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Nutzfahrzeugjahr 2015 - neue Modelle

Dicke Dinger

Der Blick in die Glaskugel offenbart: Bei den Nutzfahrzeugen geht es 2015 mit Volldampf weiter. Neue Sicherheitsstandards sind gefordert.

Text und Fotos: Wolfgang Tschakert/mid

Die europäischen Nutzfahrzeug-Hersteller können sich nicht beklagen. Trotz der Russland-Ukraine-Krise und schleichender Währungskrise wurden 2014 in Europa mehr Nutzfahrzeuge abgesetzt als im Vorjahr: In den ersten zehn Monaten dieses Jahres legten die Neuzulassungen von Lkw und Omnibussen um 9,8 Prozent zu.

Die leichten Nutzfahrzeuge, Transporter und Vans, legten um 10,3 Prozent zu, mittelschwere und schwere Lkw verkauften sich um 12,9 Prozent besser.

Lkw-Marktführer Mercedes-Benz hat sein Produkt-Feuerwerk nach zwei Jahren ununterbrochener Truck-Premieren endgültig abgeschlossen. Alle Klassen werden mit neuen oder modernisierten Lkw bedient; inklusive neuer Sicherheitstechnik. Jeder Mercedes-Lkw wird mit einem Notbremsassistenten bestückt, denn ab 2015 ist der in Europa für alle neu zugelassenen Lkw Pflicht.

Das System "ABA 3" geht dabei weit über die gesetzlich geforderten Lösungen hinaus. Es soll bis 60 km/h alle Auffahrkollisionen selbst bei stehenden Hindernissen verlässlich verhindern. Und weil man für die IAA Nutzfahrzeuge im Herbst 2014 noch einen Aufreger brauchte, stand der autonom fahrende "Future Truck" (Bild oben) im Scheinwerferlicht - ein Statement der Konzernstrategen, wohin künftig die Lkw-Entwicklung geht.

Zufriedene Gesichter also in der Branche? Nicht ganz: Der Münchener Lastwagen-Hersteller MAN hat für drei Werke Kurzarbeit beantragt. Eine der beiden Lkw-Töchter des VW-Konzerns hat vor allem mit hausgemachten Problemen zu kämpfen. Die Baureihen der Münchner stehen, anders als bei der Konkurrenz, samt und sonders zur Erneuerung an - und der Wettbewerb wird nicht leichter. Die Techniker arbeiten unter Hochdruck an den MAN-Nachfolgemodellen - wie etwa einem Hybrid TGX (Bild oben) -, aber vor 2017 ist nicht mit ihnen zu rechnen.

Die schwedischen Konzern-Kollegen von Scania - ebenfalls eine VW-Tochter - sind da schon weiter. Hier sollen die Neuentwicklungen spätestens 2016 an den Start gehen. Was heute bereits feststeht: Die Getriebe der Schweden sollen künftig auch in MAN-Produkten Verwendung finden.

Alle reden von Größe: Der schwedische Lkw-Gigant Volvo Trucks schickt sich an, gemeinsam mit dem chinesischen Joint-Venture-Partner Dongfeng die Position des Lkw-Weltmarktführers zu erobern. Und in Europa arbeitet man beharrlich weiter an fortschrittlichen Lkw-Konzepten.

Jüngst hatte Volvo mit dem neuen Schwer-Lkw "FH" von sich reden gemacht. Die erste Einzelradaufhängung für schwere Serien-Lkw, das erste Doppelkupplungsgetriebe für Schwerfahrzeuge - die Schweden bieten Feinkost-Technik und vieles mehr. Der stärkste Serien-Lkw mit 750 PS und 3.550 Newtonmeter Drehmoment aus 16 Liter Hubraum stammt aus Göteborg, und im nächsten Jahr sollen auch die 13-Liter-Sechszylinder noch kräftiger werden. Der Hersteller spricht von bis zu 2.800 Newtonmeter Drehmoment und noch schnelleren Achsen, um die Marschdrehzahlen der Fernverkehrs-Trucks fast auf Leerlauf-Niveau zu senken.

