beim Mitbewerb – bisher mit kurzer Warnung einfach ab und der gekoppelte Tempomat hielt die Geschwindigkeit bis zur nächsten Leitplanke. Eher gefährlich. Der neue X3 bleibt in der Spur und bremst das Fahrzeug zusätzlich aktiv ab.

Und sonst? Der Platz im Fond ist für Erwachsene auch längerfristig ausreichend. Wichtig im Winter auf Kurzstrecke: die Fahrzeug-, Sitz- und Lenkradheizungen springen superschnell an. Trotz serienmäßigem Allradantrieb soll der Dreiliter-Dieselantrieb laut Norm nur 6,0 Liter im kombinierten Betrieb verbrauchen. Im Test lagen wir bei 8,2 Liter auf 100 km.

Wer den BMW X3 in der eigenen Garage parken will, sollte zumindest 49.750 Euro für den 1.998 ccm Benziner bereitliegen haben. Der getestete X3 xDrive30d kostet in der Basisvariante 62.500 Euro, klettert mit unserer feinen Zusatzausstattung als M Sport-Modell aber auf 71.451 Euro. Inklusive einer Wagenladung an Extras brachte es unser Testwagen gar auf schlanke 91.644 Euro.

Plus
+ feine Motor-/Getriebekombination
+ ausreichend Platz für vier Personen mit Gepäck
+ ansprechendes, stimmiges Design
+ komfortabel-agiles Fahrwerk
+ logisches Menü- und Bediensystem

Minus
- die optionale Gestensteuerung funktioniert nicht immer und nicht immer exakt
- bei beheiztem Lenkrad ist die Metallspange der M-Lenkradspeichen unangenehm kalt

Resümee
Der neue BMW X3 wurde äußerlich nur behutsam, innen weit stärker redesigned. Das gefällt und birgt kein Verkaufs-Risiko für den Konzern. Die meisten Assistenzsysteme kosten leider Aufpreis, funktionieren aber zum heutigen Stand der Technik tadellos. Wer mit einem mittelgroßen SUV liebäugelt und sich vom Preis nicht abschrecken lässt, trifft mit diesem Auto sicher eine gute Wahl.

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