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Elektroauto-Batterie: Revolution aus Österreich Mercedes G Kreisel Electric 2017

Quadratur des Kreisels

Die österreichischen Brüder Kreisel erfanden eine Batterie-Technik, die die Elektromobilität bei Reichweite und Ladegeschwindigkeit revolutioniert.

Text: Georg Koman
Fotos: Martin Pröll für Kreisel Electric (1), Kreisel Electric (5)

In letzter Zeit kommt Bewegung in die Elektromobilität – nicht nur aufgrund der staatlichen Kaufprämie von 4000 Euro, sondern vor allem aufgrund von Fortschritten in der Batterietechnologie. Hier waren zuletzt Reichweitensprünge von beispielsweise 190 auf 300 Kilometer oder von 250 auf 400 Kilometer zu beobachten. Allerdings ist immer die Rede von wenig praxisnahen Norm-Reichweiten, und außerdem geht da noch viel mehr. Behaupten drei Herren aus Österreich.

Die Geschichte der Brüder Kreisel klingt irgendwie nach American Dream, der sich ins oberösterreichische Mühlviertel verirrt hat: Der Vater, ein Elektrohändler, legte sich vor fünf Jahren einen strombetriebenen Renault Fluence zu. Zunächst erntete er von seinen Söhnen dreistimmiges Gelächter, nach der ersten Ausfahrt blickte er in drei offene Münder. Natürlich benötigten die Brüder als ausgebildete Maschinenbauer und Elektroniker bestenfalls wenige Sekunden, um die Batterie als Pferdefuß des Dings, „das anschiebt wie 350 PS“, auszumachen.

Eine Bestellung des „King of Strom“ (Tesla Model S) wurde wieder storniert, weil man nicht als Elektrohändler die Vorzüge regionaler Qualität predigen und als Kunde Geld nach Amerika tragen wollte, aber dessen Alleinstellungsmerkmal war trotzdem rasch analysiert: Tesla verwendet in Sachen Batterietechnik zylindrisch geformte Zellen, alle anderen Hersteller wählen Flachzellen. Zylindrische Zellen benötigen etwas mehr Bauraum, aber deren Energiedichte ist höher.

Die drei Brüder (Bild oben) begannen zu tüfteln und arbeiteten zwei entscheidende Punkte im Aufbau einer Traktionsbatterie heraus: die Verbindung der rund 6000–8000 Zellen und deren Arbeitstemperatur. Markus Kreisel – der mittlere Bruder (im Bild oben rechts) zeichnet für Marketing und Verkauf verantwortlich –: „Wir verbinden die Zellen mittels Lasertechnik, das sorgt für besseren Kontakt zwischen ihnen.“ Die geringe Laser-Temperatur verletzt die Zellen nicht wie die übliche Schweißtechnik, was den Kontakt verbessert und den Innenwiderstand senkt.

Als zweiten entscheidenden Punkt nennt Markus Kreisel das Temperatur-Management der Zellen: „Batteriezellen haben eine Wohlfühltemperatur von 25–30 Grad Celsius, in diesem Bereich entfalten sie ihren optimalen Wirkungsgrad.“ Erreicht wird das mit einer temperierten Flüssigkeit, die die Zellen umspült. Diese ist absolut ungiftig und nicht entzündlich. Im Fall eines schweren Unfalls wirkt sie sogar als Löschmittel. Als Ergebnis erhöhen sich Kapazität und mögliche Ladegeschwindigkeit entscheidend. Ein VW e-Golf mit Kreisel-Akku erreicht plötzlich eine Ladekapazität von 55,7 Kilowattstunden, massiv mehr als die soeben erst auf 35,8 kWh erhöhte Kapazität des Serienmodells. Rechnerisch ergibt sich daraus eine Norm-Reichweite von 465 statt 300 Kilometern.

Die Frage nach der Bedeutung von cleverem Lademanagement, das andere Hersteller in letzter Zeit stark in den Vordergrund rücken, beantwortet Markus Kreisel überraschend: „Weil laserverbundene Zellen unverletzt und daher völlig gleich sind, hat das Lademanagement bei unserem System lediglich passiv-überwachende Bedeutung. Es wird ja erst dort wichtig, wo Zellen ungewollt unterschiedliche Eigenschaften aufweisen.“

Und weil die Lasertechnik so schnell und effizient sei, könne man auch kostengünstiger produzieren. Kreisel: „Wir schaffen eine Kilowattstunde an Batteriekapazität in 45 Sekunden, andere brauchen dafür zwei Minuten.“ Weil man damit weltweite Aufmerksamkeit erregt, stehen die Kunden Schlange. Aus dem asiatischen Raum, aber auch aus Europa. Kreisel nennt „die drei bekannten Premium-Hersteller“, die man leicht als Audi (mit dem VW-Konzern im Hintergrund), BMW und Mercedes ausmachen kann.

Deshalb muss eine Fabrik her. Diese sieht von oben aus wie das dreiteilige Kreisel-Logo und wird noch im Frühjahr 2017 in Rainbach bei Freistadt (OÖ) eröffnet. Fürchtet man nicht, dass Kooperationspartner die geniale Kreisel-Idee bald selbst nachbauen könnten? „Zwar halten wir das Patent“, meint Markus Kreisel, „dennoch nützen wir die Zeit und errichten weitere Standbeine, wie die „Mavero“-Heimspeicher (Bild links oben) oder die Zusammenarbeit mit der Porsche Holding im Bereich von Ladesäulen“.

Heimspeicher-Module sind im Zusammenspiel mit Photovoltaik-Anlagen ein echtes Zukunftsthema, um zu Hause günstig Strom erzeugen und speichern zu können. Und die superschnellen Kreisel-Ladesäulen verfügen über integrierte Pufferspeicher nach der hauseigenen Rezeptur, um Ladespitzen abfangen zu können.

Im Jänner 2017 überraschte man in Kitzbühel mit einem Auftritt Arnold Schwarzeneggers (Bild rechts), der sich von einem elektrifizierten Mercedes G begeistert zeigte und damit in Kalifornien die Kreisel-Technik promoten will.

Arnie mit seinem Bekanntheitsgrad, seinem Netzwerk und seiner ungespielten Begeisterung für erneuerbare Energien ist als Botschafter ein Volltreffer. Marketing können die Kreisels also, aber sie sind keine Produzenten heißer Luft, sondern haben auch das Produkt, dessen Vermarktung sich lohnt.

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