Bei DAF steht der Geräuschpegel im Fokus. 2015 wollen die Niederländer mit einem besonders leisen Verteiler-Lkw auf den Markt. Der "CF Silent", ein Schwerfahrzeug für die Distribution, gilt nach niederländischen Normen als "geräuscharmer Lkw". Schaltet der Fahrer in Wohngebieten auf den speziellen "Silent"-Modus, reduziert sich der emittierte Geräuschpegel auf maximal 72 Dezibel. Damit können Lkw ihre Güter in innerstädtischen Bereichen be- und entladen, wo während der Nacht strikte Lärmbeschränkungen gelten.

Mit größeren Umwälzungen ist eher in der leichten Nutzfahrzeug-Liga zu rechnen. Für Klassenprimus Volkswagen wird 2015 zu einem wichtigen Transporterjahr. Zwei Premieren gelten als ausgemacht. Den Auftakt macht der neue Caddy zum Genfer Salon im Frühjahr. Bei den bewährten Fahrzeugformaten wird es bleiben, das Outfit wird sich an der neuen Golf-Optik orientieren.

Größere Veränderungen sind an der technischen Plattform des Stadtlieferwagens zu erwarten, die jetzt auf dem neuen MQB-Baukasten (Modularer Querbaukasten) basiert. Wird es den 1,4 Liter kleinen Dreizylinder-TDI als Einstiegsmotorisierung für den neuen Caddy geben? Vermutlich ja, 55 kW/75 PS oder 66 kW/90 PS und rund 200 Newtonmeter Drehmoment bringen ihn locker auf Trab.

Später im Jahr löst der neue VW-Transporter T6 das Erfolgsmodell T5 ab. Gleichzeitig wird auch der Multivan erneuert, eine erste optische Verkostung durfte man jüngst im Oktober auf der IAA Nutzfahrzeuge erleben. Die gezeigte "Tristar"-Studie (Bild links) gibt Orientierung und macht klar, dass VW den erfolgreichen Transporter nicht neu erfinden wird - warum auch?

Die neue Generation zeigt Ecken und Kanten, ein zweiter Kühlergrill zieht die Frontoptik in die Breite. Und schärfer geschnittene Scheinwerfer dynamisieren das Profil, das den erfolgreichen T5 nicht alt aussehen lässt - ein VW ist eben ein VW. Unter der Motorhaube wird auch künftig ein Zweiliter-TDI werkeln. Eine neue Spitzenmotorisierung gilt als ausgemacht: ein Bi-Turbo mit 150 kW/204 PS und 450 Newtonmeter Drehmoment. Die Abgasnorm Euro 6 wird mit SCR-Kat und Partikelfilter erfüllt. Viele Neuerungen wird der Innenraum bieten, hier wagen wir nur eine Prognose: Das Thema "Connectivity" wird eine bedeutende Rolle spielen.

Auch in der Transporter-Fraktion von Mercedes-Benz wird schon wieder unter Hochdruck gearbeitet. Ob es dann einen Sprinter geben wird, der bis ins Segment der trendigen Siebentonner reicht? Nutzlaststärkere Leicht-Lkw bis 7,49 Tonnen sind gefragt, denn der deutsche Verkehrsminister bittet ab 2015 Lkw ab 7,5 Tonnen zur (Maut-)Kasse.

Und nochmal ein Blick zum Transporter: Die Zusammenarbeit von Daimler und Volkwagen bei den Großtransportern läuft 2016 aus, und VW entwickelt einen konzerneigenen Nachfolger für ihren Crafter. Der soll schon 2016 marktfähig sein und wird in einem neuen polnischen Werk nahe Posen gebaut. Alle Zeichen deuten darauf hin, dass sich der neue Crafter sogar als kleiner Lkw nutzlaststark ins mittelschwere Segment (7 t zGG) wagt.

Dort hat sich der Wettbewerber Iveco als Trendsetter breit aufgestellt. Der moderne Klein-Lkw Daily rückt den klassischen 7,5-Tonnern mit Nachdruck auf den Pelz. Der Daily lässt sich zum mittelschweren 7,2-Tonner aufrüsten und darf auf seinem Leiterrahmen dann bis zu vier Tonnen tragen. Seinen leistungsstarken Diesel-Vierzylinder findet man übrigens auch beim Konkurrenten Fuso Canter aus dem Daimler-Konzern. Auf die neue Achtgang-Automatik des Daily, sie soll 2015 verfügbar sein, darf man gespannt sein.

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