
Neue Verbrauchs-Messmethode: WLTP | 03.09.2017
Realistische Werte?
Alles über die neue Prüfstandsmessung WLTP zur Festlegung des Norm-Kraftstoffverbrauchs - und was diese mit der NoVA zu tun hat.
Georg Koman; mid/rlo
Foto: ADAC/Martin Ruhdorfer
Autofahrer müssen sich auf eine neue Zeitrechnung einstellen. Denn seit dem 1. September 2017 gilt die Abgasnorm Euro 6c. Damit verbunden sind zwar keine geänderten Abgasgrenzwerte, aber ein neues Messverfahren, um festzustellen, wie viel Kraftstoff ein Auto verbraucht und ob es die Abgasgrenzwerte einhält. Vorerst gilt es für neu zu typisierende Modellreihen.
Das EU-weit (und darüber hinaus) genormte Prüfverfahren ersetzt den seit 1992 gültigen NEFZ-Test (Neuer Europäischer Fahrzyklus). Ab sofort gilt für die Typzulassung neuer Pkw der neue Labortest WLTP ("Worldwide harmonized Light vehicles Test Procedure"). Ab September 2018 ist die WLTP dann für jede Pkw-Neuzulassung verbindlich.
Der WLTP-Zyklus am Prüfstand bildet die Realität besser ab, weil er länger ist und die maximal gefahrene Geschwindigkeit steigt. Der Normverbrauchswert wird dann bei allen Fahrzeugen höher sein.
Ebenfalls am 1. September 2017 trat Euro 6d-TEMP in Kraft und damit das Real Driving Emissions-Verfahren (RDE) für neu typgeprüfte Pkw-Modelle, das erstmals die Stickoxid-Emissionen auch auf der Straße misst. Diese dürfen vorerst das 2,1-Fache des Prüfstandswertes von 60 Milligramm/Kilometer (Benziner) bzw. 80 Milligramm/Kilometer (Diesel) betragen.
Spezialfall Österreich: NoVA
Weil in Österreich die beim Neuwagenkauf fällige Verbrauchssteuer NoVA (Normverbrauchsabgabe) direkt an den CO2-Ausstoß und damit an den Normmix-Verbrauch gekoppelt ist, würde diese nach dem WLTP-Messverfahren, bei dem der Verbrauch um bis zu 20 Prozent steigt, ebenfalls steigen.
Weil das den Autofahrern gegenüber unfair wäre - schließlich ändert sich nur die Messmethode, nicht aber der tatsächliche Verbrauch der Autos - haben die österrechischen Automobil-Importeure laut deren Sprecher Günther Kerle folgende Regelung beim österreichischen Finanzministerium erwirkt: Bis Anfang 2019 werden die Normverbräuche nach WLTP und NEFZ von den Herstellern parallel angegeben, die NoVA richtet sich weiterhin nach dem bekannten NEFZ-Wert. Ab Anfang 2019 wird die NoVA dann neu aufgesetzt, die für die Autofahrer hoffentlich faire Berechnungsmethode wird bis dahin verhandelt werden.