
Erster Blick auf den Mercedes GLC F-Cell | 24.03.2018
Strom-Produzent
F-Cell - diesen Beinamen tragen bei Mercedes die Brennstoffzellen-Fahrzeuge. Erstes Exemplar ist der GLC F-Cell. Wir sehen ihn uns näher an.
mid/brie
"F-Cell", diesen Beinamen tragen bei Mercedes künftig Autos, die Wasserstoff tanken und daraus mithilfe der Brennstoffzelle elektrischen Strom produzieren, der dann den Elektromotor quicklebendig werden lässt.
Zum Einstieg in seinen Vortrag nennt Prof. Dr. Christian Mohrdieck, der bei Mercedes die Entwicklung der Brennstoffzellen-Systeme leitet, Megatrends, die das Fahrzeug und die Mobilität der Zukunft bestimmen und stellt den Begriff CASE in den Raum. Jeder Buchstabe steht für ein eigenes Schlagwort. C für Connected, A für Autonom, S für Shared und Services (heutiges Fallbeispiel: die Kurzzeit-Mietwagen von car2go) und E für Elektrifizierung und Hybridisierung der Antriebe.
Auf dem Weg dorthin setzt Daimler auf drei Säulen: Weiterentwicklung hocheffizienter Verbrennungsmotoren, Hybridisierung und schließlich lokal emissionsfreie Antriebe mit Batterie oder Brennstoffzelle. Nach diesem Schwenk in die Zukunft wird Mohrdieck konkret, welches F-Cell Modell bei Mercedes als nächstes über die Rampe geschickt wird. Es ist der GLC, dessen Entwicklungsstand als Brennstoffzellen-Variante dem Herrn Professor sichtlich Freude bereitet.
Denn er kann nicht nur vermelden, dass die komplette Technik noch effizienter arbeitet. Einen Großteil seines Stolzes generiert der Technik-Chef aus der Tatsache, dass die Antriebstechnik des F-Cell die Architektur des konventionellen GLC optimal nutzt. Zum Beispiel: Der klassische Mitteltunnel der Karosserie beherbergt einen zusätzlichen Wasserstofftank, außerdem können die vorhandenen Anbindungspunkte des Verbrennungsmotors auch für das Brennstoffzellenaggregat verwendet werden. Das spart Kosten und fördert auch den Einsatz in anderen Modellen mit dem Stern auf der Haube.
Klar: Der Erfolg für diese Energieform wird sich nur einstellen, wenn das lückenhafte Netz der Wasserstoff-Tankstellen endlich feinmaschiger wird. Immerhin soll es bis 2023 möglich sein, das begehrte Gas an zehn Mal so vielen Tankstellen zu zapfen. Zudem soll den künftigen Kunden des F-Cell die Angst vor dem Liegenbleiben dadurch genommen werden, dass der Wagen mit der voll geladenen 13,8-kWh-Batterie (die auch an der Steckdose gespeist werden kann) fast 50 Kilometer weit fährt, selbst wenn der Wasserstoffvorrat aufgebraucht ist.
Die Reichweite des Wasserstofftanks allein soll gut 400 Kilometer betragen. Die Tankzeit ist dabei mit maximal drei Minuten festgeschrieben. Zudem geht das Nachfüllen mit der international genormten Zapfpistole kinderleicht.
Die Serienproduktion des Brennstoffzellenantriebs im schwäbischen Nabern bei Stuttgart ist noch überschaubar. An sechs Werkstationen entstehen pro Woche Brennstoffzellenaggregate im einstelligen Bereich.
Aber man ist in der Produktionsstätte auf Zuwachs eingerichtet, könnte bei der freudigeren Abnahme von F-Cell-Autos entsprechend draufsatteln und in das Mercedes-Werk Bremen liefern, wo die GLC-Reihe zusammengeschraubt wird.
Und wie fährt sich der Mercedes GLC F-Cell? Wir durften als Beifahrer in einem Vorserienmodell einen ersten Eindruck gewinnen. So viel sei schon verraten: Ganz ohne Krawall geht es hurtig zur Sache. Und wenn die Leistung mal ganz schnell benötigt wird - zum Beispiel beim Überholen - dann zweigt der Antrieb für mehr Schubkraft flugs Zusatzenergie aus der Batterie ab, dann stehen satte 147 kW/200 PS zur Verfügung. Durch intelligentes Rekuperieren in Schubphasen wird der Vorrat jedoch alsbald wieder aufgefüllt.
Dazu nutzt der Wagen etliche Informationen, die er über Sensoren oder Kartenmaterial aus dem Navigationssystem bekommt. Denn der Abstand zum vorausfahrenden Auto oder der herannahende Kreisverkehr sind willkommene Gründe, beim Gaswegnehmen besonders viel Bremsenergie in der Batterie zu bunkern. Bis zum ersten authentischen Fahreindruck müssen wir noch bis Mitte 2018 warten. Dann wird Mercedes zum Test der ersten Serienfahrzeuge einladen.