
Jaguar XF mit Vierzylinder-Diesel - schon gefahren | 13.07.2011
Schnorrende Katze
Ein 190 PS starker Vierzylinder-Diesel in einem Jaguar? Ob das eine gute Idee ist und was im Zuge des Facelifts am XF sonst noch getan wurde.
Bei der Präsentation des Jaguar XF blieb nicht nur eingefleischten Jaguar-Fans der Mund offen. Seit Ian Callum bei den Briten das Designzepter in Händen hält, ist Schluss mit verstaubter Tradition. Der Konkurrent von 5er BMW, Mercedes E-Klasse und Audi A6 ist und bleibt ein ernstzunehmender Gegner, seit dem Facelift mehr denn je.
Nicht etwa weil Jaguar das Gesicht des XF verfeinert und geschärft hat – die Scheinwerfer sind etwas schmaler, schwarz hinterlegt und mit LED-Tagfahrlichtleisten ausgestattet – sondern vielmehr deshalb, weil ein neues Triebwerk Einzug hält.
Im Jahr 2004 rümpften die Jaguar-Traditionalisten bereits die Nase als erstmals ein Selbstzünder-Herz verpflanzt wurde, jetzt bringt die britische Marke mit indischem Eigentümer gar einen Vierzylinder-Turbodiesel.
Vierzylinder ist salonfähig
Bevor jetzt jemand auf die Idee kommt zu fragen, ob das denn standesgemäß sei, ganz nebenbei der Hinweis dass es nun sogar die S-Klasse von Mercedes mit Vierzylinder-Diesel gibt. Und auch die direkte Konkurrenz setzt Vierzylinder ein, gerade in Österreich sind diese Modelle zugleich auch die erfolgreichsten.
Beim XF soll das nicht anders sein. Geschäftsführer Peter Modelhart rechnet damit, dass künftig 70 Prozent aller Dieselkunden zum neuen Vierzylinder greifen. Ohne Diesel wäre der XF in Österreich übrigens so gut wie nicht vorhanden, mehr als 98 Prozent aller Kunden griffen bisher zum Sechszylinder-Turbodiesel, den es in drei Ausbaustufen – 211, 240 und 275 PS – gab.
Weltweit gesehen ist es allerdings fast umgekehrt, satte 85 Prozent aller XF-Modelle werden mit Benzinmotoren ausgeliefert, nur 15 Prozent fallen auf den Diesel. Mit der Einführung des 2,2 Liter Turbodiesels fällt der 211 PS Sechszylinder übrigens aus dem Programm. Genug der Theorie, Motorline.cc hat bereits erste Testkilometer mit dem neuen Volumensmodell absolviert.
Genügend Power
Die ersten Eindrücke sind durchwegs positiv. Mit seinen 190 PS sind mehr als standesgemäße Fahrleistungen garantiert, Tempo 100 km/h steht bereits nach 8,5 Sekunden auf dem Tacho. Dank des hohen Drehmoments von 450 Nm gibt’s Kraft in jeder Lebenslage.
Diese Kraft wird übrigens serienmäßig – wie auch bei den Sechszylinder-Diesel-Modellen - von der neuen ZF-Achtgang-Automatik auf die Hinterräder übertragen. Die Schaltmanöver sind kaum merkbar, wer möchte, kann auch mittels Schaltwippen am Lenkrad manuell ins Geschehen eingreifen.
Das neue Triebwerk ist aber nicht nur kräftig, sondern auch sparsam. Gerade einmal 5,4 Liter (149g CO2/km) genehmigt sich der Vierzylinder laut Werksangabe und ist damit der sparsamste Motor in der Geschichte von Jaguar.
Die Start-/Stopp-Automatik macht ihren Job tadellos, zudem wartet der XF mit einem neuen Komfort-Features namens „Easy off“ auf. Werden Sicherheitsgurt und die Bremse gelöst, schaltet sich der Motor automatisch aus und die Parkbremse wird aktiviert sich.
In Sachen Interieur hat der XF-Kunde nun die Wahl aus neuen Lederfarben, zudem wurde das Touchscreen-Info-Display für Navi, Soundsystem und Klimaanlage verbessert. Nach wie vor ist die Bedienung allerdings teilweise umständlich, gerade Dinge wie Sitzheizung/Kühlung sollten mit einem separaten Schalter zu verstellen sein und sich nicht in einem Untermenü verstecken.
Ab 47.900 Euro geht’s los
Die Preise für den Jaguar XF 2,2 Diesel beginnen bei 47.900 Euro, Annehmlichkeiten wie Teilledersitze, Klimaautomatik, das erwähnte 8-Gang-Automatikgetriebe und vieles mehr sind bereits im Serienumfang enthalten.
Ein besonderer Genuss ist der 510 PS starke Fünfliter-Achtzylinder im Jaguar XFR. Er spielt in einer Liga mit BMW M5 und Mercedes E-Klasse AMG und beschleunigt die Raubkatze in lediglich 4,9 Sekunden auf Tempo 100 km/h, bei 250 km/h ist abgeregelt Schluss.
Dass dieser Überflieger hierzulande nur handverlesene Verkaufszahlen von unter zehn Stück im Jahr aufweist, überrascht angesichts eines Preises von 117.700 Euro nicht wirklich.
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