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Legende, reloaded

Der VW Multivan ist unbestritten eine automobile Legende. Und eine solche optimiert man behutsam. Wir testen den T6 als Trendline mit 150-PS-TDI.

Georg Koman

Wie sonst nur der Mercedes G schafft es der VW-Bus, als Nutzfahrzeug („Transporter“) und als Luxusgefährt („Multivan“, „Caravelle“) seine jeweilige Fangemeinde zu haben – Top-Prestigewerte inklusive.

Das funktioniert nur, wenn man seit vielen Jahren auf dem Markt ist und sich vor allem aufgrund höchster Qualität und dementsprechend stabiler Werthaltung den Status einer Legende erarbeitet hat.

Daher ist es nur logisch, dass die sechste Generation (T6) im Vergleich zum 13 Jahre lang erhältlichen Vorgänger (T5) bloß behutsam optimiert wurde. Am ehesten erkennt man den Neuen an der Front, die eindeutig das aktuelle VW-Markengesicht widerspiegelt.

Am Heck betont eine waagrechte Sicke die Fahrzeug-Breite, die Außenspiegel wurden aus aerodynamischen Gründen verkleinert. Für beste Rück-Sicht reicht es aber immer noch.

Am Randstand und den Fahrzeugdimensionen änderte sich nichts. Wie gehabt gibt es eine kürzere (fünf Meter Länge, drei Meter Radstand) und eine längere (5,40 Meter Länge, 3,40 Meter Radstand) Version.

Der gute, alte Fünfzylinder-Diesel wurde entsorgt, an seine Stelle tritt der topmoderne Zweiliter-Vierzylinder-TDI mit SCR-Technologie (AdBlue). Wer einem Dieselmotor gar nichts abgewinnen kann, für den gibt es einen Zweiliter-Benziner als Alternative, ausschließlich mit 204 PS.

Der TDI spielt dagegen leistungsmäßig alle Stückerln, er ist mit 84, 102, 150 oder 204 PS erhältlich. Die jeweils 204 PS starken Varianten sind die ersten VW-Busse, die über 200 km/h Höchstgeschwindigkeit erreichen. Muss ein eigenartiges Gefühl sein, wenn einem der Bus bei 200 den Rückspiegel füllt...

Natürlich nicht in Österreich, deswegen greifen wir auch zum 150-PS-TDI, um erst gar nicht in Versuchung geführt zu werden. Der belässt es bei 180 km/h und beschleunigt in 12 Sekunden auf 100 km/h.

Unser Testbus ist ein kurzer Multivan Trendline mit Sechsgang-Schaltgetriebe und Vorderradantrieb, ebenso gut wäre er aber auch als langer Comfortline mit Siebengang-DSG und Allradantrieb (4Motion) erhältlich.

Im Innenraum gibt es ein aktualisiertes Cockpit. Übersichtlich wie eh und je, aber mit hochwertigeren Materialien und noch mehr Fächern und Ablagen ausgestattet. Klavierlack ist ebenso erhältlich wie Lederpolsterung. Drehbar sind die Sitze der zweiten Reihe natürlich ebenfalls (nur beim Einstiegsmodell Trendline aufpreispflichtig).

Mit viel Kraft oder Hilfe kann man die neuen, in Sachen Seitenhalt verbesserten Einzelsitze und die schwergewichtige Dreier-Fondbank auch herausnehmen. Lohn der Mühe ist dann ein epochales Ladevolumen von 5.800 Litern.

Selbstverständlich ist auch bei aufgestellter Fondbank noch Platz im Laderaum, dann heißt es allerdings hoch stapeln. Wer auf die Schnelle mehr Platz benötigt, legt die Banklehne um.

Neuerdings gibt es für den T6 auch einige Assistenzsysteme aus dem VW-Regal, etwa den adaptiven Tempomat, den Fernlicht-, Notbrems- und Spurwechsel-Assistent oder die Müdigkeits-Erkennung

Bezüglich Smartphone-Konnektivität ist man auf dem neuesten Stand, das Touchscreen-Display besitzt sogar eine Annäherungs-Sensorik.

Die 150-PS-Version des Zweiliter-TDI ist ganz sicher eine gute Wahl: 340 Nm Drehmoment schon ab 1.500 Touren reichen locker, um den Bus auch mit ordentlicher Beladung zügig zu bewegen. Der Motor ist zudem sehr gut gedämmt und vibrationsarm.

Der kurze Schalthebel ist hervorragend positioniert, die Gänge flutschen fast wie von selbst. Auch der Testverbrauch von 7,8 Litern geht angesichts von Größe und Dimension des T6 voll in Ordnung.

Zwar steht das Lenkrad bus-typisch eher flach, aber nicht so sehr, dass es extreme Umgewöhnung erfordern würde, im Gegenteil: Außer beim Einparken vergisst man die imposante Länge recht schnell.

Der T6 fährt sich unerwartet agil und trotz seiner Höhe ruhig und sicher, das Fahrwerk ist durchaus komfortabel. Wem das nicht reicht, der kann um rund 1.200 Euro die dynamische Fahrwerksregelung (DCC) mit ihren verschiedenen Härtestufen ordern.

Naturgemäß hervorragend: die Übersicht. Abgesehen vom eingangs erwähnten Mercedes G blickt man auf alles herunter, was sich Pkw oder SUV nennt. Ebenso beeindruckt die supersolide Qualität. Nichts klappert oder knirscht, alles wirkt, als würde es viele Jahre lang halten.

Eine unerwartete Enttäuschung brachte im Test die schwache Leuchtkraft der H4-Halogenscheinwerfer, erst ab dem Comfortline gibt es H7-Scheinwerfer - oder man nimmt gleich LED-Hauptscheinwerfer um 1.820 Euro.

Preisgünstig war der VW Bus noch nie, das hat sich auch in der neuesten Generation T6 nicht geändert. Um 36.090 Euro gibt es müde 84 PS, der getestete 150-PS-TDI ist als Trendline um 41.610 Euro zu haben. Angesichts dessen bescheidener Ausstattungsfülle empfiehlt sich der Comfortline, der mit 52.033 Euro allerdings schon ein ganzes Stück teurer ist.

Plus
+ durchzugsstarker, verbrauchsarmer Dieselmotor
+ sicheres Fahrverhalten
+ enormes Raumangebot
+ sehr viele Fächer und Ablagen
+ exzellente Verarbeitungs- und Materialqualität

Minus
- Trendline-Ausstattung nicht allzu üppig
- schwaches H4-Halogenlicht

Resümee
Legenden sterben nicht im Bett - aber auch nicht auf der Straße, wenn sie VW Multivan heißen und ihre Qualität ein nahezu ewiges Autoleben verspricht. Der sparsam-laufruhige 150-PS-TDI ist eine runde Sache, das Raumangebot über alle Zweifel erhaben. Allerdings: Wer halbwegs Ausstattung wünscht, muss ordentlich tief in die Tasche greifen.

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