VW Golf R Variant - erster Test | 23.04.2015
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VW bringt frischen Wind ins Kombi-Segment. Der Golf R Variant verbindet unbegrenzten Fahrspaß mit bedingungsloser Alltagstauglichkeit.
Fabian Bonora
Mit dem neuen R Variant will VW den Platzhirsch-Status vom Golf auch im Power-Kombi-Segment weiter etablieren. Volkswagen präsentierte dafür den aufgepumpten Kraftprotz für die sportlich-ambitionierten Hobbyrennfahrer auf der südspanischen Teststrecke Ascari.
Vom Mainstream-Variant hebt sich der R deutlich ab, er bietet die R-typischen Doppel-U-Scheinwerfer, damit auch jeder weiß, wer da im Rückspiegel angeflogen kommt. Ansonsten markieren die ausgestellten Kotflügel und das tiefergelegte Fahrwerk die Präsenz des sportlichen Wolfsburgers. Wird man vom R Variant überholt, kann man den Heckspoiler sowie die Chrom-Endrohre in Vierfach-Ausführung bewundern.
Im Innenraum herrscht großteils gewohnte Golf-Atmosphäre - abgesehen von Klavierlack-Zierelementen und eine subtilen, sanft-blauen Ambientenbeleuchtung. Die Verarbeitung ist hochwertig, die Materialien könnten im Top-Modell allerdings einen Hauch mehr Luxus ausstrahlen. Ein unten abgeflachtes Sportlenkrad aus Leder ist jedenfalls serienmäßig.
Den notwendigen Platz für das Urlaubsgepäck oder für den Spontan-Mountainbike-Trip hält der Golf R Variant mit über 1.620 Liter maximalem Kofferraumvolumen bereit, steht die Rückbank aufrecht, sind es immerhin 605 Liter.
Im Fond sitzt man angenehm und mit ausreichend Platz, zwei Riesen sollten allerdings nicht hintereinander sitzen. Die Top-Sportsitze im R-Modell sind straff und bequem. Auf der Rennstrecke wie beim Einkaufstrip bieten sie exzellenten Seitenhalt und Langstreckentauglichkeit.
Der Golf R verbindet Rennstrecken-Fahrspaß mit Praxistauglichkeit und geht dabei keine Kompromisse ein. In 5,1 Sekunden knackt der Power-Kombi aus dem Stand die 100-km/h-Marke. Mit einer neu-entwickelten Launch-Control und dem 6-Gang-DSG an Bord fühlt sich man sich wie beim Raketenstart.
Der R-Variant schiebt unaufhörlich nach vorne, der Kopf wird dabei rücksichtslos in die Kopfstütze gepresst. Im Vergleich zu seinen direkten Konkurrenten bringt der grundsätzlich allradgetriebene Golf R seine Power auch mühelos auf die Straße.
Fast Schlupf-frei fährt der Golf aus dem Stand an und beschleunigt bis Tempo 250, dann kommt die elektronische (Spaß-)Bremse. Laut VW-Experten wurde der Golf R Variant auf der hauseigenen Teststrecke allerdings schon mit 270 km/h „geblitzt“. Man bedenke, dass man immer noch in einem Kombi der Kompaktklasse sitzt.
Die elektronisch gesteuerte Haldex-Kupplung der neuesten Generation bewirkt im neuen Golf R Variant wahre Wunder. Untersteuern kennt der Golf R praktisch nicht. Lediglich bei äußerst motivierter Fahrweise tendiert der Kombi zum leichten Schieben über die Vorderachse.
In jeder Fahrsituation wirkt der Golf R ruhig und gelassen. Ein Quietschen der Seriensportreifen wird nur durch scharfes Anpendeln am Kurveneingang erzeugt. Die Hinterachse lenkt zwar, bei komplett (!) deaktiviertem ESP, was den R-Modellen vorbehalten bleibt, intuitiv leicht mit, bleibt aber durch die faszinierende Traktion am Kurvenausgang immer stabil.
Der Golf R Variant bietet zudem ein um 20 mm tiefergelegtes Sportfahrwerk. Die variablen Dämpfer machen ihn im „Comfort“-Modus zum Langstrecken-Cruiser und lassen den Wolfsburger sanft über das Asphaltband gleiten. Im „Race-Mode“ verleihen sie dem Fahrer, egal ob Haus- oder Rennstrecke, viel Vertrauen und lassen einen die knapp 1,6 Tonnen Leergewicht kaum spüren.
Eine Maximalleistung von 300 PS und ein Drehmoment von 380 Nm kitzelte die R-GmbH aus 2 Litern Hubraum und vier Töpfen heraus. Abrufbar ist das Drehmoment von 1.800 bis 5.500 Touren, dies sorgt für einen äußert breites nutzbares Drehzahlband.
Der Golf im Wolfspelz bietet damit Sportwagenperformance und jedes Überholmanöver dauert nur einen Wimpernschlag. Doch das beste Erlebnis bietet der Sound des Vierzylinders: satt, laut und kernig.
Im Race-Modus wird das ganze Klangvolumen ausgeschöpft und das Triebwerk brodelt dumpf vor sich hin. Hin und wieder knattert dann der Auspuff beim Zurückschalten und das Grinsen des Fahrers wird immer größer. Jeder Tunnel mit dem Variant wird zum O-R-chester.
Darunter leidet dannunweigerlich der Verbrauch. Ein neu-entwickelter Abgaskrümmer sorgt allerdings für etwas sparsameres Verbrennen. Der angepeilte ECE-Verbrauch von 7,0 Liter ist bei bauart-bedingter Fahrweise eher Wunschdenken. Bei beherzter Gangart und im Sportmodus stehen wohl zwei Stellen vor dem Komma.
Der Basispreis für den Golf R Variant liegt bei saftigen 50.180 Euro. Wer seinen R-Variant noch mit Leder-Ausstattung, Panorama-Glasschiebedach oder großem Sound-System weiter upgraden möchte, kann hemmungslos noch tiefer in die Tasche greifen, die Aufpreisliste ist üppig. Die Auslieferung der R-Variant-Modelle ist im Juli geplant.