
E-Fuels und HVO im Praxistest | 02.12.2022
Vorteile ohne Nachteile?
Damit, dass E-Mobilität grundsätzlich gekommen ist, um zu bleiben, gibt es mittlerweile quasi keine Diskussion mehr. Ebenso wenig darüber, dass Verbrenner erhalten bleiben werden. Was allerdings in ihren Tank fließt, ist ein tatsächlich heißes Thema. Der ÖAMTC hat sich an einen Praxistest mit E-Fuels und HVO gewagt und dabei große Vorteile bei den Emissionen, ohne Nachteile im Betrieb festgestellt.
Seit einigen Jahren schon werden strombasierte Kraftstoffe mal lauter, mal leiser, als sinnvolle Alternative zu fossilem Sprit propagiert oder forciert (wie etwa seit dem Managementwechsel auch beim VW-Konzern); sogenannte eFuels. Über das Versuchsstadium kam der Wundersprit zwar bis dato nicht hinaus, doch schon in Kürze sollen erste Großanlagen in Betrieb gehen. Eine andere Alternative zu mineralischem Kraftstoff ist der Dieselersatz HVO (Hydriertes Pflanzen-Öl). Es wird aus (pflanzlichen) Abfallstoffen gewonnen und bereits in größerem Maßstab produziert. Da wie dort gibt es natürlich auch Argumente gegen diese Alternativen. Etwa der hohe Energiebedarf für die Herstellung von E-Fuels, die eine Produktion etwa hier in Österreich schlicht unrealistisch macht. Und obgleich am Produktionsende sicherlich noch diverse Fragen zu klären und Lösungen zu finden sind, ging es dem ÖAMTC und seinen Partnern im besagten Test vor allem einmal um die Wirkungsweise des Endproduktes selbst. Also schlicht die Fragen: Funktioniert das? "Geht" das Auto nachher immer noch gut? Und kommt wirklich weniger CO2 hinten raus? Gerade bei E-Fuels fehlten dazu nämlich herstellerunabhängige Messergebnisse.
Um es nicht zu spannend zu machen, hier erst einmal die Zusammenfassung der Ergebnisse durch ÖAMTC-Cheftechniker Thomas Hametner:
"Beim Betrieb der Testfahrzeuge kam es unabhängig vom Baujahr zu keinerlei Problemen. Auch eine Erhöhung der Schadstoff-Emissionen wurde nicht gemessen." Beim Dieselersatz HVO war sogar das Gegenteil der Fall: Der Schadstoffausstoß ging im Test leicht zurück und durch die höhere Zündwilligkeit des Kraftstoffs verbesserte sich das Ansprechverhalten des Motors. Getestet wurde auf dem Laborprüfstand, um festzustellen, ob die Fahrzeuge auch ohne fossile Kraftstoffe die für die Zulassung maßgeblichen Vorgaben einhalten.
Hier das Detailergebnis des ÖAMTC im O-Ton:
Die Untersuchungen haben gezeigt, dass die synthetischen Kraftstoffe problemlos funktionieren, sofern die Modelle für den jeweiligen Sprit freigeben sind. Bei eFuels nach der EN 228 Norm für Ottokraftstoffe verhält es sich einfach, weil diese in jedem üblichen Benziner genutzt werden dürfen. Dieselmodelle wiederum müssen für HVO explizit freigegeben sein, die Zahl der Freigaben wächst aber stetig.
Bei allen Messungen konnte bestätigt werden, dass sich die Schadstoffemissionen durch die alternativen Kraftstoffe nicht verschlechtern. Allerdings standen zum Testzeitpunkt nur Prototypen-eFuels zur Verfügung, welche bereits eine gute Qualität aufweisen, aber noch nicht das volle Potenzial künstlich erzeugter Kraftstoffe ausnutzen. Die geplanten neuen Produktionsanlagen z.B. von Porsche werden weiter optimierte Kraftstoffe produzieren. Deren Aromatenanteil soll deutlich niedriger sein, so dass nach aktuellem Stand insbesondere die Partikelemissionen sinken sollten. So ist bei ideal ausgelegtem Kraftstoff sogar ein positiver Effekt auf die Luftreinhaltung zu erwarten.
Optimierte eFuels haben damit das Potenzial, bei der bestehenden Fahrzeugflotte nicht nur die CO2-Bilanz zu verbessern, sondern auch die Schadstoffemissionen zu reduzieren. Dafür müsste man nicht die Erneuerung der gesamten Flotte abwarten. Die CO 2-neutralen Kraftstoffe wären damit eine gute Ergänzung zum Markthochlauf der Elektromobilität, denn sie können parallel einen Beitrag zum Umweltschutz
leisten.
Die Tests wurden mit folgenden Fahrzeugen durchgeführt:
Mit dem eFuel-Ottokraftstoff wurden ein sechs Jahre alter Ford Fiesta, ein fünf Jahre alter VW Golf VII sowie ein aktueller Golf VIII mit neuester Motortechnik getestet. Es galt zu prüfen, ob ältere und neue Motorentechnik unterschiedlich auf den künstlichen Kraftstoff reagieren. Für die HVO-Untersuchungen wurden ein neun Jahre alter BMW 320d und ein aktueller VW Touran TDI gemessen. Beide Modelle sind explizit für paraffinische Kraftstoffe freigeben.
Modell | Baujahr | Kraftstoff / Test |
VW Golf VIII 2.0 TSI | 2022 | Benzin (E10) / E-Fuel (E10) |
VW Golf VII 1.4 TSI | 2018 | Benzin (E10) / E-Fuel (E10) |
Ford Fiesta 1.0 EcoBoost | 2016 | Benzin (E10) / E-Fuel (E10) |
BMW 320d touring BluePerformance | 2013 | Diesel (B7) / HVO 100 |
VW Touran 2.0 TDI DSG | 2022 | Diesel (B7) / HVO 100 |