
Test: VW Arteon Shooting Brake | 20.10.2021
Understatement
Seit dem Vormarsch der Vans und Kompakt-SUV hat der klassische Kombi in Europa einen schweren Stand. VW weckt mit dem Arteon Shooting Brake dennoch Begehrlichkeiten.
Stefan Schmudermaier
Als VW im Jahr 2008 den Passat CC lancierte, wollte man den vom Mercedes CLS eingeleiteten Trend viertüriger Coupés in die Mit- telklasse transferieren. Und auch gleichzeitig die Lücke zwischen dem klassischen Passat und dem Pha- eton etwas schließen. Der CC, wie er später genannt wurde, blieb ein Auto für Individualisten, das ist beim 2017 eingeführten Nachfolger Arteon nicht anders. Wer Arteon fährt, weiß die Qualitäten eines Passat zu schätzen, will aber keinen Audi A6, 5er BMW oder Mercedes E fahren, die man in diesen Preisregionen auch durchaus schon bekommt. Im Vorjahr hat VW dem Arteon einen Kombi zur Seite gestellt, der auf den Namen „Shooting Brake“ hört. Ursprünglich wurde so ein Jagdwagen mit besonderem Komfort bezeichnet, heute steht der Name für extravagante Kombis. Und eine gewisse Extravaganz kann man dem Arteon nicht absprechen.
Allerdings ist gerade bei Autos schick nicht gleich praktisch, vielfach sogar das genaue Gegenteil. Nicht so im Falle des Arteon Shooting Brake. Zunächst sorgt die Beinfreiheit im Fond – auf dem Bild oben ist der Fahrersitz übri- gens auf meine 1,92 Meter eingestellt – für veritables Staunen, so ein Platz- angebot hätte man dem Nobel-VW gar nicht zugetraut. Auch der Koffer- raum ist ordentlich, 565 bis 1.632 Liter schluckt er normalerweise, der Plug-in-Hybrid muss mit 455 bis 1.497 Liter das Auslangen finden, immer noch in Ordnung für einen Shooting Brake.
Plug-in-Hybrid oder doch Diesel?
Der kombinierte Antrieb aus Benzinmotor mit 156 PS und einem 85 kW starken E-Motor hinterlässt ebenfalls etwas gemischte Gefühle. So lang man elektrisch fährt – und das ist in der Praxis rund 45 Kilometer möglich – gleitet man komfortabel über die Straße. Wenn allerdings mehr Leistung gefordert wird oder der Akku leer ist, wirkt das 1,4-Liter-Aggregat etwas überfordert, was – trotz guter Dämmung – auch den Insassen nicht ganz verborgen bleibt. Der Verbrauch hängt stark davon ab, wie oft der Arteon an die Steckdose darf, kann auf längeren Strecken mit dem Diesel aber kaum mithalten. Der kommt mit ähnlichen Leistungsdaten übrigens 1.230 Euro günstiger, ist mit 139 Gramm CO2 aber um genau ein Gramm zu hoch für den niedrigeren Sachbezug, den der Plug- in freilich locker knackt.