
Honda Civic Type R – im Test | 21.08.2007
Fahren & Tanken
Lautmalerisches Schreiben ist immer eine etwas heikle Geschichte. Das Motorengeräusch des Civic Type R in dem Moment, in dem das VTEC die Steuerzeiten auf scharf stellt zu beschreiben, ist allerdings fast ein Ding der Unmöglichkeit.
Wie Hundertschaften von Hämmern, die beinahe synchron auf riesenhafte Ambosse schlagen – damit ist dieses Schauspiel am ehesten zu beschreiben. Es ist immer wieder verwunderlich, dass der Motor solch abartige Belastungen überhaupt aushält. (Und keine Sorge, die Aggregate haben Lebenserwartungen von jenseits der 200.000 km – auch bei „artgerechter“ Behandlung).
8.400 Umdrehungen pro Minute und nicht den geringsten Anflug von Asthma oder Problemen beim Ventiltrieb. Der Zweiliter-Vierzylinder dreht, dreht und dreht. Die Leistungsabgabe ist dabei am ehesten mit explosiv zu beschreiben.
Auch wenn die 201 PS erst bei 7.800 U/min abgegeben werden und das maximale Drehmoment unter 200 Nm liegt, lässt sich der Civic unheimlich schaltfaul fahren. 50 km/h im 5. Gang? Kein Problem, kurz aufs Gas und das Aggregat beschleunigt den Renner unter basslastigem Grummeln problemlos auf Autobahntempo.
Der wahre Kick kommt aber erst gegen 5.000 U/min, in dem Augenblick werden die Steuerzeiten der Ventile auf „Kampf“ getrimmt. Ein Lämpchen im Tacho weist auf die nun zusätzlich verfügbaren Kraftreserven hin – Eigentlich unnötig, die Tonlage verändert sich zeitgleich von zufrieden singend zu aggressiv hämmernd.
Die leichteste Bewegung im Gaspedal wird in diesen Drehzahlregionen absolut ohne Verzögerung in massiven Vortrieb umgesetzt. Und wer jetzt nicht schnell ist, detoniert garantiert im gnadenlosen Drehzahlbegrenzer. Da nützt kein Schaltlicht, da heißt es schlicht und einfach: Üben.
Wer sein Handwerk beherrscht, beamt den Type R in knapp über sechs Sekunden auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit von 235 km/h ist da leichter erreicht als einem hierzulande lieb ist...
Passend zur Perfektion des Antriebs auch das grandios abgestimmte 6-Gang-Getriebe. Kurze Wege und fließende Anschlüsse machen die Schaltarbeit zum Vergnügen. Auch die Kupplung kann sich mit ihrer hervorragenden Dosierbarkeit sehen lassen. Bravo!
Knüppelhart gedämpft verlangt das Sportfahrwerk doch einiges an Sportsgeist von den Insassen. Die Wiener Westeinfahrt sollte erst dann beritten werden, wenn man zwei bis drei Voltaren intus hat.
Dafür entschädigt das messerscharfe Fahrverhalten mit perfekter Kontrollierbarkeit im Grenzbereich. Ungefährliches Untersteuern deutet rasch auf die Haftgrenzen der Reifen hin. Die extrem direkte Lenkung dürfte etwas mehr Rückmeldung von der Fahrbahn bringen, gefällt aber sonst auf ganzer Linie.
Mit Werten um die neun Liter geizte der Civic Type R durchaus mit dem Sprit. Vor allem das Fahren in lichten Drehzahlhöhen stellt sich normalerweise als Spritkiller Nummer eins heraus. Irgendwie haben die Japaner diesmal etwas anders gemacht – Wie man auch unterwegs ist, zum Säufer wird der Civic nie.