
Smartphone und Navi im Auto entschärfen? | 02.12.2016
Tödliche Ablenkung
Wer während der Autofahrt an Smartphone oder Navigationssystem herumtippt, ist eine tödliche Gefahr - für sich und alle anderen Verkehrsteilnehmer.
mid/rlo
Abgelenkte Autofahrer sind eine tödliche Gefahr - für sich und andere Verkehrsteilnehmer. Das belegen erschreckende Zahlen, die der Verkehrspsychologe Wolfgang Fastenmeier, Professor an der Psychologischen Hochschule Berlin, präsentiert.
Ablenkung ist längst Unfall-Ursache Nummer eins (in Österreich und wohl auch in Deutschland für über 30 Prozent aller Unfälle verantwortlich), obwohl Politiker nach wie vor stur die "überhöhte Geschwindigkeit" bekämpfen wollen.
Der Psychologe geht davon aus, dass sich an der tödlichen Ablenkung so schnell nichts ändern wird. Und warum? "Kurz gesagt: Wenn ich am Steuer eine SMS tippe und dabei keinen Crash baue, gehe ich davon aus, dass es beim nächsten Mal auch gut geht", so Wolfgang Fastenmeier.
Wenn es also nicht allzu viel Hoffnung auf gesunden Menschenverstand gibt - wie lässt sich das Problem dann lösen? Durch Gesetze und technische Vorgaben, meint der Verkehrspsychologe. So sei er beispielsweise dafür, dass die Bedienung von Navigationssystemen während der Fahrt nicht möglich sein sollte: "Wer ein Ziel in seinem Navi programmieren will, muss dann anhalten."
Das scheint zumutbar. Fastenmeier geht aber noch weiter: "Das gleiche gilt unter anderem auch fürs Telefonieren. Cleverer wäre natürlich eine Art automatischer Informationsmanager. Ein System, das je nach Komplexität der Verkehrssituation bestimmte Funktionen unterdrückt."
Und wie soll das in der Praxis funktionieren? "Wenn ich auf einer stark befahrenen Straße links abbiege und mich auf den Gegenverkehr konzentrieren muss, darf in diesem Augenblick kein Anruf durchgestellt werden."
Der Nutzen solcher Informationsmanager sei in Studien nachgewiesen, aber kein Hersteller habe dies bisher umgesetzt. Der Grund dafür liegt für Fastenmeier auf der Hand: "Die Technik ist noch nicht soweit. Dazu müsste das Auto ja jede Verkehrssituation zuverlässig einschätzen können." Tut es das, kann es aber auch gleich autonom fahren.
Es gibt doch schon längst Sprachbedienungen und Freisprechanlagen, diese müssten die Gefahr der Ablenkung ja eigentlich verringern? Das sieht Wolfgang Fastenmeier anders: "Das bringt keine signifikante Verbesserung. Sprachbedienung wird ja immer als Wundermittel gepriesen, weil man nicht mehr an Knöpfen oder Tasten herumhantieren muss. Aber man kann sich eben trotzdem nicht richtig auf den Verkehr konzentrieren. Die Ablenkung findet im Kopf statt."