Mercedes A 45 AMG 4Matic - im Test | 27.06.2014
Fahrverhalten, Verbrauch & Preis
Einmal über den beleuchteten AMG-Schweller die Performance-Sportsitze im Star Wars-Stormtrooper-Helmdesign geentert, kommen überhaupt keine großzügigen Platzverhältnisse auf.
Im Alltag ist das nicht von Vorteil, die Enge sorgt wohl für ein emotionaleres Fahrerlebnis. Im Innenraum wurde viel Kunststoff verchromt, Carbonlook ziert die Armaturentafel. Rote Nähte und rote Gurte runden den Auftritt fast schon italienisch ab.
Die 360 PS scheucht man noch per Dreh am Zündschlüssel auf. Böse faucht es aus allen Rohren. Besonders die ersten Meter mit kaltem Motor hören sich reizvoll rau an. Dank nicht eingesparter Temperatur-Anzeigen für Wasser und Öl lässt uns AMG wissen, dass der A 45 flott auf Temperatur kommt.
Der Vortrieb ist beeindruckend, doch irgendwie könnte man sich von 360 PS mehr erwartet haben. Es mangelt keineswegs an Leistung, im Gegenteil:der A45 teleportiert sich wie eine Flipperkugel durch das Straßenbild. Eingehüllt in seiner hohen Karosserie-Rüstung und gut wegdämmt schwindet die Tempowahrnehmung.
Motorsoundmäßig bleiben turbobedingt die Emotionen hinter den hohen Erwartungen zurück. Im Sportmodus hört sich die Sache schon besser an. Dank Klappen im Auspuff und elektronischer Spielereien hört sich AMGs Kleinster wie einer seiner großen Brüder an, wenn auch nur von hinten.
Schaltet man selbst, schießt es beim Gangwechsel wie bei einem WRC-Auto. Im Innenraum klingt dies, als würde man über Holzbretter fahren. Außen hingegen ist das wirklich interessant. Höllisch laut ebenfalls, womit wir uns an dieser Stelle bei dem freundlichen Pensionisten, einer besorgten Mutter und dem neidlosen Türsteher aus Hietzing entschuldigen wollen.
Auf die Dauer wirkt das Sounddesign zu digital und berechenbar. Etwas mehr Zufall würde Spannung ins Spiel bringen. So, wie es ist, weiß man im voraus, welche Geräuschkulisse bei welcher Drehzahl oder Gaspedastellung eintreten wird.
Das Kaliber 45 von AMG ist zum wirklich schnellen Fahren gebaut, dann passt auch die Geschwindigkeits-Wahrnehmung. Das Handling ist abartig gut, die erreichbaren Kurventempi und die Spurtreue sind grandios.
Gleichfalls perfekt: die Bremsen. Nicht nur ihre Verzögerung, sondern auch das Gefühl und die Dosierbarkeit. Einzig die Lenkung wirkt zu weich und sie dürfte ein Spur mehr Rückmeldung geben. Auch wäre etwas mehr Hecklastigkeit im Allradantrieb vergnüglicher.
Gar nicht abgehoben dagegen der Verbrauch. Lässt man den AMG an der langen Leine, bleibt man bei etwa neun Litern Super Plus.
Traditionell lang ist die Liste an Extras. Außen wie innen gibt es noch teuren Spielraum zur Individualisierung. Unser Testwagen stand mit unbescheidenen 85.666 Euro vor der Tür, der Steueranteil betrug budgetsanierungsfreundliche 20.000 Euro. Los geht es bei 49.980 Euro in der soliden, aber keineswegs überbordenden AMG-Ausstattung.
Akzent-Teile im Außenbereich aus Carbon schlagen mit 2.610 Euro ins Konto. Vielspeichen-19-Zoll-Felgen gibt es für 990 Euro, passend rote Bremssättel samt AMG-Schriftzug um 335 Euro. Das Flügerl am Heck ist erfreulicherweise nicht serienmäßig und straft das Konto mit 780 Euro. Die Performance-Sportsitze kosten 1.875 Euro.
Die Steueranpassung im März beförderte die jährliche Vergnügungssteuer um 454 auf deftige 2.045 Euro. In Deutschland wären nur 122 Euro fällig – ebenfalls fürs ganze Jahr. Ein Grund, auszuwandern?
Plus:
+ bärenstarker Antrieb
+ neutrales Fahrwerk
+ tolle Handlichkeit
+ Performance in allen Lebenslagen
+ handzahmer Verbrauch
Minus:
- nerviger Motorsound auf den Vordersitzen
- Lenkung gefühlsarm
- hoher Preis
Resümee:
Fahrleistungen auf Topniveau - Irre Leistung und Allrad sei Dank. Fahrwerk und Bremsen gefallen sehr, die Lenkung ist Geschmacksache. fast schon zu perfekt zum Fahren, hier fehlt es etwas an der der klassischen Herausforderung.
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