
Audi A6 - schon gefahren | 28.01.2011
Sechser mit Zusatzzahlung
Der neue Audi A6 zeigt sich bei ersten Testfahrten als perfekter Allrounder mit sparsamen Motoren, einzig der Preis trübt das positive Resümee.
Lässt man der Diskussion über die Sinnhaftigkeit einer einheitlichen Designsprache freien Lauf, dann kristallisiert sich früher oder später eines heraus: Identität ist wichtig.
Der folgt der Audi A6 und führt sie als neuer Vertreter an. „Never change a winning team“ sagt der Engländer. Warum auch, Audi hat es geschafft vom Hosenträger-Image zu einer der wichtigsten Marken im Autozirkus aufzusteigen.
Der A6 bildet da keine Ausnahme, im Gegenteil, er bildet einen neuen Meilenstein. Das Kleid bleibt für den Laien ähnlich zu seinen letzten Vorgängern.
Der Kenner bemerkt aber die - im Gegensatz zum Modell aus dem Jahre 2004 - nach unten gezogenen Lichter, die fast fünf Meter Länge und, viel wichtiger, die Präsenz. Er ist Business, Lifestyle und Family zugleich.
Immer online
Ausgerüstet mit einem WLan Hotspot bietet er im Innenraum acht Geräten gleichzeitig die Möglichkeit, das Internet in seinen vollen Zügen zu nutzen.
Insassen sind nun noch mehr von der Außenwelt abgeschottet, die Entwickler sind dem Problem der Geräuschentwicklung mit manischer Besessenheit auf den Grund gegangen. Das macht sich bemerkbar, in dem sich nichts bemerkbar macht.
Video: Der neue Audi A6
Im Zentrum stand Ursachenforschung, soll heißen: Nicht einfach Kilo-weise Dämmmaterial reingestopft, sondern Gelenke, Verbindungen und andere flexible Teile genauer unter die Lupe genommen und mittels speziellen Eingriffen mundtot gemacht.
Und obwohl beim neuen A6 neben der Akustikdämmung auch die Sicherheitselemente verstärkt wurden, wiegt er mit 1720 kg beachtliche 80 Kilogramm weniger als sein Vorgängermodell.
Abgespeckt & aufgerüstet
Der neue Ingolstädter verfügt über eine Reihe von hoch-entwickelten Sicherheitssystemen, die den Fahrer tatkräftig unterstützen. Kameras und Sensoren verfolgen permanent die Fahrsituation des eigenen und der anderen Fahrzeuge im nahen Umkreis.
Infrarotsensoren erfassen Fußgänger und warnen im Head-Up-Display. Verkehrsschilder werden genauso gelesen, wie der Müdigkeitsgrad des Fahrers. Wechselt der ohne Zeichen zu geben die Spur, machen sich die elektronischen Schutzengel mittels dezenten Lenkeingriffen bemerkbar.
Lichtsensoren erkennen Gegenverkehr und regeln das Fernlicht so, dass es niemanden stört und trotzdem seinem Namen Fern-Licht gerecht wird.
Das Thema Sicherheit wird groß geschrieben, so groß, dass es den Rahmen sprengen würde, wenngleich viele Features – siehe Preisliste – nur gegen Aufzahlung zu haben sind.
Zwei Benziner, drei Diesel
Kommen wir zu den Triebwerken: Auf der Benziner-Seite finden sich ein 2,8 Liter FSI mit 204 PS und ein 3,0 Liter TFSI mit 300 PS, für den Diesel-Anteil sorgen drei Motoren, ein 2,0 Liter TDI mit 177 PS und ein 3,0 Liter TDI mit jeweils 204 PS beziehungsweise 245 PS.
Die Gewichtsreduktion, effiziente Technologien und der erstaunliche Cw-Wert von 0,26 schlagen sich vor allem im Verbrauch nieder. Der kleinste Diesel mit 2,0 Liter und 177 PS kommt – theoretisch - mit 4,9 l/100 km aus, was einem CO2-Ausstoß von 129 g/km entspricht.
In Bewegung fällt die Stimmigkeit im Innenraum noch mehr auf, keine unnötigen Blicke nach unten, kein Suchen nach Knöpfen. Die Fahrt ist zugleich unkompliziert, trotz der Länge wirkt er überschaubar, mit Frontantrieb sogar leichtfüßig.
Die Geräuschdämmung, die während der Fahrt gute Dienste leistet, wirkt sich gewöhnungsbedürftig aus, denn den Motor hört man selbst in der 300 PS V6-Variante gedämpft. Vielleicht möchte man das aber auch, handelt es sich ja um eine Limousine.
Die Lenkung ist direkt, bei dynamischer Fahrweise macht sich dann aber das Gewicht und die Länge bemerkbar, im Frontantrieb neigt er bei straffer Kurvenhatz zum Untersteuern. Im Allradantrieb quattro kommt mit der Spurstabilität auch das hohe Sicherheitsgefühl mit, damit fährt er sich im wahrsten Sinne wie auf Schienen.
Und auch das Platzangebot kann sich sehen lassen. Dass Fahrer und Beifahrer keine Klaustrophobie leiden müssen, war anzunehmen. Aber auch im Fond geht’s gemütlich zu, Bein- und Kopffreiheit sind tadellos, dahinter wartet ein 530 Liter großer Kofferraum.
Stolze Preise
Der vielleicht einzige Makel, den der neue Oberklässler hat, ist sein Preis. Der Einstiegs-Diesel schlägt mit 42.700 Euro zu Buche, der schwächste Benziner mit 48.960 Euro. Und das wenig überraschend in eher bescheidener Ausstattung.
Wer sich in der umfangreichen Preisliste austobt, der knackt locker die 70-Tausender-Hürde. Doch das ist bei den Hauptkonkurrenten BMW 5er Reihe und Mercedes E-Klasse ja schließlich auch nicht anders...
Auf den Markt kommt der A6 Ende März, seit 3. Dezember läuft der Vorverkauf. Avant-Kunden müssen sich noch etwas gedulden, der A6 Kombi wird im Herbst nachgereicht.
Ausstattung & Preise