AUTOWELT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Fahrverhalten, Verbrauch & Preis

Text und Fotos: Johannes Toth

Für den Ausflug mit der Erbtante empfiehlt sich selbstredend die Eco-Einstellung. Die elektronisch gesteuerte Dämpferkontrolle bleibt angenehm sanft, der ohnehin kaum als Diesel erkennbare Motor bemüht sich um noch mehr Stille als sonst, und für zusätzliche gute Stimmung schlagen wir die Ambientebeleuchtung in "Sepia" vor.

Nachdem das Tantchen im Häuschen am Stadtrand abgesetzt wurde, geht’s endlich im Sportmodus durch die Landschaft. Das Armaturendesign schaltet auf rot und zeigt uns zusätzlich einen Drehzahlmesser. Die Federung ist deutlich härter, der Motor spricht viel direkter auf Pedalbefehle an und hat einen kernigen Spruch.

Bis Landstraßentempo wirken die 160 PS mit den 380 Nm erstaunlich agil. Das liegt vor allem an der Doppelturbotechnologie des kleinen 1,6 Liter Dieselmotors, der die Arbeit zwischen den beiden Turbos aufteilt. Im unteren Drehzahlbereich darf der kleine Turbo ran, im oberen Bereich der große.

Das EDC (Efficient Dual Clutch) Doppelkupplungsgetriebe schaltet dabei äußerst sanft und schiebt den Grand Tour in 9,5 Sekunden auf Landstraßentempo 100 – die gefühlt allerdings schneller vergehen. Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 215 km/h. Und wenn es gelegentlich notwendig ist, die rund eineinhalb Tonnen Metall rasch zu verlangsamen, gehen die bissigen Bremsen ordentlich an die Arbeit.

Da unsere Straßen zum Glück nicht ausschließlich geradeaus führen sondern auch Kurven haben, hat Renault seinem Talisman eine technisch aufwändige Allradlenkung mit auf den Weg gegeben. 4CONTROL lenkt die hinteren Räder in Abhängigkeit vom eingestellten Fahrmodus und von der gerade gefahrenen Geschwindigkeit.

Bei geringer Geschwindigkeit und bei Parkmanövern gegengleich, bei höherem Tempo parallel zu den Vorderrädern. Es handelt sich hier zwar nur um einen sehr geringen Einschlagswinkel, der mit dem freien Auge nicht erkennbar ist, der aber für mehr Wendigkeit und Agilität sorgt.

Was uns noch gefällt, ist die Abstandsanzeige zum Vordermann in Sekunden inklusive Farbwarnung. Bis 2 Sekunden Abstand fahren wir im grünen, bis zu einer Sekunde im orangen und darunter im roten Bereich. Diese Information ist interessant und erscheint uns wichtiger als Notbremssysteme, die erst last minute eingreifen.

Nach so viel Lob müssen wir aber auch ein bisserl Schimpfen mit dem Talisman. Der adaptive Tempomat folgt mit Beschleunigen und Bremsen dem Vordermann bis zum eingestellten Tempo, maximal 140 km/h. Klingt fein.

Das System schaltet aber sogar beim selbstständigen Runterbremsen unter 40 km/h mit einem leisen Piepsen ab und schreibt uns ins Display: „adaptive Geschwindigkeitsregelung aus.“

Wenn wir uns also auf diesen Assistenten verlassen – und was hätte er sonst für eine Berechtigung – wäre die schöne Chrom-Schnauze schnell mal kaltverformt. Vielleicht versteckt sich der Ein-Ausschalter für den Tempomaten ja deshalb recht unpraktisch auf der Mittelkonsole zwischen den Vordersitzen.

Die Dieselanzeige ist vorbildlich detailliert, um bei trocken werdendem Tank den verbliebenen Treibstoffvorrat besser abschätzen zu können. Aber das ist nicht allzuoft nötig.

Renault gibt den gemischten Durchschnittsverbrauch mit vorbildlichen 4,5 Litern an. Im Testmittel verbrauchten wir knapp zwei Liter mehr auf 100 km. Wer ganz brav bleibt, kommt aber auch mit 5er-Werten durch.

Den stärksten Talisman-Diesel dCi 160 Grand Tour gibt es ausschließlich mit dem wunderbar sanften 6-Gang EDC Automatik Getriebe und nur in den beiden höheren Ausstattungsstufen "Intens" und als mit Luxus bis zum Stehkragen vollgestopften "Initiale Paris".

Die Preise beginnen in der einfachsten Ausstattung "Zen" mit einem 110 PS Dieselmotor bei 29.390 Euro. Der 160-PS-Diesel steht als "Initiale Paris" mit 43.290 Euro in der Liste - wie übrigens auch der 200-PS-Benziner.

Plus
+ fescher und angenehmer Reisebegleiter – nicht nur für frankophile Menschen
+ extrem leiser Dieselmotor
+ großzügiger Passagier- und Laderaum
+ kraftvolle Bremsen
+ tolle, umfangreiche Ausstattung, vor allem in der Top-Linie Initiale Paris

Minus
- Tempomat-Aktivierungsschalter liegt unpraktisch
- adaptiver Tempomat schaltet unterhalb von Tempo 40km/h automatisch ab

Resümee
Der große Renault Talsiman ist ein wirklich feines, geräumiges Reiseauto, in das sich nicht nur frankophile Menschen verlieben können. Die Top-Ausstattung Initiale Paris ist überkomplett und bietet ein tolles Preis/Leistungsverhältnis.

News aus anderen Motorline-Channels:

Renault Talisman Grandtour dCi 160 EDC Initiale Paris - im Test

Weitere Artikel:

Mehr Leistung, mehr Sicherheit, mehr sauber

Škoda Scala und Kamiq werden umfangreich aufgewertet

Skoda verpasst den Kompaktmodellen Scala und Kamiq neu gestaltete Front- und Heckschürzen, ein neues Interieurdesign inklusive Design Selections und neuen nachhaltigen Materialien. Dazu git es ein umfassendes Angebot an Assistenzsystemen.

Diesel um 1,169 Euro? Ein Fehler!

Billigdiesel führt zu Ansturm auf Tankstelle

Am 29. Jänner fuhren zahlreiche Diesellenker nach Horn zum Spritsparen. Eine Tankstelle hatte einen fehlerhaften Preis ausgewiesen – erst am 30. Jänner in der Früh wurde der Lapsus bemerkt. Glück gehabt: Zurückzahlen müssen die Glücklichen die Differenz nicht.

Vor allem der Benziner könnte preislich interessant werden

Omoda: Crossover-SUV Omoda 5 kommt nach Österreich

Für den Start auf dem österreichischen Markt bringtg Omoda ihr SUV-Modell 5. Den Anfang macht im ersten Halbjahr 2024 die Benziner-Variante, Hybrid und BEV folgen kurz darauf. Besonders erstaunlich: die Preise, die bei 26.000 Euro starten sollen.

Ein Schritt zurück ist zwei voraus

Das ist der neue VW Golf

Pünktlich zum fünfzigjährigen Jubiläum überarbeitet Volkswagen die achte Generation des Golf. Nicht zu viel wurde verändert, dafür aber zahlreiche wichtige Details.

Mit dem Duster hat Dacia seit 2010 einen absoluten SUV-Preisknaller auf dem Markt, Achim Mörtl hat sich nun die neueste Version angesehen und erste Eindrücke und Testkilometer gesammelt.