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Erste Testfahrt mit dem Bestseller-Facelift

Wenn Seat am Ibiza und seinem höhergelegten SUV-Bruder Arona schraubt, ist das jedes Mal eine große Sache. Denn es ist keine Übertreibung zu sagen, dass mit diesen Autos der Erfolg der ganzen Marke steht oder fällt. Über 40 Prozent der Gesamtverkäufe entfallen auf die beiden kleinen Spanier. Da darf man beim Update keine Fehler machen … hat man aber auch nicht, wie eine erste Ausfahrt in und um Bilbao gezeigt hat.

Und wie macht man am besten nichts falsch? Richtig: Indem man wenig ändert. Manchmal ist weniger eben tatsächlich mehr. Beim Außendesign des Ibiza und auch des Arona beispielsweise. Beide waren schon vorher schnittig und alles andere als angestaubt, also wurde auch nur behutsam geliftet. Tatsächlich muss man wohl schon Kenner sein, um die Neuen beim Vorbeifahren als solche identifizieren zu können: Am auffälligsten sind wohl die neuen Scheinwerfer und Leuchten – jetzt ausnahmslos in LED-Technik gehalten. Auch an den Schürzen wurde etwas geschnippelt. Vor allem aber gibt’s für die beiden Kleinen jetzt natürlich die neuen Marken-Logos samt Modell-Schriftzug in Handschrift-Optik am Heck. Dazu noch neue Felgen und drei neue Lackierungen, wobei „Saphire Blue“ und „Asphalt Blau“ für beide Autos zu haben sind, während „Dark Camouflage“ dem Arona vorbehalten bleibt. Dieser bekam zudem eine neue Ausstattungslinie spendiert, die ihm einen etwas hemdsärmeligeren Look verpasst und seinen SUV-Charakter stärker hervorstreichen soll: Xperience. Außerdem kann das Dach des Arona jetzt nicht nur in kontrastierendem Nacht Schwarz oder Magnet Grau, sondern auch in neuem Weiß lackiert werden.

Interieur & Technologie
Deutlich auffälliger sind die Neuerungen im Innenraum, wo nun beispielsweise fein anzugreifende Softtouch-Materialien das schnöde Hartplastik auf dem Armaturenbrett des Vorfacelift-Modells abgelöst haben oder die Farben der neuen Luftdüsen-Umrandungen Aufschluss über die gekaufte Ausstattungslinie geben. Darüber hinaus warten viele Features, die aus einer Klasse höher an Ibiza und Arona weitergereicht wurden: Das mannigfaltig konfigurierbare Digital-Cockpit mit 10,25“-Screen etwa kennt man ebenso schon aus dem Leon wie das Infotainment-System, das mit einem serienmäßig 8,25 und optional 9,2 Zoll großen Screen daherkommt, der nun oben auf den Armaturenträger aufgesetzt ist. Findet so mancher zwar nicht unbedingt hübsch, es ist allerdings nicht von der Hand zu weisen, dass der Screen somit nun deutlich näher am natürlichen Blickfeld des Fahrers und somit ergonomischer positioniert ist.

Natürlich wurde aber nicht nur die Hard-, sondern auch vieles von der Software von „oben“ nach „unten“ weitergereicht. Zum Beispiel die Sprachsteuerung, die mittels „Hola, Hola“ aktiviert werden kann, volle Smartphone-Kompatibilität mittels Apple Carplay und Android Auto sowie diversen Fernsteuerungs- und -diagnose-Möglichkeiten über die Seat Connect App.

Darüber hinaus wurden noch diverse Kleinigkeiten verbessert. Die nach wie vor soliden Stühle sind etwa mit neuem Stoff bezogen, das Lenkrad ist ab höheren Ausstattungslinien mit Leder bezogen, auf der Rückbank des Arona wurde bei Top-Ausstattungen eine Interieur-Beleuchtung hinzugefügt. Das Platzangebot – sowohl für Menschen als auch fürs Gepäck, blieb gleich.

Auch bei der aktiven Sicherheit wurde alles auf Stand gebracht. Heißt: Ibiza und Arona fahren nun auf Wunsch auch teilautonom und sind generell mit Seats komplettem, aktuellem Assistenz-Aufgebot zu haben; vom Spurhalte-Assistenten bis zum adaptiven Tempomaten, der neuen Verkehrsschild-Erkennung und der ebenso neuen Fernlicht-Automatik.

Antriebe und Fahreindrücke
„Normalerweise“, wenn man im Jahr 2021 von einem Facelift erzählt, käme an der Stelle jetzt irgendwas über die neuen Mild-Hybrid-Motoren, die vielleicht etwas später kommenden PHEVs oder Vollhybride und vielleicht sogar eine Aussicht auf ein voll-elektrisches Derivat. Nicht so hier, bei Seat. Alle Motoren müssen ganz ohne elektrische Hilfe den Vortrieb besorgen. Die Frage nach dem „Warum“ beantworteten die Verantwortlichen ganz einfach: Es gibt nichts passendes im Konzernregal. Und einen Alleingang kann und will sich Seat hier nicht leisten – den machen sie nämlich mehr oder minder schon beim Thema Erdgas, an der sie nach wie vor festhalten. Da wie dort wird also auch weiterhin ein 1.0-TGI CNG-Motor mit 66 kw (90 PS) und bis zu 160 Nm Drehmoment angeboten, jeweils gekoppelt an ein manuelles Sechsgang-Getriebe.

