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Das Ende der Alleinherrschaft

Die Zeiten, in denen der VW Golf seine Klasse nach Belieben beherrschte, dürften vorbei sein, BMW, Audi und Mercedes machen mächtig Dampf.

Text: mid/mh, Fotos: Werk, Reichel CarDesign, Automedia

Es gab schon einmal bessere Zeiten für den VW Golf: Einsam führte er jahrzehntelang die Spitze der Kompaktklasse an. Opel war immer nur zweiter Sieger, erst mit dem Kadett, dann mit dem Astra. Im Prinzip hat sich daran auch heute nicht viel geändert.

Doch in diesem Jahr muss sich der Golf nicht allein mit schleppenden Verkaufszahlen, sondern auch mit einer Vielzahl neuer Konkurrenten herumquälen.

Vor allem in der Premium-Abteilung der Kompaktklasse steigen im September Kontrahenten in den Ring, die dem Golf gerade jene Kunden abluchsen wollen, die sich für die lukrativeren Fahrzeuge mit den teureren Motor- und Ausstattungsvarianten entscheiden.

Der 1er BMW

Eben diese Autokäufer hat BMW mit dem neuen 1er ins Visier genommen. Der einzige Hecktriebler in dieser Klasse bietet den größten Fahrspaß und verzichtet von vornherein auf den Anspruch, ein Familienauto zu sein: Er ist eher als 2+2-Sitzer denn als Vier- oder Fünfsitzer ausgelegt.

Trotz des langen Radstandes geht es nämlich im Fond überaus eng zu. Vorerst ist der 1er mit wahlweise drei Benzin- und zwei Dieselmotoren mit einem Leistungsspektrum von 85 kW/116 PS bis 120 kW/163 PS zu haben.

Die Preise beginnen bei 22.400,- Euro, was gegenüber einem vergleichbar motorisierten Golf einem Zuschlag von rund 2.000,- Euro entspricht. Sparen konnten die Münchner bei den Entwicklungskosten, weil sich der 1er rund 40 Prozent der Bauteile mit der neuen Generation des 3er teilt, die im nächsten Jahr auf den Markt kommt.

Der Audi A3 Sportback

Hausinterne Konkurrenz droht dem Golf auch von Konzernschwester Audi. Ebenfalls im September kommt der A3, den es in seiner aktuellen Version bisher nur als Zweitürer gab, nun auch als viertüriger Sportback auf den Markt.

Ihm soll der Spagat gelingen, den BMW gar nicht erst versucht hat: nämlich Sportlichkeit und Raumangebot miteinander in Einklang zu bringen. Zumindest äußerlich schafft der A3 das mit seiner kombihaften Karosserie, die zum Heck hin coupé-artig abfällt.

Dennoch kommt er bei den Abmessungen und Ladevolumina kaum über den Durchschnitt der Klasse hinaus. Überzeugen kann dafür der neue Benzindirekteinspritzer mit Turboaufladung und 147 kW/200 PS. Preislich liegt der A3 Sportback mit 22.830,- Euro Basispreis auf dem Niveau des 1er.

Die Mercedes A-Klasse

Zeitgleich steht die neue Generation der Mercedes-Benz A-Klasse bei den Händlern. Da sie in den Abmessungen auf dem Niveau der bisherigen Langversion angekommen ist, macht ihr beim Platzangebot keiner etwas vor. Zumal sie durch vorbildliche Variabilität glänzt.

Äußerlich wirkt das Fahrzeug dynamischer als der doch arg biedere Vorgänger, macht große Fortschritte bei der Qualitätsanmutung im Innenraum und lässt sich dank neu entwickelter Hinterachse auch agiler fahren.

Erstmals wird die A-Klasse zudem als Zweitürer angeboten. Mit dem 1,5-Liter-Benzinmotor und einer Leistung von 70 kW/95 PS ausgestattet, kostet das Fahrzeug 19.780,- Euro.

Wertverlust: Die drei Neuen liegen vor dem Golf

Auch eines der klassischen Kaufargumente für den Golf, den guten Wiederverkaufswert, besitzt der Wolfsburger nicht mehr für sich allein. Beim Restwert gehen die Experten der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) beim A3 Sportback, dem BMW 1er und der A-Klasse nach drei Jahren und 15.000 Kilometern Laufleistung pro Jahr von jeweils knapp 57 Prozent im Händler-Einkauf aus.

Der Golf wird auf 54,8 Prozent taxiert. Zugrunde gelegt ist jeweils die Basisversion mit Benzinmotor.

Konkurrenz auch von Ford Focus, Toyota Corolla & Co

Auch in den mittleren Regionen der Kompaktklasse kämpfen der Golf und der ewige Zweite Astra mit alten und neuen Gegenspielern. Für den Herbst hat Ford den neuen Focus angekündigt. Zum Kölner Kompakten sind bisher nur wenige Details bekannt, doch der Design-Sprung gegenüber dem Vorgänger dürfte vergleichsweise gering ausfallen. Mit den ersten Auslieferungen wird es wohl bis zum Dezember dauern.

Zuvor kommen bereits neue oder aufgefrischte Konkurrenten auf den Markt: Der Toyota Corolla etwa hat nach einem leichten Facelift einen neuen Dieselmotor unter der Haube, Kia bringt den Cerato, der der aufstrebenden koreanischen Marke mehr Erfolg bringen soll als der Vorgänger Shuma. Und Citroen stellt den Xsara-Nachfolger C4 in zwei schnittigen Karosserievarianten vor.

Golf GTI, plus und Bora stehen in den Startlöchern

Doch VW schaut sich das Karussell der Herausforderer nicht untätig an: Im Spätherbst kommt der neue GTI, Anfang nächsten Jahres eine Variante mit erhöhtem Dach namens Golf plus, und auch die Stufenheckversion Bora steht kurz vor dem Modellwechsel.

Vom Thron gestoßen wird der Wolfsburger also nicht, aber die Zeiten, als er die Konkurrenz spielend leicht beherrschte, dürften endgültig vorbei sein...

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