AUTOWELT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
Porsche Cayman R - schon gefahren

Kostspielige Magersucht

Der Porsche Cayman R leistet 330 PS - und hat gleichzeitig 55 Kilogramm abgespeckt. Wenn das nicht der Startschuss zu einer rasanten Karriere ist.

mid/afb

Hier geht's zu den Bildern

Das Kopieren fremder Ideen steht gegenwärtig nicht gerade hoch im Kurs. Das Kopieren eigener Ideen ist dagegen ungefährlich und wird von Porsche seit Jahrzehnten mit Erfolg praktiziert. Der 911er ist mittlerweile in 20 Varianten zu haben, für den Zweisitzer Cayman wird gerade die Basis für eine ähnliche Karriere gelegt.

Der neue, ab sofort erhältliche, Cayman R kommt dem Einsteiger-Elfer schon gefährlich nahe. Nur noch 25 Pferdestärken trennen den Newcomer von der Sportwagen-Ikone. 330 PS aus 3,4 Litern stehen in Porsches "R-Klasse" zu Buche, zehn mehr als beim Cayman S. Erreicht wird die Leistungssteigerung durch Änderungen in der Abgasanlage, die nur wenig Abgasgegendruck erzeugt und so den Sechszylinder-Sauger freier atmen lässt.

Rundum Gewichtseinsparungen

Damit die vergleichweise bescheidene PS-Erhöhung adrenalinausschüttend wirkt, wurde nach Kräften das reduziert, was bewegt werden soll. Neben den Alutüren, die 15 Kilogramm Mindergewicht bringen, wurde so ziemlich alles eingespart, was für vergnügliche Runden auf der Rennstrecke entbehrlich ist: Klimaanlage und CD-Radio sind nicht vorhanden, statt Standardssitzen gibt es leichtere Karbon-Rennschalen.

Alles in allem bringt der "R" rund 55 Kilo weniger auf die Waage als der "S", was das Kampfgewicht des Sportlers knapp unter 1.300 Kilogramm drückt.

Noch mehr Leichtigkeit ist möglich, wenn die Geldbörse schwer genug ist: Eine Keramik-Bremsanlage ist auch für den 84.320 Euro teuren Cayman lieferbar. Für gut 8.000 Euro extra wird sie eingebaut, gibt sich Insidern durch ihre knallgelben Bremssättel zu erkennen und soll auch nach diversen Runden Nürburgring maximale Verzögerung gewährleisten.

Lithium-Ionen Batterie als Starthilfe

Wer die Magersucht auf die Spitze treiben will, kann um 2.205 Euro eine Lithium-Ionen-Batterie bestellen, die gegenüber dem herkömmlichen Akku bis zu 15 weitere Kilo Mindergewicht erlaubt.

Mit einer leicht erhöhten Nenndrehzahl von 7.400 U/min wird schließlich ein Leistungsgewicht von 3,9 Kilogramm je PS erreicht. Ein um 22 Millimeter abgesenkter Schwerpunkt und die Neuabstimmung des Fahrwerks sorgen schließlich dafür, dass der Mehrpreis von rund 9.000 Euro gegenüber den bisherigen Top-Coupé auch im Fahrerlebnis spürbar wird.

Sichtbar ist der Sportler natürlich auch: Der Cayman R läuft serienmäßig auf 19 Zoll großen Felgen, trägt an der Front eine schwarze Einfassung für die Scheinwerfergläser und auf der Heckklappe einen in gleicher Farbe lackierten Spoiler. Im Hochgeschwindigkeitsbereich - über 280 km/h - sorgt der Heckflügel für 40 Prozent mehr Anpressdruck an der Hinterachse.

Im Innenraum findet man nicht nur Rennschalen vor, sondern auch farbige Stoffschlaufen, die die herkömmlichen Öffnungshebel der Türen ersetzt haben. Originell und auffällig ist die in Außenfarbe lackierte Konsole. Nackt und ohne Schnickschnack, so die Botschaft, wird hier um jedes Zehntel gerungen. Auch der untere Teil des Armaturenbretts glänzt in der Farbe der Außenhaut.

In den Hülsen der drei Hauptinstrumente hätte man allerdings besser auf die Farbe verzichtet. Deren serienmäßig metallisch schimmernde Einfassungen spiegeln sich nämlich nicht selten in der Frontscheibe. Wer Reflexionen vermeiden will, sollte gleich bei der Fahrzeugbestellung auf schwarze Gehäuse bestehen.

Der Cayman R würde sein Markenlogo zu Unrecht tragen, wäre er nicht die überzeugende Fahrmaschine, die man in ihm erwartet. Gleichgültig, ob als Handschalter oder mit PDK-Doppelkupplungsgetriebe, erfreut er durch hohe Lenkpräzision, ehrliche Durchzugskraft und kraftvollen Sound, der durch die Zusatzausstattung einer schaltbaren Auspuffanlage noch intensiviert werden kann. Die "Krawalltaste" ist eine Versuchung, gibt sie doch schon in niederen Drehzahlen der sechszylindrigen Stimme ein grollendes Timbre.

Offizieller Verbrauch: 9,3 Liter

Auch ohne prophetische Gaben ist vorauszusagen, dass ein Erreichen der offiziellen Verbrauchswerte in der Praxis so gut wie ausgeschlossen ist. Mit 9,3 Litern je 100 Kilometer (PDK-Getriebe) soll der Cayman R fahrbar sein. Wer den Spaß sucht, der wird bei 12 oder 13 Litern heimkommen

In den Augen mancher ist der Cayman schon lange "der bessere 911er". Das ist sicher Geschmackssache. Zweifellos ist aber das "R"-Modell ein gelungener Auftakt zu einer Derivatstrategie, die auch in der kleinsten Nische noch Platz findet - für einen "RS" zum Beispiel.

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Gut organisiert ist halb geschraubt

Ordnung in der Werkstatt

Ein Handwerksbetrieb kann nur dann funktionieren, wenn alle Geräte nebst Zubehör geordnet und sicher verstaut sind, damit sie bei Bedarf erreichbar sind.

Ein Schritt zurück ist zwei voraus

Das ist der neue VW Golf

Pünktlich zum fünfzigjährigen Jubiläum überarbeitet Volkswagen die achte Generation des Golf. Nicht zu viel wurde verändert, dafür aber zahlreiche wichtige Details.

Vor allem der Benziner könnte preislich interessant werden

Omoda: Crossover-SUV Omoda 5 kommt nach Österreich

Für den Start auf dem österreichischen Markt bringtg Omoda ihr SUV-Modell 5. Den Anfang macht im ersten Halbjahr 2024 die Benziner-Variante, Hybrid und BEV folgen kurz darauf. Besonders erstaunlich: die Preise, die bei 26.000 Euro starten sollen.

Subaru Crosstrek im Test

Robustes Einstiegsmodell der Allradmarke

Mit dem Übergang von XV zu Crosstrek fällt der günstige Benziner weg. Doch auch mit dem e-Boxer bleibt das SUV der günstigste Subaru am Markt.

Pro und Contra – Diskussion auf Puls 4

Auf der Straße festkleben: Protest oder Zerstörungswut?

Vertreter aus der Politik, der Autofahrer-Lobby und von der Letzten Generation versuchen – vergeblich – auf einen grünen Zweig zu kommen: Wie kann man gemäßigt aber zielführend auf ein Thema aufmerksam machen, ohne zu (zu) drastischen Mitteln zu greifen?