Davon abgesehen wartet im Ibiza ein Einstiegsmotor mit drei Zylindern, keinem Turbolader, 59 kW (80 PS) und 93 Nm Drehmoment. Er ist der aktuelle Top-Seller und wird das wohl auch bleiben: Über 50 Prozent der Käufer in Österreich greifen zu diesem Motor wenn sie einen Ibiza kaufen. Darüber rangieren sodann ausnahmslos Turbo-Benziner (ja, Diesel gibt es keinen). Zwei davon noch mit drei Zylindern (70 kW/95 PS mit manueller Fünfgang-Box oder mit 81 kW/110 PS und Sechsgang-Getriebe oder 7-Gang-DSG) und einer mit vier Töpfen. Er ist ausnahmslos mit der Siebengang-Doppelkupplung zu haben und bringt es auf stolze 110 kW/150 PS.

Selbst fahren konnten wir dabei den Arona mit Top-Motor und den Ibiza mit dem stärksten Dreizylinder, also mit 81 kW/110 PS und Handschaltung. Fangen wir beim Ibiza an: Nach einer rund drei Stunden langen Fahrt durch Innenstädte, wunderschöne Landstraßen und ein bisschen Autobahn haben wir den kleinen Dreiender wirklich lieb gewonnen. Wenn wir so an die ersten Dreizylinder denken, die vor ein paar Jahren auf den Markt kamen … da hat sich wirklich viel getan. Keine Spur von übermäßigen Vibrationen, dem Gefühl ständig kurz vorm Absterben zu fahren oder dem Drang ihn andauernd auszudrehen, auf dass zumindest ein bisserl was weiter geht. Nein: Der 110 PS starke Motor hat mit dem Ibiza leichtes Spiel und passt mit seiner durchaus quirligen Charakteristik bestens zum kleinen Spanier. Das liegt auch am gut zu schaltenden und fein abgestuften Getriebe und der soliden Lenkung.

Dann doch noch ein gutes Stück souveräner ist aber freilich die Kombination aus Vierzylinder-Topaggregat und DSG-Getriebe, wie wir es im etwas schwereren (+ 40 kg Eigengewicht mit dem 95-PS Dreizylinder) Arona ausprobieren konnten. Wo der Dreizylinder akustisch irgendwo zwischen unauffällig und markant in den Innenraum tönt und „mehr als ausreichende“ Leistung bietet, gibt sich der Vierzylinder als seidenweiches Kraftpaket, mit dem man im Sport-Modus sogar die eine oder andere Landstraße ein bisserl attackieren kann, wenn es mal wieder sein muss. Aber immer dran denken: Es hat schon seinen Grund, warum Cupra mittlerweile eine eigene Marke geworden ist. „Sportwagen“ sind Arona und Ibiza nie. Aber das ist ja auch gut so. Sie dienen – so Seat Österreich – vor allem als Magnet für bis dato entweder Marken-fremde oder noch ganz autolose Junge, die in Folge nicht selten auf andere, teurere Konzernmarken umschwenken. Dass also Luft nach oben ist, hat System.

Das merkt man auch bei den Preisen. Da tat sich nämlich trotz aller aktuellen Marktentwicklungen überraschend wenig. Die beliebten Austria-Editions und somit Basis-Ausstattungen beispielsweise starten auch nach dem Facelift, ganz wie davor, bei 12.990 für den Ibiza und 16.990 für den Arona und sind auch nach wie vor als „Fast Lane“-Modelle zu haben (Neuwagen innerhalb von 21 Tagen abholbereit). Doch auch darüber gab es nur wenig Bewegung bei den Preisen. Beide Autos sind also nach wie vor kompetitiv und fair bepreist. Die neue Xperience-Ausstattung für den Arona etwa startet mit 70 kW/95 PS-Motor bei 24.390,- Euro, während beim Ibiza mit stärkstem Motor, DSG und FR Vollausstattung bei 24.590,- Euro auch bereits das Ende der Preis-Fahnenstange erreicht ist.

Technische Daten:

Seat Ibiza 1.0 MPI
Hubraum | Zylinder: 999 cm3 | 3
Leistung: 80 PS (59 kW)
Drehmoment: 93 Nm bei 3.700–3.900/min
0–100 km/h | Vmax: 15,3 s | 170 km/h
Getriebe | Antrieb: 5-Gang man. | Vorderrad
Ø-Verbrauch | CO2: 5,3 l S | 121 g/km (EU6d)
Kofferraum | Zuladung: 355 l | 520 kg
Basispreis | NoVA: 12.990 € (inkl.) | 2 %

Seat Arona 1,5 TSI DSG ACT
Hubraum | Zylinder: 1498 cm3 | 4
Leistung: 150 PS (110 kW)
Drehmoment: 250 Nm bei 1.500–3.500/min
0–100 km/h | Vmax: 8,4 s | 210 km/h
Getriebe | Antrieb: 7-Gang aut. | Vorderrad
Ø-Verbrauch | CO2: 6,2 l S | 140 g/km (EU6d)
Kofferraum | Zuladung: 400 l | 502 kg
Basispreis | NoVA: 24.790 € (inkl.) | 6 %

Das gefällt uns: sinnvoll aufgewertet, preislich stabil geblieben
Das vermissen wir: eine Cupra-Version Ibiza ala Fiesta ST und i20 N
Die Alternativen: VW Polo, Ford Fiesta, Renault Clio, Hyundai i20 etc., bzw. Opel Mokka, VW T-Cross, Toyota Yaris Cross, Hyundai Bayon etc.

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