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Sternfahrt

Die Mercedes S-Klasse gibt es seit 2015 auch als Cabrio. Wir testen das zart facegeliftete Modell mit 469 PS starkem V8-Motor und Allradantrieb.

Bernhard Reichel

Auch Nischenfahrzeuge vom obersten Ende der Preispalette erhalten eine Modellpflege, so auch Coupé und Cabrio der Mercedes S-Klasse. Die Lufteinlässe wirken nun voluminöser und ein verchromter Frontsplitter sorgt für noch mehr Überholprestige.

Spannender geriet auch das neue Design der Heckleuchten mit ihren 66 einzelnen und sehr flachen OLED-Elementen. Aufpuffblenden in Vierkanaloptik gibt es ebenso wie neue Seitenschweller.

Auch unter der Haube leistete man in Stuttgart viel Detailarbeit: So bringt es der vier Liter große V8-Biturbo-Motor als S 560 (vormals S 500) nun auf 469 PS (statt 455 PS) und satte 700 Nm Drehmoment. Auch Zylinderabschaltung und Partikelfilter sind an Bord. Fast zehn Prozent weniger Sprit soll die Weiterentwicklung bringen. Wer will, sprintet in 4,6 Sekunden auf Tempo 100.

Auf der Elektronikseite tat sich noch mehr: So sind nun auch ein Abstands-Assistent und Lenk-Assistent verfügbar. Für automatische Geschwindigkeitsanpassung braucht es keinen bremsenden Vordermann, auch vor Kurven, Kreuzungen oder Kreisverkehren reagiert das Auto.

Im opulent luxuriösen und bestens verarbeiteten Innenraum findet sich nun ein leicht angepasster Widescreen. Der digitale Tacho wirkt allerdings immer noch wie aus einem Computerspiel, hat nun aber zu jedem Fahrmodus einen eigenen Design-Stil.

Dem Lenkrad spendierte man berührungssensitive Touchfelder und die Bedienbarkeit von Abstandsregler und Tempomat. Die Sprachbedienung hört nun auch auf Kommandos für Klimatisierung, Licht, Head-up-Display, sowie Sitzheizung, -belüftung und -massage.

Das Öffnen und Schließen des Daches stört die Nachruhe nicht im geringsten, dürfte aber gerne etwas flotter gehen, bis man aus dem großen Wagen selbiges Sternbild erkunden kann.

In Relation zur Wagengröße wirkt der Innenraum schön um einen herum verbaut. Auch sonst fährt man mit dieser Yacht durch eine scheinbare Parallelwelt, schirmt Alltag, Umwelteinflüsse und Hysterie anderer Verkehrsteilnehmer gekonnt ab. Schlaglöcher, was ist das? Stau? Macht nichts, es stehen genug Massageprogramme bereit, die ihren Namen auch verdienen und nicht nur kitzeln.

Wird es mal später und kühler, einfach Lenkrad, Nacken, Sitz, Türtafeln und Mittelkonsole beheizen. Und sollte es regnen, hat man mit dem dick gefütterten und innen belederten Stoffverdeck besten Schutz. Wem das zarte Prasseln der Regentropfen noch nicht gemütlich genug ist, der stellt die animierte Ambientebeleuchtung auf Kaminfeuer. Einfach tol ilst auch die Burmester-Musikanlage, hier bleiben keine akustischen Wünsche mehr offen.

Wer nicht gerade in der Innenstadt einen Parkplatz sucht, oder mit dem 400 Liter kleinen Kofferraum auf Intensivurlaub verreisen möchte, gewöhnt sich rasch an den extravaganten Luxus. Die Sprachsteuerung funktioniert richtig gut, die Kamera liefert stets ein scharfes Bild, die Start-Stoppfunktion springt richtig flott wieder an und keine unnötigen Warntöne nerven die gut verdienende Kundschaft.

Die Luxuskörper der selbigen wird nebenbei bereits mit fortschrittlichem CO2 als Kühlmittel klimatisiert. Die beste Kühlung gibt es allerdings von oben, wobei Zugluft spätestens ab Aktivierung des Windschotts auf der Rückbank kaum ein Thema ist. Auch bis Tempo 180 kann man sich normal unterhalten. Fahren Gäste im engen Fond mit, so helfen das elektrische Windschott hinter diesen und der Aircap genannten Spoiler über der Windschutzscheibe.

Es sind die vielen detailverliebten Kleinigkeiten, die gefallen. Wie etwa das Wählrad der Menüführung, das am Ende einer Liste blockiert. Oder das von beiden Seiten abwechselnd beidseitig zu öffnende Mittelkonsolenfach. Oder die Scheibenwischer mit integrierten Düsen, die einen nie anspritzen.

Mit beinahe lautlosen 469 PS und Allradantrieb prescht der Benz fast so heftig wie ein Elektroauto nach vorne. In anderen Benzen ist der Motor eher für sein extrovertiertes Gebrüll bekannt, aber er kann eben auch anders. Selbst im Sportmodus gesellt sich akustisch nur das klassische AMG-Ploppen hinzu.

Die Kurvenlage ist bestens, zwei Tonnen drängen aber deutlich nach außen. Richtig spaßig ist die äußerst großzügige Kraftverteilung auf die Hinterachse. Schöne Popobewegungen mit dem Heck machen ordentlich Laune, zumal sehr schnell von giftigem Quietschen begleitet.

Der offene S 560 ist - unglaublich aber wahr - das Einstiegsmodell der S-Cabrio-Reihe. Was ihn nicht davon abhält, 164.900 Euro zu kosten. Unser Testwagen kommt mit üppiger Extra-Bestückung gar auf 212.000 Euro. Wobei 65.000 Euro allein die Steuern ausmachen.

Plus
+ kraftvoller Motor
+ hervorragender Fahrwerkskomfort
+ luxuriöse Ausstattung, vor allem gegen Aufpreis
+ perfekte Geräuschdämmung

Minus
- enorm hoher Kaufpreis
- vergleichsweise kleiner Kofferraum

Resümee
Wer als vermögender Sonnenanbeter auch auf langen Strecken nicht auf Komfort und Luxus verzichten möchte, wird sich schnell an das Mercedes S-Klasse Cabrio gewöhnen. Auch wenn die große Zeit der Cabrios abgelaufen scheint, muss das noch lange nicht für die S-Klasse gelten. Ihr zeitloses Design wird auch noch in vielen Jahren frisch wirken.

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