
Das neue BMW 6er Cabrio - schon gefahren | 18.03.2011
Bavarian Open
Der Frühling naht mit mehr oder weniger großen Schritten, BMW hat das passende Fahrzeug dazu. Motorline auf erster Ausfahrt im Luxus-Bayern.
Offene Fahrzeuge haben bei BMW lange Tradition, bereits 1929 wurde der BMW 3/15 auf den Markt gebracht, nach der Übernahme der Fahrzeugfabrik Eisenach auch das erste Fahrzeug mit BMW-Logo.
Was da nun über 80 Jahre später auf die Straßen rollt, ist an Eleganz und Noblesse in dieser Fahrzeugklasse kaum zu überbieten. Vorbei sind die Zeiten des von vielen kritisierten Bangle-Designs, der neue 6er ist als Cabrio und Coupé eine Wohltat für's Auge.
Dass es das 6er Cabrio niemals zu einem Massenprodukt schaffen wird, dafür sorgt bereits der Einstiegspreis von 93.650 Euro. Die Masse ist freilich auch nicht das Ziel, hier geht es um einen wichtigen Technologieträger von BMW.
10,2 Zoll Navi-Flatscreen
Wenngleich große Überraschungen beim Einsteigen ausbleiben. Das Design kennt man in den Grundzügen aus 5er und 7er, hochwertige Materialien in perfekter Verarbeitung wissen einmal mehr zu gefallen. Auffallend ist das große Navi-Display im Stile eines Flatscreens.
Mit einer Größe von 10,2 Zoll erreicht es fast iPad-Abmessungen, die Ähnlichkeit zu den boomenden Tablets ist wohl kein Zufall. Touchscreen gibt’s aber keinen, die Bedienung vieler Funktionen erfolgt mit dem bewährten iDrive-Controller, das beste System im Konkurrenzumfeld.
Am Platzangebot für Fahrer und Beifahrer sowie am Kofferraum-Volumen (300 – 350 Liter) gibt’s nichts zu Meckern, dass der 6er ein 2+2-Sitzer ist, erkennt man als durchschnittlich großer Fahrer aber kaum noch. Die beiden Fond-Sitze mögen ja durchaus komfortabel sein, mangels Beinfreiheit dürfte dies aber kaum jemand bestätigen können.
Theoretischer 2+2-Sitzer
Wobei man ohnedies selten mehr als zwei Personen in einem 6er Cabrio zu sehen bekommen dürfte, schließlich ist im Fond wohl zumeist das Windschott zu finden. Bei einer ersten Ausfahrt mit dem Edel-Bayern blieben uns aus wettertechnischen Gründen längere Open-Air-Abschnitte verwehrt, ein paar Kilometer waren dann aber doch dabei.
Und da kann das 6er Cabrio gleich einmal Punkte in der Coolness-Wertung im Vergleich zu Z4 und 3er Cabrio sammeln. Müssen diese beiden Stahldach-Brüder zum Öffnen oder Schließen des Dachs stehen, klappt der 6er seine gut geräuschgedämmte Stoffkapuze lässig bis Tempo 40 km/h in 19 Sekunden auf und in 24 Sekunden zu.
Video: Das neue BMW 6er Cabrio
Nicht zuletzt dank des Windschotts und der separat versenk- und beheizbaren Glasheckscheibe weht im Innenraum nur ein leises Lüfterl. Dabei macht es kaum einen Unterschied, ob man 70 oder 110 km/h fährt. Und wer auf's Kapperl nicht vergessen hat, der kann das Oben-Ohne-Feeling auch bei Temperaturen um die 10 Grad genießen.
Für Genießer sind auch die beiden Motoren im 6er Cabrio. Der Sechszylinder im 640i leistet 320 PS, der mit einem Achtender bestückte 650i bringt es gar auf 407 PS. Beiden Motoren wird mittels Turboladern so richtig eingeheizt.
Der große Unterschied der beiden Triebwerk lässt sich mit einem einzigen Wort beschreiben: Presige. Denn der Sechszylinder steht mit einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 5,7 Sekunden dem Achtzylinder (5,0s) und kaum etwas nach.
Die Motoren: Prestige vs. Vernunft
Und die sieben Zehntel erkauft man sich mit einem deutlich höheren Verbrauch. Das kleinere Triebwerk zeigt sich mit einem Normverbrauch von nur 7,9 Litern auf 100 km nicht zuletzt dank zahlreicher Efficient-Dynamics-Maßnahmen wie Start-/Stopp-Automatik, Bremsenergie-Rückgewinnung, bedarfsgerechter Steuerung von Nebenaggregaten extrem sparsam.
Der Achtzylinder ist mit 10,7 Litern auch kein Schluckspecht, aber eben doch deutlich vom Sechszylinder entfernt.
Beiden Modellen gemeinsam ist ein hervorragendes Fahrwerk. Die serienmäßige Fahrdynamik-Control ermöglicht per Tastendruck eine eher komfortablere oder sportlichere Abstimmung. Das Ansprechverhalten des Gaspedals wird hier ebenso geändert wie die Lenkkraftunterstützung oder die Schaltzeitpunkte des Getriebes.
Die Achtgang-Automatik ist bereits aus anderen BMW-Modellen bekannt und das derzeit wohl beste Automatikgetriebe auf dem Markt. Die Gangwechsel erfolgen nicht nur blitzschnell, sondern auch äußerst harmonisch, zudem trägt das Getriebe zu niedrigerem Spritverbrauch bei.
Lange Liste an Extras
BMW wäre nicht BMW, hätte nicht auch das 6er Cabrio eine lange Liste mit verlockenden Extras. Wer die Fahrdynamik weiter erhöhen möchte, der kann die Integral-Aktivlenkung - mit mitlenkender Hinterachse - oder Adaptive Drive – Dämpferkontrolle und Wankausgleich – ordern.
Nicht fehlen darf natürlich das Österreich-Paket, das beim 6er Cabrio eine Alarmanlage, den Fernlichtassistenten, Park-Distance-Control, Rückfahrkamera, Skisack, Windschott und einiges mehr beinhaltet.
Wer die elegante Linienführung des Cabriolets nicht nachhaltig stören möchte, der sollte zumindest zu 19-Zoll-, besser noch zu den traumhaft schönen 20-Zol-Felgen greifen. Eine Empfehlung ist auch das überbeitete Head-Up-Display, das nicht nur über ein erweitertes Farbspektrum verfügt sondern auch dreidimensionale Grafiken anzeigen kann.
Unzuverlässige Speed Limit Info
Die Fahrerassistenzsysteme wie Spurverlassenswarnung, Spurwechselwarnung, Parkassistent oder Speed Limit Info sind ebenfalls optional. Zumindest die paar Hunderter für das Speed Limit Info kann man sich aber getrost sparen.
Denn leider arbeitete das System zur Verkehrszeichenerkennung während unserer Testfahrt äußerst unzuverlässig. So kam es vor, dass Geschwindigkeits-Limits oder deren Aufhebung nicht erkannt wurden und längere Zeit falsche Infos im Head-Up-Display abzulesen waren.
Unterm Strich ist das neue BMW 6er Cabrio ein äußerst begehrenswertes Automobil ohne große Schwächen. Der Bayer weiß sowohl in offenem Zustand als auch mit Stoffkapuze zu gefallen und ist ab 26. März rechtzeitig zum Start der Cabrio-Saison ab 93.650 Euro (640i) bzw. 115.700 Euro (650i) zu haben.
Ausstattung & Preise