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Bläst zum Sturm!

Der Feinschliff im Windkanal beginnt früh im Autoleben. Mercedes eröffnet nun offiziell die weltweit fortschrittlichste Windkanalanlage der Welt.

mid/wop

Bis die Entwicklung eines neuen Modells abgeschlossen ist, "feilen" die Aerodynamiker mehrere Hundert Stunden an der Karosserie herum. Im neuen Aeroakustik-Windkanal von Mercedes-Benz in Sindelfingen arbeiten die Jünger des Aeolos, dem griechischen Gott der Winde, nun offiziell.

Mit dem Druck auf den "red button" eröffneten Daimler-Chef Dieter Zetsche, Entwicklungsvorstand Thomas Weber und EU-Kommissar Günther Oettinger die in ihrer Art derzeit weltweit fortschrittlichste Anlage. Seit Jahrzenten erzielt Mercedes-Benz Rekorde beim Erstellen von günstigen Luftwiderstandsbeiwerten (cW). Aktuell hält die neue CLA-Klasse als "BlueEfficiency"-Variante mit einem cW von 0,22 und der Luftwiderstandsfläche von 0,49 Quadratmeter den Weltrekord. Diese Position soll gehalten werden.

Für Zetsche zeigt die Einweihung einmal mehr, "in Sindelfingen schlägt das Herz der Automobilindustrie"; und immer stärker für Mercedes-Benz. Denn der Aeroakustik-Windkanal komplettiert neben dem Fahrsimulator, der seinen Vorläufer in Berlin hatte, sowie den vor zwei Jahren in Betrieb genommen Klimawindkanälen die neuen Prüf- und Entwicklungseinrichtungen des Mercedes-Benz Technology Center (MTC). Kosten: insgesamt 230 Millionen Euro.

Neben dem Windkanal arbeiten schon wieder die Baumaschinen. 2015/16 soll dort das Technologiezentrum für Fahrzeugsicherheit, unter anderem mit modernsten Crash-Prüfständen, den Betrieb aufnehmen. Dann sind für diese Maßnahmen insgesamt etwa 500 Millionen Euro investiert und die 10.000 Beschäftigten des MTC, davon 8 000 Entwickler, profitieren von der räumlichen Nähe der Großprüfstände. Bei denen wird im Drei-Schicht-Betrieb "geschafft".

Klappt es mit der Fertigstellung des Fahrzeugsicherheits-Zentrums schon 2015, fiele dies ins Jubiläumsjahr des Werkes, das 1915 durch die Daimler-Motoren-Gesellschaft zur Herstellung von Flugmotoren und Flugzeugen gegründet worden ist. So schließt sich wieder der Kreis zu Aeolos, dem Gott der Winde.

Doch nicht Aeolos sorgt für Sturm, das übernimmt im Aeroakustik-Windkanal ein Gebläse mit einem Durchmesser von neun Metern. Seine 18 Laufschaufeln sind aus kohlenfaserverstärktem Kunststoff (CFK) gefertigt. Die in Strömungsrichtung dahinter positionierten 21 Luftleitschaufeln bestehen aus Stahl. Zur Sturmerzeugung gehört gewaltige Antriebskraft, die ein Elektromotor mit einer Leistung von fünf Mega-Watt liefert. Bei Spitzenlast verbraucht die 5-MW-Maschine in einer Stunde so viel Strom, wie ein Einfamilienhaus im ganzen Jahr. Die Energie erzeugt das werkseigene Gas-Blockheizkraftwerk und freilich läuft das Gebläse nicht ständig unter Spitzenlast.

Die Antriebskraft des Gebläsemotors von 200 000 Newtonmeter verleiht der Luft einen Schub, der dem eines startenden Jumbo-Jets entspricht, und das mit Drehzahlen der Laufschaufeln von 200/min. Damit wird die Luft im geschlossenen Kanal - ihr Volumen umfasst etwa das von drei Einfamilienhäusern - so beschleunigt und gekühlt, dass sie den Prüfling auf der Messstrecke mit maximal 265 km/h anströmt und gleichbleibend 22 Grad Celsius hat. Und bei all der Power ist es bei 140 km/h Luftgeschwindigkeit noch still auf der Messstrecke.

Das Herz der 20 Meter langen Messstrecke in der voluminösen Halle ist das 90 Tonnen schwere "Fünf-Laufband-Waage-System", das unterschiedliche Straßengegebenheiten perfekt wiedergibt. Auf der integrierten Drehscheibe mit zwölf Metern Durchmesser steht der Pkw: jedes Rad auf einem jeweils angetriebenen Laufband und unter dem Wagen läuft ein neun Meter langes Band fast in Unterbodenbreite. So können mit der in jeden beliebigen Winkel zu stellenden Drehscheibe beispielsweise Seitenwind-Untersuchungen optimal ausgeführt werden.

Die Aerodynamiker von Mercedes-Benz sind bei windschnittigen Pkw in fast allen Klassen Weltmeister. Bei der neuen S-Klasse konnten sie den cW-Wert gegenüber dem Vorgänger um zwei Hundertstel auf cW 0,24 verbessern ? Bestwert in ihrem Segment. Was wenig scheint, zeigt viel Wirkung. Denn die Verminderung des cW-Wertes um 0,01 bedeutet im EU-Fahrzyklus NEFZ ein Gramm CO2/km weniger Verbrauch, im gemittelten Realverbrauch sind es laut Entwicklungschef Weber schon zwei Gramm und bei 150 km/h bereits fünf Gramm CO2 pro Kilometer.

Wind am Auto macht Geräusche, außerhalb wie im Innenraum. Bei Premium-Modellen spielt die Reduzierung lauter oder lästiger Quellen eine besonders wichtige Rolle. "Aeroakustisch" hat laut Mercedes-Benz die neue S-Klasse im Konkurrenzvergleich nicht nur das niedrigste Windgeräuschniveau, sondern ist auch leiser als der Windgeräusch-Weltmeister Maybach und damit das leiseste Automobil überhaupt. Ausruhen auf den Lorbeeren geht aber nicht, denn Wettbewerber wie Audi und BMW verfügen seit längerem ebenfalls über fortschrittliche Aeroakustik-Windkanäle. Der in Sindelfingen ist der neueste weltweit und damit der fortschrittlichste seiner Gattung.

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