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Zukunftsträchtig

Mit Brennstoffzelle an Bord kann der Hyundai Nexo auch ohne schweren Batteriespeicher elektrisch und damit lokal emissionsfrei fahren. Erster Test.

mid/HPH

Als neues Flaggschiff für seine schnell wachsende Flotte von Elektroautos bringt Hyundai im Sommer 2018 den Nexo als kompaktes SUV mit einer Brennstoffzelle zur Stromerzeugung. Damit sind schon heute ohne schwerlastige Batteriespeicher rein elektrische Reichweiten von mehr als 600 Kilometer möglich.

Für eine Mobilität ohne lokalen Ausstoß schädlicher Abgase und Partikel gilt der Einsatz einer Brennstoffzelle aktuell als beste Technologie. Ganz nebenbei gilt sie unterm Strich auch als CO2-ärmer und damit klimafreundlicher als batterieelektrische Fahrzeuge, weil die Herstellung und Entsorgung von Batterien extrem energieaufwändig ist. Und befreit von Kabel und Stecker kann man auch ein Elektroauto wie gewohnt in nur wenigen Minuten wieder komplett auftanken.

Während europäische Hersteller mit dem Einsatz der Brennstoffzelle noch immer zögern und für ein erstes Modell in Großserie wohl noch ein paar Jahre brauchen, entwickelt sich der Wettbewerb auf diesem Gebiet zu einem Zweikampf zwischen den Technologiezentren in Japan und Korea. Immerhin schickt Hyundai mit dem Nexo bereits die zweite Generation eines SUV mit dieser umweltfreundlichen Technik an den Start. In Europa hat aktuell nur noch Toyota mit der Limousine Mirai ein Auto mit Brennstoffzelle im Programm, Honda bietet seinen Clarity Fuel Cell vorerst nur in Japan und den USA an.

Hatte Hyundai 2013 für sein erstes Elektroauto mit Brennstoffzelle das kompakte SUV ix35 mit dieser Technologie quasi nachgerüstet, so wurde der Nachfolger von vornherein auf einer neuen Plattform eigens dafür entwickelt. Als Ergebnis schickt man ein attraktives Elektroauto mit großer Reichweite, aber ohne zentnerschwere Akkus und stundenlange Ladezeiten an den Start. Ein solches SUV hat bisher kein anderer Hersteller im Programm. Mit einer Länge von 4,67 Meter wurde aber auch der Nexo wieder als kompaktes SUV positioniert. Der Basispreis für das neue SUV mit Brennstoffzelle dürfte wohl bei knapp 65.000 Euro liegen.

Der Elektromotor stellt für den Nexo eine Leistung von 120 kW/163 PS und ein Drehmoment von 395 Newtonmeter bereit. Damit beschleunigt er in 9,2 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und erledigt den Zwischenspurt von 80 auf 120 km/h in 7,4 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 179 km/h angegeben, der Verbrauch auf 100 Kilometer mit knapp einem Kilo Wasserstoff. Mit einer Tankfüllung von 6,33 Kilo Wasserstoff soll die Reichweite für den Nexo bei rund 600 Kilometer liegen, allerdings gemessen nach einem Fahrzyklus, der die Bedingungen des Alltagsbetriebs nicht im vollen Umfang berücksichtigt. Gegenüber dem Vorgänger ix35 wäre das aber eine Steigerung um mehr als 200 Kilometer.

Mit der neuen Generation der Brennstoffzelle wurden deren Bauteile kleiner, leichter und leistungsstärker. Dadurch konnte man den Wirkungsgrad bei der Umwandlung von Wasserstoff in elektrischen Strom verbessern und damit den Verbrauch von Wasserstoff reduzieren.

Auch die Kaltstartfähigkeit der Brennstoffzelle wurde deutlich verbessert, insbesondere bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Durch die optimierte Technik lässt sich das Fahrzeug auch bei minus 30 Grad noch sicher starten. Die knapp 6,3 Kilo Wasserstoff werden jetzt in drei gleichgroßen Tanks unter dem Kofferraum gespeichert, statt wie bisher in zwei mit unterschiedlicher Größe.

