
Noch ein Giftstoff in Kältemittel R1234yf | 12.04.2014
Vergfitetes Klima
Gefährlicher als bisher bekannt: das neue Kältemittel R1234yf für Klimaanlagen. Es enthält auch das extrem lungenschädliche Carbonylfluorid.
mid/ts
Das umstrittene Kältemittel für Pkw-Klimaanlagen R1234yf ist offenbar noch gefährlicher als bisher angenommen. Chemiker der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München haben jetzt nachgewiesen, dass es beim Verbrennen von R1234yf das hochgiftige Carbonylfluorid bildet.
Es reizt die Augen, Haut und Atemwege. Wird Carbonylfluorid eingeatmet, kann es schlimmstenfalls die Lungenbläschen verätzen, in den Blutkreislauf eindringen und zum Tod führen.
Bisher war lediglich bekannt, dass bei der Verbrennung von R1234yf der Giftstoff Fluorwasserstoff (Flusssäure) freigesetzt wird. Der jetzt entdeckte Stoff macht 20 Prozent der Brandgase aus und ist noch toxischer, da er leichter in den Körper eindringen kann.
"Bisherige Risikoanalysen der Hersteller des neuen Kältemittels haben Carbonylfluorid jedoch ignoriert. Angesichts unserer Ergebnisse regen wir an, die Risiken des Kältemittels R1234yf neu zu bewerten", sagt Andreas Kornath, Professor für Anorganische Chemie an der LMU München.
Aufgrund von Vorgaben der EU sind die Autohersteller verpflichtet, das neue Kältemittel für Pkw-Klimaanlagen zu verwenden. Das bisherige Kältemittel R123a ist in der EU seit dem Jahr 2011 in neuen Automodellen verboten, da es hochgradig ozonschädigend ist und damit zur Klimaerwärmung beiträgt.
Eine bessere Alternative als R1234yf wäre jedoch CO2 als Kältemittel. CO2 trägt zwar auch zur Erderwärmung bei - daher die forcierten Versuche, den Verbrauch und den damit einhergehenden CO2-Ausstatoß zu reduzieren -, aber in viel geringerem Maß.
Auch ist CO2 in der Herstellung weitaus günstiger, setzt jedoch eine neue Klimaanlagen-Technik voraus. Für die Einführung von solchen Klimaanlagen sprechen sich unter anderem Daimler und VW aus. Der Stuttgarter Autobauer schätzt, dass entsprechende Geräte Mitte des Jahres serienreif sind.