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Dreifacher Tabubruch

BMW rollt erstmals in seiner Geschichte einen Kompaktvan mit Frontantrieb und Dreizylindermotor zum Händler. Wir fuhren den 2er Active Tourer.

Georg Koman; Frank Wald/mid

Bei anderen Herstellern hieße ein solches Auto Kompakt-Van. Bei BMW hört man dieses Wort nirgendwo, dort spricht man stets vom "2er Active Tourer". Damit nicht genug, bringt dieser 4,34 Meter kurze, aber 1,56 Meter hohe BMW seine Kraft auch nicht mehr von hinten, sondern über die Vorderräder auf die Straße.

Für beides gibt es - trotz des Tabubruchs für "Freunde des Fahrens" - gute Gründe. BMW geht davon aus, dass Premium-Fahrzeuge in Europa vorwiegend in den unteren Klassen Wachstumschancen haben. Und dort geht es nun einmal weniger um den korrekt platzierten Antrieb als um Praktikabilität und gutes Raumangebot.

Daher brauchte es also zwingend eine neue Karosserie- und Antriebsarchitektur. Frontantrieb und quer eingebaute Motoren machen Platz für flexible Innenraumkonzepte, höhere Sitzpositionen (höher als im X1!) und ein großes Ladevolumen.

Auf den ersten Blick als BMW mit Nieren-Grill und Doppelrundscheinwerfern zu erkennen, steigt das Dach auf lichte 1,56 Meter an, um anschließend coupéförmig und mit dem typischen "Hofmeister-Knick" im hinteren Seitenfenster abzuschließen. Ins Auge stechen dabei die Linien und Wölbungen auf Motorhaube und Flanken, die der keilförmig ansteigenden Karosse dynamische Konturen verleihen. Dazu passen die kurzen Überhänge sowie der lange Radstand von 2,67 Metern.

Die Heckansicht mit den L-förmigen Rückleuchten erinnert an den X3. Hinter der weit nach oben schwingenden Heckklappe lassen sich 468 Liter bis 1.510 Liter verstauen. Gegen Aufpreis öffnet und schließt sie sich auch auf Knopfdruck oder per Fußkick unterm Heckstoßfänger. Serienmäßig lassen sich die Rückenlehnen im Verhältnis 40:20:40 umlegen.

Rund 300 Euro kann man investieren, um sie dreifach in der Neigung zu verstellen, vom Kofferraum auf Knopfdruck einfach nach vorne klappen zu lassen sowie die Sitzfläche mit 60:40-Teilung bis zu 13 Zentimeter nach vorne zu schieben. Auch die Beifahrersitzlehne lässt sich - erstmals bei BMW - auf Wunsch für eine bis zu 2,40 Meter lange Durchladung nach vorne klappen.

Innen ist der 2er Active Tourer ganz BMW, wenn das Cockpit auch etwas zerklüfteter als gewohnt wirkt. Die Mittelkonsole ist leicht zum Fahrer ausgerichtet, Armaturen, Flächen und Schalter wirken hochwertig, betonen je nach Ausführung mit Leder-, Chrom- und Galvanikelementen den Premium-Charakter.

Auch hier hat BMW neben der Serienversion wieder diverse Ausstattungspakete wie "Advantage", "Sport Line" und "Luxury Line" sowie ab November die Linie "M Sport" im Programm. Doch schon die Basis ist mit Features wie dem iDrive-Bediensystem mit Controller auf der Mittelkonsole und 6,5-Zoll-Display, Sport-Lederlenkrad, Radio "Professional" mit Freisprecheinrichtung und Bluetooth-Schnittstelle ganz anständig bestückt.

Für mehr Sicherheit gibt es unter anderem einen Auffahrwarner mit City-Notbremsfunktion, Regen- und Fahrlichtsensor sowie der Intelligente Notruf mit bordeigener SIM-Karte.

Die leicht erhöhte Sitzposition ist ebenso BMW-untypisch wie das Dreiecksfenster in der A-Säule. Erstere gewährt ein gute Über- und Rundumsicht, zweiteres kann nicht ganz verhindern, dass die mächtige Säule in engen Kurven einiges an Sicht nimmt.

Auf den hinteren Plätzen fühlt man sich auf Anhieb wohl, das hohe Dach und der lange Radstand schaffen ordentlich Kopf- und Beinfreiheit. Es gibt reichlich Ablage- und Staufächer sowie Cupholder. Selbst eine 1,5 Liter-Flasche findet jetzt in den Türen ihren Platz.

Ein komplett neu entwickeltes Lenksystem mit elektromechnischer Servolenkung steuert zielgenau und gibt eine gute, direkte Rückmeldung. Aufwändige Dämpfer, ein tiefer Schwerpunkt sowie eine ebenfalls neu konstruierte Mehrlenkerachse hinten halten gute Balance zwischen Spurstabilität und Fahrkomfort, auch wenn der 2er Active Tourer sein Frontantriebskonzept vor allem bei Nässe nicht verleugnen kann.

Zur Premiere ab 27. September setzt BMW auf zwei Benziner und einen Diesel. Der 218i Active Tourer ist dabei - Vorsicht: weiterer Tabubruch - der erste Volumen-BMW mit einem Dreizylinder-Benziner. Das Leichtmetall-Triebwerk mit 1,5 Liter Hubraum und 136 PS soll sich mit Normverbräuchen um die fünf Liter Super zufrieden geben.

Das Top-Modell 225i Active Tourer mit 170 kW/231 PS starkem Reihenvierzylinder überzeugt mit Drehfreude und Durchzug. Schon ab 1.250/min entwickelt der neue Zweiliter-Benziner sein maximales Drehmoment von 350 Newtonmeter, das er bis 4.500 Touren konstant hält. Auf der Straße heißt das spontaner Antritt und souveräner Vortrieb, serienmäßig und komfortabel übersetzt durch eine schnell und sanft schaltende 8-Gang-Automatik.

Eine Alternative ist der 218d Active Tourer, in dem ein ebenfalls neuer 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel ausgezeichneten Dienst tut. Zwar hat der 150-PS-Selbstzünder mit 330 Nm etwas weniger Drehmoment, das auch etwas später (1.750/min) anliegt, doch in puncto Ansprechverhalten und Durchzug weiß auch er zu überzeugen. Und mit Normverbräuchen knapp über vier Liter gehört der Diesel sowieso zu den Sparern im Wettbewerb.

Endgültig Schluss mit scharrenden Vorderrädern kann man ab November machen - dann sind der ab diesem Zeitpunkt offerierte 220d (190 PS) und der 225i auch mit Allradantrieb zu haben. Ein Einstiegsdiesel (216d, 116 PS) und ein 192 PS starker 220i folgen zeitgleich.

Zu den Preisen: Der Familien-und-Freizeit-BMW startet als 218i in Österreich ab 27.950 Euro (Deutschland: ab 27.200 Euro), der 218d kostet ab 32.350 Euro, der 216d ab 29.750 Euro, das Topmodell 225i kommt auf 39.650 Euro. Wie immer sind diese Tarife via langer Extraliste fast beliebig zu erhöhen.

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