Im Gegensatz zu einem Elektroauto mit Batteriespeicher wird in einem Elektroauto mit Brennstoffzelle der elektrische Strom direkt an Bord erzeugt. Zwar fahren beide E-Autos rein elektrisch, doch statt eines zentnerschweren Akkus nimmt ein Fahrzeug mit Brennstoffzelle als Energiespeicher nur wenige Kilogramm Wasserstoff an Bord.

Und statt den leeren Akku wieder stundenlang an der Steckdose aufzuladen, reicht bei dieser Technik ein kurzer Tankstopp an einer Zapfsäule für Wasserstoff - und schon nach drei bis vier Minuten hat man die volle Reichweite wieder zur Verfügung. Den Strom für den Antrieb liefert die Brennstoffzelle, die den Wasserstoff auf Abruf wie ein Kraftwerk in die gerade benötigte Menge elektrischer Energie umwandelt. Der dafür nötige Sauerstoff muss nicht mitgeführt werden, denn der ist in der Luft reichlich vorhanden.

Als willkommener Nebeneffekt wird die aus der Umgebung angesaugte Luft dabei gereinigt. Bei gleicher Fahrstrecke werden so die Abgase von zwei Fahrzeugen mit Dieselmotor eliminiert und die Feinstaubpartikel aus der Luft gefiltert. Diese Technologie spart Platz im Auto und vor allem viel Gewicht. Wie viel das in der Praxis sein kann, zeigt ein Vergleich mit dem neuen Opel Ampere-e, der zwar rund 380 Kilometer weit rein elektrisch fährt, dafür im Unterboden aber satte 370 Kilo Batterielast mit sich rumschleppen muss.

Dagegen kann schon heute eine Brennstoffzelle aus rund acht Kilo Wasserstoff den Strom für eine Fahrtstrecke von bis zu 1.000 Kilometer liefern. Dabei entstehen auch keine Abgase, denn die Umwandlung läuft völlig emissionsfrei ab. Wenn der Wasserstoff seine elektrische Energie in der Brennstoffzelle abgibt, tröpfelt aus dem Auspuff lediglich eine minimale Menge Wasser auf die Fahrbahn.

Bei ersten Testfahrten in Korea überzeugt der Nexo mit einem ausgewogenem Fahrverhalten und einer komfortablen Fahrwerksabstimmung. Der Elektromotor stellt ein sattes Drehmoment bereit und beschleunigt auch im Zwischenspurt noch zügig.

In der Praxis bleibt die sportliche Fortbewegung aber wohl eher die Ausnahme, denn der Nexo erzieht seinen Fahrer eher zum entspannten Cruisen. Mit 6,3 Kilo Wasserstoff in den Tanks dürfte bei entspannter Fahrweise im Alltagsbetrieb eine Reichweite von 600 Kilometer durchaus machbar sein.

Mit 2,79 Meter Radstand bei 4,76 Meter Außenlänge und 1,86 Meter Breite bietet der Nexo den Passagieren viel Platz im Innenraum, dazu bequeme Sitze und auch im Fond noch eine komfortable Beinfreiheit. Dabei wurde der Innenraum klar und übersichtlich gestaltet. Das Gepäckabteil bietet 460 Liter Ladevolumen und lässt sich durch die jetzt umlegbaren Sitzlehnen variabel auf 840 Liter vergrößern. Ein neues Cockpit unterstreicht den Hightech-Charakter des Fahrzeugs, das große digitale Display nimmt die halbe Fahrzeugbreite ein.

Dazu gibt es eine Reihe neuer Assistenzsysteme, die Hyundai erstmals im Nexo vorstellt, darunter eine Weiterentwicklung des Toten-Winkel-Warners, der jetzt über eine Weitwinkelkamera bei einem geplanten Spurwechsel die Fahrzeugumgebung auf das Fahrerdisplay überträgt. Erstmals wird auch ein Spurhalteassistent der neuesten Generation eingesetzt, der das Fahrzeug auf Autobahnen und Landstraßen bis Tempo 145 km/h automatisch immer in der Mitte der Fahrspur hält. Und als erstes Hyundai-Modell kann der Nexo auch ohne Fahrer an Bord selbstständig ein- und ausparken. Ein Signal vom Fahrzeugschlüssel reicht - und das Auto findet wie von Geisterhand gesteuert auch in die kleinste Parklücke.

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