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Saugstark

Power-Limousine mit aggressiver Front, starken 477 PS aus einem Fünfliter-V8-Saugmotor und Extravaganz-Bonus: der neue Lexus GS-F.

mid/jms

Mit dem Lexus GS-F will Toyota-Edeltochter Lexus auf den Zug der schnellen Premium-Mittelklasse-Limousinen aufspringen.

Die japanische Kampfansage leistet 351 kW/477 PS und die Entwickler setzen nicht auf aufgeladene Motoren, sondern auf den aus dem Lexus RC-F bekannten, großvolumigen 5,0-Liter-V8-Sauger, um dem gefürchteten Turboloch aus dem Weg zu gehen.

Ob der ab Jänner 2016 erhältliche und mindestens 99.750 Euro (in Deutschland - Österreich-Preis folgt noch) teure GS-F den Platzhirschen den Rang ablaufen kann zeigt eine erste Ausfahrt.

Optisch unterscheidet sich das Fernost-Geschoss auf den ersten Blick von seinen Nebenbuhlern. Mit dem großen "Diabolo"-Kühlergrill mit der für Lexus-F-Modelle typischen Gitterstruktur, der leicht abfallenden Motorhaube und scharf gezeichneten Linien, macht er zumindest von vorne einen dynamischen Eindruck.

Von hinten betrachtet wirkt der GS-F etwas ungalanter und macht den Eindruck, als hätte man nicht genügend Zeit gehabt, ihn bis ins letzte Detail durchzustylen. Das Sportmodell-Krönchen bekommt er durch den aufgesetzten Spoiler aus Carbon auf dem Heckdeckel über dem 520 Liter großen Kofferraum.

Im Innenraum präsentiert sich alles, wie bei Lexus gewohnt, gut verarbeitet und hochwertig. Die sorgfältig ausgewählten Materialien versprühen einen sportlich-luxuriösen Charme und die Japaner schaffen es, eine harmonische Kombination aus Leder, Alcantara, Carbon und Aluminum im sogenannten "Naguri"-Stil, einer wabenartigen Oberflächenstruktur, zu kreieren. Die auf dem Armaturenbrett sichtbaren Schrauben sind allerdings Geschmackssache, sie sollen einen individuellen und robusten Charakter symbolisieren.

Keine Geschmacksfrage, sondern schlichtweg kompliziert, ist die Menüführung des Navigations- und Entertainments-Systems. Durch die Menüs bewegt man sich mittels dem "Remote Touch Interface", einem kleinen Joystick, der feines Fingerspitzengefühl voraussetzt. Erfreulich: Die Darstellung erfolgt erstmals über die gesamte Fläche des 12,3 Zoll großen Displays, was gerade der Navigation sehr entgegen kommt. Für die Freunde lauter Musik gibt es ein Mark-Levinson-Soundsystem mit nicht weniger als 17 Lautsprechern, die einen ausgewogenen Klang auf die Ohren zaubern.

Von zart bis hart lässt sich die Power-Limousine aus dem Hause Lexus fahren. Dafür stehen dem Fahrer die Fahrmodi "Eco", "Normal", "Sport" und "Sport Plus" zur Seite. Hinzu kommt das Torque Vectoring Differenzial (TVD), das die Verteilung der Antriebsmomente an der Hinterachse regelt und über die Betriebsarten Standard (für ein ausgewogenes und agiles Fahren), Slalom (spürbar agiler und direktere Rückmeldung) sowie Track (für maximale Stabilität bei hohem Tempo auf der Rennstrecke) ebenfalls anpassbar ist.

Der satte Motorsound des fünf Liter großen V8-Saugers ist rund und lässt beim Starten des Motors den Puls leicht ansteigen. Für alle Liebhaber kräftigen Klangs im Innenraum, die lieber den Achtzylinder-Motor statt das Radio hören, hat Lexus Soundverstärker hinten und vorne eingebaut, die den Motorklang verstärkt um die Ohren der Insassen feuern.

Dieses neue ASC-System (Adaptive Sound Control) lässt sich aber auch per Knopfdruck abschalten, womit es bedeutend ruhiger im Innenraum zugeht.

Einmal fest aufs Gaspedal getreten und schon rast der GS-F davon. Die Hunderter-Marke fällt nach kurzweiligen 4,6 Sekunden. Dafür sorgen die 530 Newtonmeter Drehmoment, die beherzt im Drehzahlbereich zwischen 4.800 und 5.600 Umdrehungen zupacken und den Fahrer in den Sitz drücken.

Womit wir bei einem Manko des Asiaten wären: Die Sitze sind eher für schmale Hemden geschnitten. Da die Seitenwangen recht eng und nicht verstellbar sind, drückt es nach einer gewissen Fahrzeit an allen möglichen Stellen. Dabei ist der Lexus ja selbst kein Leichtgewicht: 1.865 Kilogramm wollen bewegt werden, doch macht er auf der Straße wie auf der Rennstrecke eine äußerst gute Figur.

Stabil und agil heißt hier die Zauberformel, denn Lenkbefehle befolgt er anstandslos und ist ein gnadenloser Jäger jeder Kurve. Die tadellos gleichmäßige Kraftentfaltung des frei atmenden 477-PS-Triebwerks ist in Zeiten, da es fast nur noch aufgeladene Motoren gibt, eine wahre Freude.

Dass Lexus mit diesem Kraftwerk nicht an den Normverbrauch der Wettbewerber rankommt, liegt auf der Hand: 11,2 Liter soll sich der Japan-Renner im Durchschnitt auf 100 Kilometer genehmigen, die Konkurrenz gibt fast vier Liter weniger an.

Aber: In der Praxis brauchen bei "artgerechter Haltung" all diese Sport-Limousinen deutlich mehr als auf dem Prüfstand und schlucken mit oder ohne Turbo gut und gerne 15 Liter. Und: Für solch einen Durst ist der 66-Liter-Tank des Lexus zu klein dimensioniert, zwingt er den Fahrer doch nach gut 450 Kilometern schon wieder zum Anhalten.

Apropos Anhalten: Für einen schnellen Stillstand des Geschosses sorgt eine Brembo-Bremsanlage, die allerdings ruhig noch ein wenig kräftiger zulangen dürfte. Keine Kritik gibt es dagegen am Acht-Gang-Direktschaltgetriebe, das schnell und präzise schaltet und durch die Analyse des Fahrstils versucht, Beschleunigungs-Befehle noch schnellere zu befolgen. Wer möchte, kann die Gangauswahl auch mittels Schaltwippen am Lenkrad bestimmen.

Fazit: Trotz 100 PS weniger kann der Lexus GS-F mit den deutschen Premium-Konkurrenten mithalten. Zwar nehmen sie ihm beim Standardsprint ein paar Zehntel ab, in Sachen Fahrspaß bringt das aber keinen Nachteil.

Dass die deutsche Konkurrenz etliche Tausend Euro teurer ist als der Japaner wird in Anbetracht einer überall sechsstelligen Summe wohl kaum eine Rolle spielen. Der Extravaganz-Bonus, den der schnittige Lexus mitbringt, ist bei den anderen aber auch gegen Aufpreis nicht zu haben.

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